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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0254
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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wird.1 Auch als eifriger Sammler war er bekannt. Seine aus zwölftausend Bänden bestehende, an Handschriften,
Incunabeln und Wappenbüchern reiche Bibliothek kaufte Herzog Albrecht für München an;2 die auf seine Lieb-
haberei verwendeten Summen waren so gross, dass ihm, dem Vater von einundzwanzig Kindern, von allen Reich-
thümern nur das Schloss Taufkirchen in Bayern übrigblieb, auf dem er zumeist die letzten zehn Jahre seines
Lebens zubrachte und am 14. Juli 1575 starb.3 Er war in erster Ehe seit 1540 mit Ursula von Harrach, 4 in zweiter
seit 4. März 1560 mit Sidonia von Kolaus, genannt Waczler,5 vermählt.

(Taf. XXV, Fig. 109). Gute Silberschrift: IOANNES IACOBVS FVGGERVS. Brustbild von vorne,

mit braunen Augen, grauem Haupthaare und Vollbarte, letzterer kurz, der Hemdkragen mit einer

Krause versehen, die Zugschnürchen offen, in einfachem schwarzen Rocke. Grund graubraun. —

Katalog Nr. 800.

Wahrscheinlich nach dem undatirten, jetzt verschollenen Bilde der bayerischen Kunstkammer
gemalt;6 der Meister des Originales, wohl auch der Copie, scheint nach der Farbengebung, insbesondere
nach dem blassen Incarnat Hans Schöpfer der Jüngere zu sein. Das Bildniss in dem Fugger'schen
Porträtwerke ist nach einem anderen Originale hergestellt, welches Johann Jakob zwar in gleicher
Wendung und sehr ähnlich aber älter, verfallener und in einem anderen Kleide gibt. 7

110. Fugger Barbara, Gräfin v.,

geborene Gräfin von Helfenstein, Tochter des Grafen Ulrich von Helfenstein und der Katharina Gräfin von Mont-
fort, 8 vermählt 1578 mit dem Grafen Anton Fugger (-Weissenborn), der ein Sohn des Georg und Enkel des
Raimund Fugger war. Sie starb im Jahre 1605, zehn Jahre vor ihrem Gemahl, welcher hierauf eine zweite Ehe
mit Ursula Dorothea von Montfort einging. Auch die beiden Schwestern der Barbara waren mit Grafen Fugger
vermählt (vgl. unten Nr. 143).

Silberschrift: BARBARA GRÄFIN | VON | HELFFEN j STEN (sie). Brustbild links, fast von vorne, mit
braunen Augen und Haupthaar, die Scheitel aufgerichtet und mit einem Hute bedeckt, von dem nur
der mit Perlen und Gold geschmückte Rand sichtbar ist, vorne über der Stirne ein Kleinod: ein
dunkler umgeben von rothen Steinen in breiter Goldfassung mit Perlen und Filigran; in den Ohren
Perlen, unter der Halskrause eine Schmuckkette, die abwechselnd aus rothen Steinen und aus je zwei
Perlen besteht, mit einem doppelten Kleinode als Schlussstück, das obere mit schwarzem, das untere
mit rothem Steine; das Unterkleid weiss, mit Gold gestickt, das Oberkleid schwarz, mit Perlen in Gold-
fassung besäet, in den Händen braune Handschuhe, am Zeigefinger der Linken einen Goldring. Grund
schwarz. Auf Pappe aufgezogen. Auf der Rückseite ist ein Pergamentstreif angeklebt, darauf in alter
Schrift: BARBARA GRÄFIN V HELFFEN* | STAIN VN GVNDELFINGEN | H(E)RRN ANTHONI FVGGER GMAHL
■— Katalog Nr. 801.

Nach einem gleichzeitigen Familienporträte, das um 1590 entstanden sein mag und Barbara
etwa im 35. Lebensjahre darstellt. Der Maler ist wohl Hans Schöpfer der Jüngere. Der Kupferstich

1 Der »Spiegel der Ehren des höchstlöblichen kayscr- und königlichen Ertzhauses Oesterreich« von S. Birken (Nürn-
berg 1688) ist nur ein ungenügender Auszug aus dem Originale.

2 Stetten, a. a. O., S. 205, gibt die Bändezahl auf 15.000 an und erwähnt des Ankaufes durch Kaiser Ferdinand II.,
was unrichtig ist.

3 O. T. v. Hefner, Bayrischer Antiquarius, S. 80. — Fugger wurde in Augsburg beigesetzt, wo er sich und seiner
ersten Gemahlin ein Grabdenkmal errichtete, »ut • quos • vivos • idem • animus • eademque ■ sociaverat ■ voluntas • iisdem • de-
funetis • perpetuae • gloriae • atque • honoris • simulacra ■ essent • unita«. Daniel Prasch, Epitaphia Augustana, 1624, p. 81.

4 Sie war 1524 geboren, Hofdame der Königinnen von Ungarn, Böhmen und Polen und wurde 154° vermählt;
3o Jahre alt, starb sie 18. September 1555 (Prasch, a. a. O., p. 82) als Mutter von elf Kindern.

5 Sie war wohl die Schwester oder sonst eine nahe Verwandte des Georg von Kolaus, genannt Waczler, der 1567
bis 1588 als Rath des Erzherzogs Karl von Steiermark, auch als dessen Kämmerer und Hauptmann in Pettau genannt wird;
ein jüngerer Kolaus, genannt Waczler, Ferdinand, erscheint von 1584 ab ebenfalls als Rath, Kämmerer und Oberstfalken-
meister des Erzherzogs Karl. Jahrbuch, Bd. XIII (1892), Regesten betreffend Georg: Nr. 8751, 8969, 9225, 9571; betreffend
Ferdinand: Nr. 9236, 9342, 9498, 9535. — Von Sidonia hatte J. J. Fugger zehn Kinder.

6 Fickler, Nr. 3199. Vgl. v. Reber, B, 44.

7 Fuggerorum et Fuggerarum, quae in familia natae sunt, quaeve in familiam transierunt etc. imagines (ohne Tafel-
nummer). Die Tafeln wiederbenützt in der Ausgabe, welche 1754 unter dem Titel Pinacotheca Fuggerorum etc. erschien;
hier findet sich Johann Jakobs Bildniss auf Taf. 12 (recte l3).

8 Barbara war demnach eine Nichte des Grafen Georg von Helfenstein, Statthalters des Kaisers Ferdinand in Inns-
bruck. Jahrbuch, Bd. XI (1890), Regesten 7161, 7518, 7692 aus den Jahren 1551 —1563.

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