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Dr. Friedrich Kenner.
Ordens;1 der rothe, mit Hermelin verbrämte und gefütterte Kurmantel ist auf der Brust mit goldener
Schliesse (darin grauer Stein) zusammengehalten und umgibt die Figur in malerischem Faltenwurfe,
der sich an der linken Hüfte über den goldenen Griff des in der Scheide steckenden Schwertes schlingt.
Die Linke ist in die Seite, die Rechte mit dem reich verzierten Marschallsstabe auf den Helm gestützt,
der nebenan auf einem blau drapirten Sockel steht; die Helmfedern sind blau und weiss. Unter dem
Helme gewahrt man die Eisenhandschuhe, dahinter den Kurhut mit perlenverziertem Bügel. Den
Hintergrund bildet ein violetter Vorhang mit Goldfransen; rechts sieht man in eine Landschaft. Vorne
links unten eine schwarze Tafel mit goldener
Cursivschrift: Frideric toitieme (sie) | i2ieme
Electeur | de Brandebourg J an0 i6g5, vorne
rechts unten in drei Zeilen, sehr klein: les
freres \ huaut \ les jeunes. — Guache auf
Pergament und auf Kupfer aufgezogen.
Bildgrösse: 15 Cm. hoch, 11 Cm. breit.
Die Fleischtöne ausgeblichen. — Katalog
Nr. 915. — Auf dem sehr ähnlichen Kupfer-
stiche von Jean Hainzelmann1 erscheint der
König in einem auf der Brust ähnlich ver-
zierten Harnische.
Wenn, wie es wahrscheinlich ist, auch
dieses Bild im Jahre 1695 entstanden ist,
stellt es den Kurfürsten im 38. Lebensjahre
dar. Von einzelnen kleinen Veränderungen
abgesehen, stimmt unser Bild mit dem
Gemälde von Friedrich Weidemann in
Charlottenburg überein.2
94. Sophie Charlotte, Tochterdes
Prinzen Ernst August von Hannover,
geboren zu Iburg (im Hochstift Osnabrück) am
20. October (a. St.) 1668, vermählt am 28. Sep-
tember (a. St.) 1684 in Herrnhausen mit dem
Kurprinzen von Brandenburg, wurde 1701 von
ihrem Gemahl als Königin von Preussen gekrönt
und starb nach kurzer Krankheit bei einem Be-
suche ihrer Mutter in Hannover am 1. Februar
1705; sie wurde am 28. Juni mit grossem Ge-
pränge im Berliner Dome beigesetzt. Nach dem
Urtheile Friedrich des Grossen, ihres Enkels, vereinigte sie das Genie eines grossen Mannes mit den Kenntnissen
eines Gelehrten; ohne an der Politik theilzunehmen, verbrachte sie seit 1695 die meiste Zeit auf Schloss Lützen-
stein (Charlottenburg) im Umgänge mit hervorragenden Geistesmännern, darunter vorzüglich Leibnitz; philo-
sophische Conversation und Musik entsprachen ihren Neigungen vor jeder andern Zerstreuung.
Aus dem Nachtrage. Kniebild von vorne, der Kopf leicht zur Linken des Beschauers gewendet,
blaue Augen, reiches schwarzes Haar, feine Ober- und etwas vorstehende Unterlippe; das Kleid
bläulich mit gelben Lichtern, aufgebundenen und geschlitzten Aermeln, um Brust und Schultern mit
Krausen besetzt, an der Brust, unter derselben und am unteren Ende des Spitzleibes mit Kleinoden
geschlossen, die Arme bis zu den Ellenbogen bloss. Ueber dem Kleide ein rother Mantel mit Hermelin-
> Der König trug diesen Orden mit Vorliebe bis zur Stiftung des preussischen Schwarzen Adlerordcns (1701). Den
Ordensspruch: »Honni soit qui mal y pense« findet man auf sehr vielen Gebrauchsgegenständen, deren sich er selbst be-
diente. Gefällige Mittheilung des Herrn Custos Paul Seidel in Berlin.
2 Gefällige Mittheilung des Herrn Paul Seidel, Custos der königl. Kunstsammlungen in Berlin. — Friedrich Weide-
mann, geboren 1668 zu Osterburg in der Mark Brandenburg, Hofmaler und Director der Berliner Akademie, malte wieder-
holt Bildnisse des Kurfürsten Friedrich III. und seiner Gemahlin. Nayler, Künstlerlexikon', XXI, S. 220.
