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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0260
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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vence theil. Schon 1537 zurückgekehrt, starb er, wie es scheint, an den Folgen der im F'eldzuge erlittenen Müh-
seligkeiten im Jahre 1538 1 und wurde in Hohenems beigesetzt.

Aufschrift wie Nr. n3: WOLF DIETRICH VON E.MBS ZV DER HOCH | EN EMBS RllTTER (sie)
KAISER CAROLI QyiNTl | DES -V- (sie) ©BRISTER (sie). Brustbild rechts, ganz im Profil, mit braunen
Augen, das kurze Haupthaar und der lange zweispitzige Vollbart rothblond, in Halskrause und Har-
nisch, letzterer reich mit gelben Ornamenten versehen; auf der Brust in einem Rahmen von Voluten
die Muttergottes mit dem Kinde (gelb), über der linken Achsel ein rother Mantel mit Goldfransen.
Grund grau. Rohe Malerei. — Schrenckh (1601), Taf. 99; Köhler, Taf. 107, S. 3go, im Gegensinne. —
Katalog Nr. 781.

In dem Gemälde zu Frischenberg erscheint der im Jahre 1538 als einunddreissigjährig be-
zeichnete Wolf Dietrich in ganzer Figur und ebenfalls barhäuptig.2 Zu einer genaueren Vergleichung
fehlen die Angaben; das Lebensalter, dessen das Frischenberger Bild nach dem alten Originale erwähnt,
stimmt mit dem Aussehen Wolf Dietrichs in unserem Bildchen überein.

117. Clara von Medici (-Marignano),

geboren 1507, Tochter des Bernhard Medici und der Cacilia von Serbelloni, Schwester des Gian Giacomo von
Medici (-Marignano) und des Gian-Angelo, nachmaligen Papstes Pius IV. (1559—1565). Ihre Vermählung mit
Wolf Dietrich fand um 1528 statt.3 Sie war die Mutter von drei Söhnen und drei Töchtern und war noch 1577
am Leben.

Aufschrift wie Nr. n3: CHIARA VON EMBS ZV DER HÖCHEN EMBS | GEBORNNE DE MEDICI.
Schnörkel. Brustbild links, in Dreiviertelprofil, mit dunkelgrauen Augen, auf dem Kopfe eine weisse,
über dem Scheitel in eine Art von Horn endende Gugel mit Kinnbinde, der Rand über der Stirne mit
grauen Ornamenten gestickt, der bis auf die Brauen herabfallende kurze Schleier durchsichtig, in
schwarzem Unter- und Oberkleide; das Oberkleid mit hohen Aermeln und breitem weissen Saume,
der um den Hals wie ein Stehkragen aufgestellt ist. Ein Theil der rechten Hand mit darübergelegtem
Paternoster (rothe Kugel) ist unter dem Oberkleide sichtbar. Grund graubraun. — Katalog Nr. 782.

Das Gemälde in Frischenberg nennt, wie das ihres Gemahls, das Jahr 1538; die beigeschriebene
Zahl der Lebensjahre (AETATIS 3i) lässt erkennen, dass sie mit Wolf Dietrich gleichalterig war. Sie ist
dort stehend und in einem prunkvollen Gewände, das Unterkleid von Goldstoff, das Oberkleid von
rothem Sammt, mit Gold und Perlen gestickt, auf dem Kopfe ein rothes Käppchen, dargestellt, weicht
also von unserem Bildchen vollständig ab. In letzterem erscheint sie in älteren Jahren und augen-
scheinlich als Witwe. Da sie noch 1577 am Leben war, hat sie ihren Gemahl mindestens um 3g Jahre
überlebt.

118. Hohenems Jakob Hannibal, ältester Sohn des Wolf Dietrich und der Clara de' Medici,

geboren am i3. Mai 1530, verlor schon 1538 seinen Vater und machte die kriegerische Schule unter der Leitung
seines Oheims Giovanni Giacomo Medici (Marignano) durch, kämpfte unter diesem im schmalkaldischen Kriege
(1547), vor Constanz (1548), ferner als Hauptmann eines Fähnleins gegen Ottavio Farnese (1551) und rückte im
Kriege gegen Siena (1553—1555) zum Oberstlieutenant vor. Später als Oberst in spanische Dienste übergetreten,
zeichnete er sich im Kriege gegen Heinrich II. von Frankreich vorzüglich bei Doulens aus (1557). Nach der
Wahl seines Oheims Giovanni Angelo de' Medici zum Papste (Pius IV.) 1559 und der Erhebung des Gian Gia-
como zum Marchese di Marignano verlieh Kaiser Ferdinand auch dem Jakob Hannibal, seinen Brüdern Marx
Sittich II. und Gabriel sowie seinem Vetter Marx Sittich III. den Reichsgrafenstand (27. April 1560), obwohl
Jakob Hannibal in spanischen Diensten verblieb. Er nahm 1564 am Kriege gegen die arabischen Räuber in Nord-
afrika rühmlichen Antheil und wurde im folgenden Jahre zum obersten Befehlshaber aller päpstlichen Truppen
und zum Gouverneur mehrerer Gebiete ernannt. Hierauf vermählte er sich 1565 mit einer Nichte des Papstes,
Hortensia Borromea, Stiefschwester des (heil.) Cardinais Carolus Borromaeus, schützte die Küsten des
Kirchenstaates, im Jahre 1566 für Spanien auch die Küstenstädte Apuliens, gegen türkische und arabische Piraten
Und kehrte, obwohl von Papst Pius V. in seiner Würde bestätigt, 1567 nach Hohenems zurück. Von Erzherzog
Ferdinand von Tirol als oberster Hauptmann in Vorarlberg bestellt, trat er von 1574 an neuerdings auf dem
niederländischen Kriegsschauplatze hervor, wo er sich unter den Statthaltern Requesens und Alexander von

' Nach anderer Quelle erfolgte der Tod plötzlich am Kirchweihtage 1538, als er unter einer Linde einem Volkstanze
zusah. Vgl. J.Bergmann, Denkschriften, Bd. XI (1861), S.Iii.

2 J. Bergmann, Denkschriften, Bd. XI (1861), S. 102, Nr. IV.

3 J. Bergmann, a. a. O., S. 175!'.
 
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