Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI issue:
Abhandlungen
DOI article:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0259
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
23o

Dr. Friedrich Kenner.

sicher gilt die Altersangabe des Frischenberger Bildes (AETATIS 47 ANNO 1512) auch für unser kleines
Gemälde.

114. Marx Sittich I. von Ems zu Hohenems,

geboren um 1466, Sohn Marquard III. und der Anna von Hohen-Landenberg, ein Mann von herculischer Gestalt
und Stärke, trat schon 1499 als Sieger über eine Schweizertruppe hervor und nahm in den Kriegen des Kaisers
Maximilian an mehreren Kämpfen und Belagerungen, namentlich in Italien (1500—1509) Antheil, wobei er für
kurze Zeit Landoberst in Friaul war. Unter König Karl V. kämpfte er gegen Ulrich von Würtemberg 1519 und in
den französischen Kriegen; man schreibt seiner Haltung zum grossen Theile den Sieg bei Pavia (24. Februar 1525)
zu. Nachdem er 1525 den Aufstand der Bauern im Hegau mit grausamer Härte unterdrückt und als Oberst über
26 Fähnlein im Kriege gegen Zäpolya in Ungarn gedient hatte, starb er nach langwieriger Krankheit 1533 in
Bregenz und wurde in der Familiengruft zu Hohenems beigesetzt. Von Kaiser Maximilian zum Vogt des öster-
reichischen Theiles der Herrschaft Bregenz und zum Obersthauptmann von Vorarlberg ernannt (1513), erhielt er
1521 für sich und seine Unterthanen die Exemtion von allen Land-, Hof- und anderen Gerichten, so dass sein durch
Ankäufe vergrössertes Besitzthum die selbständige Grafschaft Hohenems bildete. Dazu kam 1529 der Pfandbesitz
der gräflich Montfort'schen Hälfte von Bregenz, solange er für den Ankauf derselben durch Erzherzog Ferdinand
Bürge sein würde. Dadurch legte er den Grund zu der grossen Bedeutung, die sein Haus später erlangte.

Aehnliche ungleiche Buchstaben in gelber Farbe, die erste Zeile fast abgerieben: MARCVS
SITTICH VON EmbS ZV DER HOHENEmbs | RITTER VND OBRISTER. Brustbild rechts, in Dreiviertelprofil,
mit braunen Augen und grauem Haupthaare, unbärtig, auf dem Kopfe eine breite rosenrothe Haube,
an der Krempe schwarze Streifen, mit blossem Halse, das Hemd unter der Krause mit einem breiten
Goldstreifen geziert, das Wams mit einem breiten Goldsaum, am Rande grün, verhaut, die Schlitze
roth unterzogen, an der Brust mit rothen Schnüren gebunden. Grund schwarz. — Schrenckh (1601),
Taf. 80; Köhler, Taf. 83, S. 309, im Gegensinne. — Katalog Nr. 779. — Abgebildet bei J. Bergmann,
a. a. O., Denkschriften, X (1860), S. 170 (Holzschnitt).

Das Gemälde in Frischenberg stellt Marx Sittich in ganzer Figur und in Rüstung mit Helm, Hals-
kragen und rothen Kniehosen dar. Mit der von diesem Gemälde herübergenommenen Altersangabe:
»AETATIS 67 ANNO 1533«,1 die auch für unser Bildchen gilt, stimmen in Letzterem das graue Haar
und die Falten des Gesichtes überein.

115. Dessen Gemahlin Helena, Tochter des Michael Freiherrn von Freiberg von der Aschauischen
Linie und der Johanna von Herbilstadt.2 Der Heiratsvertrag zwischen ihr und Marx Sittich ist datirt
vom 6. Mai 1493.3

Aufschrift wie Nr. n3: HlENNA VON EMBS ZV DER HÖCHEN EMBS | GEBORNNE VON FREIBERG.
Brustbild links, in Dreiviertelprofil, mit braunen Augen, weisser Gugel, darunter eine Haube von
weissem durchsichtigen Stoffe, bis über die Augenbrauen reichend; das Ende der Gugel um den Hals
und über die rechte Achsel nach vorne geschlungen; in schwarzem Kleide, mit engen, an den Ellen-
bogen offenen und weiss unterzogenen Aermeln, am rechten drei Korallen. Grund dunkelgrau. —
Katalog Nr. 780. — Das Bildniss der Helena fehlt in der Ahnengalerie zu Frischenberg. Das unserige
stellt sie wohl als Witwe dar; es muss also das Original nach 1533, dem Todesjahre ihres Gemahls,
entstanden sein.

116. Wolf Dietrich von Ems zu Hohenems,

geboren 1507, der vierte und jüngste Sohn des Marx Sittich I. (Nr. 114), kämpfte neben diesem in der Schlacht
bei Pavia (1525) und vermählte sich 1528 mit Clara de' Medici (Nr. 117), deren Bruder Gian Giacomo Medici,
Castellan von Musso (später Marchese di Marignano), dadurch die Mitwirkung des tapferen Hohenemsers gewann,
um einen anderen Bruder Gian Angelo Medici (später Papst Pius IV.) in den Besitz des Bisthums Chur zu setzen,
auf welches zu des Letzteren Gunsten Bischof Paul Ziegler, der eindringenden Reformation weichend, verzichtet
hatte, — ein Plan, den die Bündner vereitelten. Nach Begründung des Waldhüter Bundes zwischen König
Ferdinand I. und den fünf Orten Vorarlbergs (1529) wurde Wolf Dietrich österreichischer Vogt in Bludenz, führte
1536 zwanzig Fähnlein dem kaiserlichen Heere in Italien zu und nahm unter Leva an dem Feldzuge in die Pro-

1 J. Bergmann, Denkschriften, Bd. XI (1861), S. 102, Nr. II.

2 Hübner, Genealogische Tabellen, II, Taf. 538. Ein in der k. k. Hof bibliothek verwahrter handschriftlicher Codex des
XVI. Jahrhunderts (Nr. 7693, fol. 259) bezeichnet Heinrich von Freiberg und Anna von Dornsperg als die Aeltern unserer
Helena.

3 J. Bergmann, Denkschriften, Bd. X (1860), S. 172, und Bd. XI (1861), S. III.
 
Annotationen