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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0251
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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Zierliche Aufschrift in gelber Farbe: HANS VERENBERGER~ Brustbild links, fast von vorne, mit
braunen Augen, grauem Haupthaare und Vollbarte, letzterer lang, die Gesichtsfarbe gebräunt, in
schwarzem Kleide, unter der Halskrause eine doppelte Goldkette. Grund schwarz. — Schrenckh (1601),
Taf. 104; Köhler, Taf. 112, S. 403. — Katalog
Nr. 808.

Wahrscheinlich von Anton Waiss nach
einem grösseren Gemälde im Besitze des Erz-
herzogs Ferdinand gemalt.

107. Frans Floris (Frans de Vriendt),

geboren zu Antwerpen 1520, ursprünglich Bildhauer
in der Schule seines Vaters Cornelis in Lüttich, dann
Maler unter Lambert Lombardus, errichtete nach einer
Bereisung Italiens, wo er vorzüglich Michelangelo
studirt hatte, eine vielbesuchte Malerschule in seiner
Heimat und schuf, begünstigt von dem Prinzen von
Oranien, den Grafen Horn und Egmont eine grosse
Anzahl von Altarbildern, welche ihm den Ruf eines
sehr gewandten Meisters von grosser Erfindungsgabe
aber von geringer Anmuth einbrachten, unter ihnen
das vorzüglich durch die Plastik der Figuren wirksame
Leben des heil. Lucas für die St. Janskirche in Gent
(jetzt Museum von Antwerpen). In Folge von Trunk-
sucht starb er, erst 50 Jahre alt, am 1. October 1570.

Zierliche Schrift in gelben Buchstaben:
FRANCISCVS ■ FLORIS. Brustbild rechts, fast von
vorne, mit braunen Augen, blondem kurzen Haupt-
haare, Schnurr- und Kinnbart, beide letztere spär-
lich, das Antlitz breit und gut gefärbt, in Hals-
krause und schwarzem Rocke. Grund grau. —
Katalog Nr. 524.

Ein Bildniss von Floris, das jetzt verschollen
ist, befand sich in der herzoglich bayerischen
Kunstkammer1 in der Reihe der Porträte be-
rühmter Künstler; nach der Analogie so vieler anderer Fälle ist unser kleines Gemälde auf dieses Ori-
ginal zurückzuführen. In früherer Zeit (nach 1788) war noch ein zweites Bildniss von Floris und ein
solches seiner Frau in der Sammlung des Erzherzogs vorhanden, wie schon in der Einleitung zu dieser
Publication bemerkt wurde.2 Das Original unseres Bildes scheint von einem niederländischen Maler
hergestellt zu sein (Wilhelm Key? lebte 1520—1568);3 der Kupferstich von H. Wierex gibt ein sehr
ähnliches Bildniss; nur ist es im Gegensinne gestochen und zeigt statt der Krause einen einfachen
Hemdkragen.

108. Frundsberg Georg, der »Vater der Landsknechte«,

geboren zu Mindelheim in Schwaben am 24. September 14734 als Sohn Ulrichs, eines der Hauptleute des schwä-
bischen Bundes, und der Barbara von Rechberg, ward nach ritterlichem Brauche erzogen, nahm 1492 an dem
Vollzug der Reichsacht gegen Albrecht III. (IV.) von Bayern und 1499 an dem Reichskriege gegen die Schweizer

1 Fickler, Inventar Nr. 3199; F. v. Reber, B, 43.

2 Jahrbuch, Bd. XIV (i8g3), S. 59, Note 4.

3 Er war wie Golzius ein College des Floris in der Schule des Lambert Suterman (Lombardus), stand aber seinem
letztgenannten Genossen in der Composition nach. Im Jahre 1540 in die Antwerpener Malerzunft aufgenommen, that sich
Key auch im Porträte hervor. Fiorillo, Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den vereinigten Nieder-
landen, II, S. 448. Unser Bildniss des Floris erinnert in der Auffassung und Ausführung an das Bildniss des Malers Mostaert
von Key in der Gemäldesammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses, jetzt Saal XXII, Nr. 1288. Vgl. v. Engerth, II,
S- 225, Nr. 952.

4 Vgl. hierüber Josef Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer, I, S. 66.
 
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