Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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Nach dem Fickler'schen Inventar (Nr. 333o) befand sich in der herzoglichen Kunstkammer in
München unter den von Herzog Albrecht gesammelten Bildnissen auch das unseres Willaert;' es ist
jetzt verschollen. Nach so zahlreichen Analogien ist unser Bild wohl eine Copie jenes Gemäldes, dessen
Meister von Fickler nicht genannt wird, wohl weil es nicht signirt war. Der Kupferstich von Antonio
Gardano (155g) gibt ein in Venedig entstandenes Original, das im Gesichte unserem ähnlich aber in
der Wendung und Kleidung verschieden ist.2
152. Nicolaus Wrchotta, Trabantenhauptmann des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
Er wird schon 1546 in einem Militärschematismus des zum schmalkaldischen Kriege aufgebotenen Heeres, und zwar
in der Armee des Königs Ferdinand als Hauptmann
eines jener fünf Fähnlein genannt, die aus deutsch
sprechenden Böhmen und Schlesiern gebildet waren ;j
als solcher machte er den genannten Krieg mit und
scheint dann am Prager Hofe des Erzherzogs Fer-
dinand (als Statthalter von Böhmen) zur Stelle eines
Hauptmannes der Trabanten vorgerückt zu sein.
Zierliche Aufschrift in gelber Farbe: TRA-
BANTENHAVBTMAN • WRCHOTTA. Brustbild rechts,
in Dreiviertelprofil, mit schwarzen Augen, kurzem
dunkelblonden Haupthaar und solchem Vollbart,
der, reichlich mit grauen Haaren durchzogen, bis
auf die Brust herabreicht, in schmaler Halskrause
und schwarzem Harnisch, an der rechten Achsel
eine grosse Schwebscheibe. Grund graubraun. —
Katalog Nr. 818.
Treffliches Gemälde, wohl von Anton Waiss
copirt nach dem noch in Ambras befindlichen'»
lebensgrossen Gemälde. Der Name wird in Ma-
meran's Katalog (vgl. Note 3) Worchotta, im In-
ventar von 1602 Wrochotta, in jenem von 1621
(f. 368)Nicolaus Wrohottae geschrieben; in älteren
Inventaren des Schlosses (nicht der Sammlung)
Ambras heisst er Nicolaus Capitano.
153. Friedrich Graf von Zollern, Bi-
schof von Augsburg,
geboren 1450 als ältester Sohn des Grafen Jos (Josef
Nicolaus) und der Gräfin Agnes (von Werdenberg),5 in
der Jugend Canonicus in Strassburg und als solcher von dem trefflichen Domprediger Johann Geiler von Kaisers-
berg 6 ausgebildet, wurde 147g Pfarrer von Rusbach, dann von OfFenburg und hierauf Decan des Domcapitels
von Strassburg. Nach dem Tode seines Oheims Johann, Bischof von Augsburg, berief ihn die einstimmige Wahl
des Capitels auf diesen Bischofsitz (21. März i486), auf welchem er sich durch Frömmigkeit und stets thätige
Fürsorge für das geistige Wohl seiner Diöcesanen auszeichnete. Bei Kaiser Friedrich und König Maximilian, die
auch seine Wahl befördert hatten, in hoher Gunst stehend, trat er 1488 dem schwäbischen Bunde bei und unter-
nahm später eine Reise in die Niederlande, um zwischen Letzterem und dem Könige Karl VIII. von Frankreich
1 v. Reber B, 43.
2 Nachgebildet in Naumann, Illustrirte Musikgeschichte, unter Willaert.
3 Nicolaus Mameranus, Catalogus omnium generalium, tribunorum etc. totius exercitus Caroli V. Imp. Aug. et Ferdi-
fandi Rcgis Rom. etc. conscripti anno 1546, Coloniae 1550, p. 74.
4 Hg und Böheim, Das k. k. Schloss Ambras in Tirol, S. 104. Das Original in Saal VII des Hochschlosses, Nr. 104.
5 Camillo von Behr, Genealogie der in Europa regierenden Fürstenhäuser, 2. Aufl., S. 119.
(> Das Bildniss desselben, welches Burgkmair für den Bischof Friedrich von Zollern 1490 gemalt hat, findet sich jetzt
lr> der Galerie von Schieissheim, Nr. 141. H. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 423.
