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Dr. Friedrich Kenner.
geboren am 28. März 1522, erhielt bei der Theilung mit seinem Onkel Georg dem Frommen am 23. Juli 1541
Bayreuth, Kulmbach und andere Besitzungen und starb unvermählt am 8. Jänner 1557.
Zierliche Goldschrift: ALBERTVS ■ MARCHIO BRANDEBVRGENSIS. Brustbild links, fast von vorne,
mit unbedecktem Kopfe, braunen Augen, kurzem rothen Haupthaare und Vollbart, das Hemd gefältelt
und mit schmaler Krause abgeschlossen, der schwarze Rock weit ausgeschnitten, darunter ein rothes
Unterkleid, auf der Brust eine Kette mit
Ring aus Goldgeflecht, das Oberkleid licht-
braun mit breitem umgelegten Kragen, beide
mit breiten schwarzen Streifen gesäumt.
Grund braun. — Katalog Nr. 3n; nach
Primisser Joachim II. (Hektor), Kurfürst,
nach Freiherrn von Sacken Albrecht, erster
Herzog von Preussen.
Copirt nach einem grösseren Bilde der
Ambrasersammlung, welches nach meiner
Vermuthung dem ersten Versuche des Erz-
herzogs Ferdinand, eine Porträtsammlung
zu bilden, angehört.1 Nach einer später in
schwarzer Farbe auf die Ruckseite der Holz-
tafel, dieses grösseren Bildes aufgemalten
irrigen Bezeichnung soll es den Kurfürsten
Joachim II. Heklor von Brandenburg dar-
stellen. Daran hielt sich Primisser. Diese
alte Angabe ist unrichtig, wie schon ein
Vergleich mit den Bildnissen des Kur-
fürsten Joachim II. in Kupferstich im Werke
Schrenckh's und Köhler's (p. 147, Taf. 38)
zeigt. Dagegen ist die- Aufschrift auf
unserem kleinen Bilde richtig.2 Es verräth
ein Alter von 25 — 30 Jahren, ist also um
1547—1552 entstanden. Kinderbildnisse
des Markgrafen und seiner Schwester Kuni-
gunde (vgl. oben Nr. 3o), beide Enkelkinder
des Herzogs Albrecht III. (IV.) und Neffe
und Nichte des Herzogs Wilhelm IV. von
Bayern, fanden sich im Besitze des Letzteren;3 wahrscheinlich sind auch unsere kleinen Bilder (Nr. 3o
und 88) nach Originalen seiner Sammlung hergestellt; der Maler ist unbekannt.
89. Johann Cicero, Kurfürst von Brandenburg, Sohn des Markgrafen Albrecht Achilles,
geboren am 2. August 1455 in Ansbach, seit 1476 Statthalter seines Vaters in der Mark, hatte hier als Fremdling
vielfache Kämpfe mit den Ständen bezüglich der Steuern zu bestehen und zugleich eine schwierige Stellung
gegen Pommern, auf das er 1493 die Lehensberechtigung aufgab, sowie gegenüber Ungarn, Magdeburg und
Lüneburg. Durch Verträge mit diesen und durch Erbeinigungen mit den sächsischen und hessischen Fürsten
gewann er ihre Hilfe gegen den Raubadel im eigenen Lande, welcher die inneren Zustände in Zerrüttung brachte;
1 Primisser, Beschreibung, S. 96, Nr. 83. — Freiherr v. Sacken, II, S. 17, Nr. 91.
2 Freiherr v. Sacken bezeichnet das obenerwähnte grossere Bild ebenfalls als Joachim II., das kleinere nach seiner
Aufschrift, obwohl es dem grösseren ganz ähnlich ist, als Albrecht von Brandenburg (II, S. 35, Nr. 3n) und bezieht es auf
den ersten Herzog von Preussen. Dagegen spricht der Umstand, dass weder die Aufschrift noch die Kleidung oder sonst
ein Abzeichen die Würde des deutschen Hochmeisters, welche dieser Albrecht bis 1525 innehatte, aber auch nicht jene
eines Herzogs von Preussen, die er 1525—1568 bekleidete, anzeigt; auch ist das Bildniss des Hochmeisters Albrecht bei
Stilltried in den Gesichtszügen von unserem völlig verschieden.
3 Fickler's Inventar Nr. 3102 und 3104. Fr. v. Reber, B, S. 21.
Nr. 89.
