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Dr. Friedrich Kenner.
Sehr ähnlich jenem Gemälde, nach welchen der Kupferstich von Rossbach gearbeitet ist, den
Khevenhiller in den »Conterfet kupferstich« (Anhang zu seinen Annales Ferdinandei) mitgetheilt hat. 1
147. Jobst Josef Graf von Thum und Valsassina, Sohn des Grafen Anton und der Freiin
Anna von Hohenfeldt, Erblandhofmeister in Krain und Erbmarschall von Görz,
geboren 1533, 1544—1551 Edelknabe am Hofe des Kaisers Karl V., vertheidigte in der folgenden Zeit drei Jahre
lang die Festung zum heiligen Kreuz an der slavonischen Grenze gegen die Türken, diente 1556 unter Erzherzog
Ferdinand von Tirol im ungarischen Feldzug, worauf er, für seine Beweise von Tapferkeit und Umsicht zum
obersten Befehlshaber der Truppen in Krain ernannt, manche auserlesene Kriegsthaten gegen die Türken voll-
brachte, darunter die eigenhändige Gefangennehmung des Hustreph Sangjak vor Novigrad, der seine Freilassung
mit 10.000 Ducaten erkaufte (1566). Kaiser Maximilian
zeichnete ihn durch den Ritterschlag und eine goldene
Kette, im folgenden Jahre durch den Oberbefehl in
Zengg aus, den er bis 1570 führte. Hierauf zum Obersten
der Uskoken ernannt, schlug er mit nur 500 Mann den
grossen Bauernaufstand in Krain nieder und erfreute
sich als Kriegsrath der Kaiser Maximilian II. und Ru-
dolf II. sowie als oberster Commandant des Erzherzogs
Karl über die Truppen an der Grenze gegen Croatien,
Slavonien und am Meere eines grossen Ansehens. Als
solcher besiegte er 1584 bei Schlumin mit nur 2000 Mann
die fünfmal stärkeren Truppen der Türken entscheidend
und brachte dadurch 3oo Christensclaven die Freiheit.
Seine letzte Verwendung war die eines kaiserlichen Ge-
sandten in Venedig. Er starb 1589 zu Zengg.
Zierliche Buchstaben in weisser Oelfarbe:
IOBST . IOSEPF (sie) GRAF . VOM . THVRN. Brust-
bild rechts, in Dreiviertelprofil, mit dunkelblauen
Augen, grauem Haupthaar, braunem Schnurr- und
Kinnbart, an den Wangen Bartanflug, in Hals-
krause und schwarzem Rock mit einer Reihe gol-
dener Knöpfe, um den Hals und die Brust eine
vierfache Goldkette. Grund schwarz. — Schrenckh
(1601), Taf. 116; Köhler, S. 43o, Taf. 120, im
Gegensinne. — Katalog Nr. 80g.
Das Bildniss ist wohl von A. Waiss nach der
»contrafetur« gemalt, welche der »oberst der
Krabaten« nebst seinem Leibharnisch und »kriegs-
geschichten« nach Ambras gesendet hatte, 2 wo es
sich noch befindet.3 Eine zweite Sendung enthielt einen »abriss des glücklichen treffens« von Schlumin
und Kriegstrophäen. * Das Original trägt die Jahrzahl 1581 (der Dargestellte stand damals im
49. Lebensjahre) und gibt die Halbfigur des Grafen.
148. Johann Tserklaes, Graf von Tilly, Sohn des kaiserlichen Kriegsrathes Johann Tserklaes,
geboren 1559, ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, dann aber ein hervorragender Heerführer, begann
seine Laufbahn in spanischen Diensten in den Niederlanden und als Oberstlieutenant des Herzogs Philipp
Emanuel von Mercceur in Ungarn gegen die Türken, wurde 1602 Oberster in kaiserlichen Diensten, trat später
in die Dienste der katholischen Liga, besetzte als Generallieutenant des Herzogs Maximilian von Bayern Ober-
österreich und führte nach der Schlacht am Weissen Berge (28. October 1620), an der er hervorragenden Antheil
genommen, allein den Oberbefehl des ligistischen Heeres im Feldzuge in der Pfalz, mit dem er kurz nacheinander
die beträchtlichen Siege bei Wimpfen und Höchst (17. Mai und 10. Juni 1622) und bei Stadtlohn (6. August 1623)
erfocht; er wurde, nachdem auch Heidelberg und Mannheim gefallen waren, von Kaiser Ferdinand II. in den
1 Band I, Nr. 204, zu S. 363. Als einzelnes Blatt in der k. u. k. Fideicommiss-Bibliothek, Nr. 457.
2 Hirn, Geschichte des Erzherzog Ferdinand von Tirol, II, S. 435.
3 Ilg und Boeheim, Das k. k. Schloss Ambras, S. 83, Nr. 110 (Saal VII).
4 Hirn, a. a. O.
Dr. Friedrich Kenner.
