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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0272
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242

Dr. Friedrich Kenner.

139. Ferdinand von Sittinghausen, wohl der Sohn des Vorigen, als Knabe von etwa drei
bis vier Jahren.

(Taf. XXVI, Fig. i3g). Aufschrift in weisser Farbe: FERDINANDVS A SITTICHAVSEN. Hüftstück
mit lieblichem Kinderkopfe links, fast von vorne, mit braunen Augen, hellblondem Kraushaare, mit
Halskrause, die Aermel des Kleidchens mit Spitzen besetzt, die Nähte in Gold ausgezogen, darüber
ein Oberkleid von rosenfarbigem Seidenstoffe mit goldenen Knöpfchen, um die Brust eine Goldkette,
welche der Knabe mit der Linken fasst; die Rechte legt er auf ein vor ihm liegendes Hündchen von

weisser Farbe mit gelben Flecken. Grund
schwarz. Von demselben Meister. Auf Pappe
aufgezogen. Auf der Rückseite ein Pergament-
streif aufgeklebt mit sehr alter Aufschrift:
»Ferdinand von Sittichhausen.« — Katalog
Nr. 815.

140. Wandelbar (Wandelbre, Wandel-
berta, Wandelabra) Freiin von Stauffen,
Tochter des Grafen Georg I. von Hohenlohe-
Waldenburg aus seiner zweiten Ehe mit Helena
Erbtruchsessin von Waldburg,

geboren 1532,1 vermählt 1547 mit Anton Freiherrn
von Stauffen,2 gestorben 1570. Ihr Gemahl, aus
einem alten, im Breisgau und in Schwaben begüterten
Geschlechte stammend (geboren 1520), war in den
deutschen Orden eingetreten, um gegen die Ungläu-
bigen zu kämpfen, verliess aber diesen nach dem
Tode seines Vaters Leo und aller seiner Brüder, um
die Verwaltung der Güter zu übernehmen und den
Stamm fortzuführen. Bei seinem frühzeitigen Tode
hinterliess er einen trefflich unterrichteten Sohn
Görg Leo und mehrere Töchter, von denen drei in
den folgenden Bildern dargestellt sind.

Aufschrift in Gold: WANDEL BAR GRÄ-
FIN | (sie) VON STAVFFEN.3 Brustbild rechts,
in Dreiviertelprofil, mit alternden Zügen, grauen
Augen, auf dem Kopfe eine weisse Haube mit
darüber gelegtem weissen Tuche, in Halskrause,
schwarzem Kleide und Oberkleide, letzteres mit
dunkelbraunem Pelze verbrämt, auf der Brust an schwarzem Bande eine goldene Medaille mit Ma-
donna (?) und Randschrift auf Emailgrund, die Hände in einander gelegt.

Etwas dicke aber sorgfältige Malerei, die Fleischtöne fast weiss. Auf Pappe aufgezogen. Auf der
Rückseite ein Pergamentstreif aufgeklebt, darauf: WANDELBARE • GR^EFFIN • V • HOHENLOE | FREYFRAV
ZV STAVFFEN; dieselbe Aufschrift auf dem Carton nochmals wiederholt. — Katalog Nr. 785.

Das Original des Bildes muss vor dem Jahre 1570, in welchem Wandelbar starb, gemalt sein.
Da sie nur 38 Lebensjahre erreichte, scheint sie frühzeitig gealtert zu haben. Der Maler ist unbekannt.

Nr. 140.

stand er auf der lutherischen Lehre, schwor sie aber am Ii. August l6i3 ab, wurde zu lebenslänglicher Haft verurtheilt
und starb bald darauf. Sein Sohn David wurde renommirter Copist; seine Schüler waren Bernardo Strozzi und Luciano
Borzone.

■ Die Lebensdaten nach einer gütigen Mittheilung des k. u. k. Hof- und Ministerial-Officials Josef Klemme.

2 Vgl. J. J. Herwig, Entwurf einer genealogischen Geschichte des hohen Hauses Hohenlohe-Schillingsfürst, 1796, S. 84,
und Pantaleon, Teutscher Nation wahrhaften Helden etc. (1578), III, 472, der berichtet, Anton v. Stauffen sei »ein schöne
freuwelin Wandelbcrta ein greffin von Hohenloe vermechlet worden«.

3 Aus der Vergleichung der Aufschriften der Vorder-und Rückseite ersieht man, dass in ersterer die Worte: »Hohen-
loe | Freyfrau zu« durch die Schuld des Schriftenmalers weggeblieben sind.
 
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