XV. 32
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Nach dem Fickler'schen Inventar (Nr. 333o) befand sich in der herzoglichen Kunstkammer in
München unter den von Herzog Albrecht gesammelten Bildnissen auch das unseres Willaert;' es ist
jetzt verschollen. Nach so zahlreichen Analogien ist unser Bild wohl eine Copie jenes Gemäldes, dessen
Meister von Fickler nicht genannt wird, wohl weil es nicht signirt war. Der Kupferstich von Antonio
Gardano (155g) gibt ein in Venedig entstandenes Original, das im Gesichte unserem ähnlich aber in
der Wendung und Kleidung verschieden ist.2
152. Nicolaus Wrchotta, Trabantenhauptmann des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
Er wird schon 1546 in einem Militärschematismus des zum schmalkaldischen Kriege aufgebotenen Heeres, und zwar
in der Armee des Königs Ferdinand als Hauptmann
eines jener fünf Fähnlein genannt, die aus deutsch
sprechenden Böhmen und Schlesiern gebildet waren ;j
als solcher machte er den genannten Krieg mit und
scheint dann am Prager Hofe des Erzherzogs Fer-
dinand (als Statthalter von Böhmen) zur Stelle eines
Hauptmannes der Trabanten vorgerückt zu sein.
Zierliche Aufschrift in gelber Farbe: TRA-
BANTENHAVBTMAN • WRCHOTTA. Brustbild rechts,
in Dreiviertelprofil, mit schwarzen Augen, kurzem
dunkelblonden Haupthaar und solchem Vollbart,
der, reichlich mit grauen Haaren durchzogen, bis
auf die Brust herabreicht, in schmaler Halskrause
und schwarzem Harnisch, an der rechten Achsel
eine grosse Schwebscheibe. Grund graubraun. —
Katalog Nr. 818.
Treffliches Gemälde, wohl von Anton Waiss
copirt nach dem noch in Ambras befindlichen'»
lebensgrossen Gemälde. Der Name wird in Ma-
meran's Katalog (vgl. Note 3) Worchotta, im In-
ventar von 1602 Wrochotta, in jenem von 1621
(f. 368)Nicolaus Wrohottae geschrieben; in älteren
Inventaren des Schlosses (nicht der Sammlung)
Ambras heisst er Nicolaus Capitano.
153. Friedrich Graf von Zollern, Bi-
schof von Augsburg,
geboren 1450 als ältester Sohn des Grafen Jos (Josef
Nicolaus) und der Gräfin Agnes (von Werdenberg),5 in
der Jugend Canonicus in Strassburg und als solcher von dem trefflichen Domprediger Johann Geiler von Kaisers-
berg 6 ausgebildet, wurde 147g Pfarrer von Rusbach, dann von OfFenburg und hierauf Decan des Domcapitels
von Strassburg. Nach dem Tode seines Oheims Johann, Bischof von Augsburg, berief ihn die einstimmige Wahl
des Capitels auf diesen Bischofsitz (21. März i486), auf welchem er sich durch Frömmigkeit und stets thätige
Fürsorge für das geistige Wohl seiner Diöcesanen auszeichnete. Bei Kaiser Friedrich und König Maximilian, die
auch seine Wahl befördert hatten, in hoher Gunst stehend, trat er 1488 dem schwäbischen Bunde bei und unter-
nahm später eine Reise in die Niederlande, um zwischen Letzterem und dem Könige Karl VIII. von Frankreich
1 v. Reber B, 43.
2 Nachgebildet in Naumann, Illustrirte Musikgeschichte, unter Willaert.
3 Nicolaus Mameranus, Catalogus omnium generalium, tribunorum etc. totius exercitus Caroli V. Imp. Aug. et Ferdi-
fandi Rcgis Rom. etc. conscripti anno 1546, Coloniae 1550, p. 74.
4 Hg und Böheim, Das k. k. Schloss Ambras in Tirol, S. 104. Das Original in Saal VII des Hochschlosses, Nr. 104.
5 Camillo von Behr, Genealogie der in Europa regierenden Fürstenhäuser, 2. Aufl., S. 119.
(> Das Bildniss desselben, welches Burgkmair für den Bischof Friedrich von Zollern 1490 gemalt hat, findet sich jetzt
lr> der Galerie von Schieissheim, Nr. 141. H. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 423.
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