Sehr ähnlich jenem Gemälde, nach welchen der Kupferstich von Rossbach gearbeitet ist, den
Khevenhiller in den »Conterfet kupferstich« (Anhang zu seinen Annales Ferdinandei) mitgetheilt hat. 1
147. Jobst Josef Graf von Thum und Valsassina, Sohn des Grafen Anton und der Freiin
Anna von Hohenfeldt, Erblandhofmeister in Krain und Erbmarschall von Görz,
geboren 1533, 1544—1551 Edelknabe am Hofe des Kaisers Karl V., vertheidigte in der folgenden Zeit drei Jahre
lang die Festung zum heiligen Kreuz an der slavonischen Grenze gegen die Türken, diente 1556 unter Erzherzog
Ferdinand von Tirol im ungarischen Feldzug, worauf er, für seine Beweise von Tapferkeit und Umsicht zum
obersten Befehlshaber der Truppen in Krain ernannt, manche auserlesene Kriegsthaten gegen die Türken voll-
brachte, darunter die eigenhändige Gefangennehmung des Hustreph Sangjak vor Novigrad, der seine Freilassung
mit 10.000 Ducaten erkaufte (1566). Kaiser Maximilian
zeichnete ihn durch den Ritterschlag und eine goldene
Kette, im folgenden Jahre durch den Oberbefehl in
Zengg aus, den er bis 1570 führte. Hierauf zum Obersten
der Uskoken ernannt, schlug er mit nur 500 Mann den
grossen Bauernaufstand in Krain nieder und erfreute
sich als Kriegsrath der Kaiser Maximilian II. und Ru-
dolf II. sowie als oberster Commandant des Erzherzogs
Karl über die Truppen an der Grenze gegen Croatien,
Slavonien und am Meere eines grossen Ansehens. Als
solcher besiegte er 1584 bei Schlumin mit nur 2000 Mann
die fünfmal stärkeren Truppen der Türken entscheidend
und brachte dadurch 3oo Christensclaven die Freiheit.
Seine letzte Verwendung war die eines kaiserlichen Ge-
sandten in Venedig. Er starb 1589 zu Zengg.
Zierliche Buchstaben in weisser Oelfarbe:
IOBST . IOSEPF (sie) GRAF . VOM . THVRN. Brust-
bild rechts, in Dreiviertelprofil, mit dunkelblauen
Augen, grauem Haupthaar, braunem Schnurr- und
Kinnbart, an den Wangen Bartanflug, in Hals-
krause und schwarzem Rock mit einer Reihe gol-
dener Knöpfe, um den Hals und die Brust eine
vierfache Goldkette. Grund schwarz. — Schrenckh
(1601), Taf. 116; Köhler, S. 43o, Taf. 120, im
Gegensinne. — Katalog Nr. 80g.
Das Bildniss ist wohl von A. Waiss nach der
»contrafetur« gemalt, welche der »oberst der
Krabaten« nebst seinem Leibharnisch und »kriegs-
geschichten« nach Ambras gesendet hatte, 2 wo es
sich noch befindet.3 Eine zweite Sendung enthielt einen »abriss des glücklichen treffens« von Schlumin
und Kriegstrophäen. * Das Original trägt die Jahrzahl 1581 (der Dargestellte stand damals im
49. Lebensjahre) und gibt die Halbfigur des Grafen.
148. Johann Tserklaes, Graf von Tilly, Sohn des kaiserlichen Kriegsrathes Johann Tserklaes,
geboren 1559, ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, dann aber ein hervorragender Heerführer, begann
seine Laufbahn in spanischen Diensten in den Niederlanden und als Oberstlieutenant des Herzogs Philipp
Emanuel von Mercceur in Ungarn gegen die Türken, wurde 1602 Oberster in kaiserlichen Diensten, trat später
in die Dienste der katholischen Liga, besetzte als Generallieutenant des Herzogs Maximilian von Bayern Ober-
österreich und führte nach der Schlacht am Weissen Berge (28. October 1620), an der er hervorragenden Antheil
genommen, allein den Oberbefehl des ligistischen Heeres im Feldzuge in der Pfalz, mit dem er kurz nacheinander
die beträchtlichen Siege bei Wimpfen und Höchst (17. Mai und 10. Juni 1622) und bei Stadtlohn (6. August 1623)
erfocht; er wurde, nachdem auch Heidelberg und Mannheim gefallen waren, von Kaiser Ferdinand II. in den
1 Band I, Nr. 204, zu S. 363. Als einzelnes Blatt in der k. u. k. Fideicommiss-Bibliothek, Nr. 457.
2 Hirn, Geschichte des Erzherzog Ferdinand von Tirol, II, S. 435.
3 Ilg und Boeheim, Das k. k. Schloss Ambras, S. 83, Nr. 110 (Saal VII).
4 Hirn, a. a. O.