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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0239
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

2 I I

unter dem Helme das Kurschwert mit Goldgriff. Den Hintergrund bildet ein braungelber Vorhang,
der zurückgezogen den Ausblick auf eine Reiterschlacht gewährt. Vorne links unten auf schwarzem
Täfelchen in goldener Cursivschrift: Frideric . . . ] Wilhelme] iieme Electeur\ano (sie) i6g5. — Guache-
malerei von sehr zarter Durchführung. Auf Pergament und auf Kupfer aufgezogen. Bildgrösse:
15 Cm. hoch, io-8 Cm. breit. — Katalog Nr. 914.

In Kopf und Wendung sehr ähnlich dem Gemälde im königlichen Schlosse zu Berlin von Pieter
Nason im Haag, welches sehr wahrscheinlich zur Zeit des Aufenthaltes des Kurfürsten im Haag (1665
und 1666) entstanden ist, denselben also im
45. oder 46. Lebensjahre darstellt,1 womit
das Alter auch in unserem Bilde völlig über-
einstimmt. Nach diesem Originale scheinen
die Brüder Huaut unsere Miniature mit ge-
ringen Abänderungen am Harnische und
Mantel gemalt zu haben.

93. Friedrich, erster König von
Preussen, jüngerer Sohn des Kurfürsten
Friedrich Wilhelm (Nr. 89) aus dessen
erster Ehe,

geboren zu Königsberg am 1. (11.) Juli 1657,
richtete seit dem Antritte seiner Regierung (1688)
seine Bemühungen auf die Erlangung der Königs-
würde und setzte die von seinem Vater in dessen
letzten Lebensjahren eingeschlagene ' Politik
gegen die Suprematie Frankreichs fort. Nachdem
seine Armee an dem Kriege der grossen Coali-
tion gegen Ludwig XIV. (1688 —1697) und an
dem Türkenkriege von 1697 rühmlichen Antheil
genommen, folgte im Krontractate vom 16. No-
vember 1700 die Anerkennung der Königs-
würde und die Theilnahme Preussens am
spanischen Erbfolgekriege zu Gunsten der Habs-
burger, in welchem das Heer des Königs in den
Schlachten bei Hochstädt, Blindheim (1704),
Turin (1706), Ramillies und Malplaquet (1709)
sich auszeichnete. Dagegen litten seine eigenen
Länder durch den Krieg zwischen Polen und
Schweden, da diese seine Neutralität unberück-
sichtigt Hessen. Auch im Innern folgte er der
Politik seines Vaters, gründete 1694 die Uni-
versität zu Halle, 1696 die Akademie der Künste
und 1700 jene der Wissenschaften in Berlin, brachte die Armee auf die doppelte Zahl und bildete eine Landmiliz.
Die Wirkung mancher tiefgreifenden Maassregel, um die Einkünfte zu vermehren (Aufhebung der Leibeigenschaft,
Parcellirung und Erbpacht auf den Domänen), wurde durch die glänzende Hofhaltung und die vielen Kriege, an
denen er theilnahm, vereitelt. König Friedrich starb am 25. Februar 1713. Er war dreimal vermählt: in erster
Ehe mit Elisabeth Henriette, Tochter des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Cassel, geboren am 8. November
1661, vermählt am 23. August 1679, gestorben am 27. Juni (a. St.) i683; in zweiter mit Sophie Charlotte
(Nr. 94), in dritter mit Sophie Louise, Tochter des Herzogs Friedrich von Mecklenburg-Schwerin zu Grabow,
geboren am 6. Mai 1685, vermählt am 28. November 1708, bald darauf in Trübsinn verfallen, gestorben am 29. Juli
1735. Aus der ersten Ehe entsprossen eine Tochter, aus der zweiten zwei Söhne, von welchen der jüngere,
Friedrich Wilhelm, dem Vater auf dem Throne nachfolgte.

Aus dem Nachtrage. Kniestück links, fast von vorne, in voller Rüstung, die Augen graubraun,

die Allongeperrücke und das kleine Schnurrbärtchen braun, die Rüstung goldgerändert und auf

der Brust mit geflügeltem Mascheron in Gold geschmückt, darüber das blaue Band des Hosenband-

1 Abgebildet und besprochen von Paul Seidel im Jahrbuch der königl. preussischen Kunstsammlungen in Berlin,
Bd. XI (1890), S. 119. Vgl. Woldemar von Seidlitz, I, Blatt 48.

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