Dr. Friedrich Kenner.
Ordens;1 der rothe, mit Hermelin verbrämte und gefütterte Kurmantel ist auf der Brust mit goldener
Schliesse (darin grauer Stein) zusammengehalten und umgibt die Figur in malerischem Faltenwurfe,
der sich an der linken Hüfte über den goldenen Griff des in der Scheide steckenden Schwertes schlingt.
Die Linke ist in die Seite, die Rechte mit dem reich verzierten Marschallsstabe auf den Helm gestützt,
der nebenan auf einem blau drapirten Sockel steht; die Helmfedern sind blau und weiss. Unter dem
Helme gewahrt man die Eisenhandschuhe, dahinter den Kurhut mit perlenverziertem Bügel. Den
Hintergrund bildet ein violetter Vorhang mit Goldfransen; rechts sieht man in eine Landschaft. Vorne
links unten eine schwarze Tafel mit goldener
Cursivschrift: Frideric toitieme (sie) | i2ieme
Electeur | de Brandebourg J an0 i6g5, vorne
rechts unten in drei Zeilen, sehr klein: les
freres \ huaut \ les jeunes. — Guache auf
Pergament und auf Kupfer aufgezogen.
Bildgrösse: 15 Cm. hoch, 11 Cm. breit.
Die Fleischtöne ausgeblichen. — Katalog
Nr. 915. — Auf dem sehr ähnlichen Kupfer-
stiche von Jean Hainzelmann1 erscheint der
König in einem auf der Brust ähnlich ver-
zierten Harnische.
Wenn, wie es wahrscheinlich ist, auch
dieses Bild im Jahre 1695 entstanden ist,
stellt es den Kurfürsten im 38. Lebensjahre
dar. Von einzelnen kleinen Veränderungen
abgesehen, stimmt unser Bild mit dem
Gemälde von Friedrich Weidemann in
Charlottenburg überein.2
94. Sophie Charlotte, Tochterdes
Prinzen Ernst August von Hannover,
geboren zu Iburg (im Hochstift Osnabrück) am
20. October (a. St.) 1668, vermählt am 28. Sep-
tember (a. St.) 1684 in Herrnhausen mit dem
Kurprinzen von Brandenburg, wurde 1701 von
ihrem Gemahl als Königin von Preussen gekrönt
und starb nach kurzer Krankheit bei einem Be-
suche ihrer Mutter in Hannover am 1. Februar
1705; sie wurde am 28. Juni mit grossem Ge-
pränge im Berliner Dome beigesetzt. Nach dem
Urtheile Friedrich des Grossen, ihres Enkels, vereinigte sie das Genie eines grossen Mannes mit den Kenntnissen
eines Gelehrten; ohne an der Politik theilzunehmen, verbrachte sie seit 1695 die meiste Zeit auf Schloss Lützen-
stein (Charlottenburg) im Umgänge mit hervorragenden Geistesmännern, darunter vorzüglich Leibnitz; philo-
sophische Conversation und Musik entsprachen ihren Neigungen vor jeder andern Zerstreuung.
Aus dem Nachtrage. Kniebild von vorne, der Kopf leicht zur Linken des Beschauers gewendet,
blaue Augen, reiches schwarzes Haar, feine Ober- und etwas vorstehende Unterlippe; das Kleid
bläulich mit gelben Lichtern, aufgebundenen und geschlitzten Aermeln, um Brust und Schultern mit
Krausen besetzt, an der Brust, unter derselben und am unteren Ende des Spitzleibes mit Kleinoden
geschlossen, die Arme bis zu den Ellenbogen bloss. Ueber dem Kleide ein rother Mantel mit Hermelin-
> Der König trug diesen Orden mit Vorliebe bis zur Stiftung des preussischen Schwarzen Adlerordcns (1701). Den
Ordensspruch: »Honni soit qui mal y pense« findet man auf sehr vielen Gebrauchsgegenständen, deren sich er selbst be-
diente. Gefällige Mittheilung des Herrn Custos Paul Seidel in Berlin.
2 Gefällige Mittheilung des Herrn Paul Seidel, Custos der königl. Kunstsammlungen in Berlin. — Friedrich Weide-
mann, geboren 1668 zu Osterburg in der Mark Brandenburg, Hofmaler und Director der Berliner Akademie, malte wieder-
holt Bildnisse des Kurfürsten Friedrich III. und seiner Gemahlin. Nayler, Künstlerlexikon', XXI, S. 220.