Dr. Friedrich Kenner.
geboren am 28. März 1522, erhielt bei der Theilung mit seinem Onkel Georg dem Frommen am 23. Juli 1541
Bayreuth, Kulmbach und andere Besitzungen und starb unvermählt am 8. Jänner 1557.
Zierliche Goldschrift: ALBERTVS ■ MARCHIO BRANDEBVRGENSIS. Brustbild links, fast von vorne,
mit unbedecktem Kopfe, braunen Augen, kurzem rothen Haupthaare und Vollbart, das Hemd gefältelt
und mit schmaler Krause abgeschlossen, der schwarze Rock weit ausgeschnitten, darunter ein rothes
Unterkleid, auf der Brust eine Kette mit
Ring aus Goldgeflecht, das Oberkleid licht-
braun mit breitem umgelegten Kragen, beide
mit breiten schwarzen Streifen gesäumt.
Grund braun. — Katalog Nr. 3n; nach
Primisser Joachim II. (Hektor), Kurfürst,
nach Freiherrn von Sacken Albrecht, erster
Herzog von Preussen.
Copirt nach einem grösseren Bilde der
Ambrasersammlung, welches nach meiner
Vermuthung dem ersten Versuche des Erz-
herzogs Ferdinand, eine Porträtsammlung
zu bilden, angehört.1 Nach einer später in
schwarzer Farbe auf die Ruckseite der Holz-
tafel, dieses grösseren Bildes aufgemalten
irrigen Bezeichnung soll es den Kurfürsten
Joachim II. Heklor von Brandenburg dar-
stellen. Daran hielt sich Primisser. Diese
alte Angabe ist unrichtig, wie schon ein
Vergleich mit den Bildnissen des Kur-
fürsten Joachim II. in Kupferstich im Werke
Schrenckh's und Köhler's (p. 147, Taf. 38)
zeigt. Dagegen ist die- Aufschrift auf
unserem kleinen Bilde richtig.2 Es verräth
ein Alter von 25 — 30 Jahren, ist also um
1547—1552 entstanden. Kinderbildnisse
des Markgrafen und seiner Schwester Kuni-
gunde (vgl. oben Nr. 3o), beide Enkelkinder
des Herzogs Albrecht III. (IV.) und Neffe
und Nichte des Herzogs Wilhelm IV. von
Bayern, fanden sich im Besitze des Letzteren;3 wahrscheinlich sind auch unsere kleinen Bilder (Nr. 3o
und 88) nach Originalen seiner Sammlung hergestellt; der Maler ist unbekannt.
89. Johann Cicero, Kurfürst von Brandenburg, Sohn des Markgrafen Albrecht Achilles,
geboren am 2. August 1455 in Ansbach, seit 1476 Statthalter seines Vaters in der Mark, hatte hier als Fremdling
vielfache Kämpfe mit den Ständen bezüglich der Steuern zu bestehen und zugleich eine schwierige Stellung
gegen Pommern, auf das er 1493 die Lehensberechtigung aufgab, sowie gegenüber Ungarn, Magdeburg und
Lüneburg. Durch Verträge mit diesen und durch Erbeinigungen mit den sächsischen und hessischen Fürsten
gewann er ihre Hilfe gegen den Raubadel im eigenen Lande, welcher die inneren Zustände in Zerrüttung brachte;
1 Primisser, Beschreibung, S. 96, Nr. 83. — Freiherr v. Sacken, II, S. 17, Nr. 91.
2 Freiherr v. Sacken bezeichnet das obenerwähnte grossere Bild ebenfalls als Joachim II., das kleinere nach seiner
Aufschrift, obwohl es dem grösseren ganz ähnlich ist, als Albrecht von Brandenburg (II, S. 35, Nr. 3n) und bezieht es auf
den ersten Herzog von Preussen. Dagegen spricht der Umstand, dass weder die Aufschrift noch die Kleidung oder sonst
ein Abzeichen die Würde des deutschen Hochmeisters, welche dieser Albrecht bis 1525 innehatte, aber auch nicht jene
eines Herzogs von Preussen, die er 1525—1568 bekleidete, anzeigt; auch ist das Bildniss des Hochmeisters Albrecht bei
Stilltried in den Gesichtszügen von unserem völlig verschieden.
3 Fickler's Inventar Nr. 3102 und 3104. Fr. v. Reber, B, S. 21.
Nr. 89.