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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0286
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256

Dr. Friedrich Kenner.

eine graue Schaube, mit lichtem Fuchspelze verbrämt, die Rechte auf die Brust gelegt; auf dieser eine
goldene- Medaille an einer mehrfach um den Hals gelegten Kette. Grund graubraun. — Katalog
Nr. 904.

162. Die blöde Elss, Närrin der Königin Anna, der Gemahlin des Königs Ferdinand I. Das
Auftauchen ihrer Porträte in Ambras und München (siehe unten) ist wohl daraus zu erklären, dass die
Dargestellte eine gewisse Rolle in den Erinnerungen der Kinderjahre des Erzherzogs und seiner
nächstjüngeren Schwester Anna, seit 1546 Gemahlin des Herzogs Albrecht IV. (V.), gespielt hat.

Silberschrift in zwei Zeilen links, etwas verblichen: ELISABET | STVLTA. Brustbild links, fast
von vorne, Gesicht und Hals voll und faltig, mit kleinen lichtbraunen Augen und weissen Haaren, die
Scheitel am Hinterhaupte in eine rothe goldgestickte Haube gefasst, auf dem Kopfe ein goldenes, reich
mit Perlen gesticktes niederes Baret, das Hemd fein gefältelt mit rothen Rändern, das Halsband aus
Goldstoff, das Kleid mit weiten Oberärmeln gelb, mit dunkleren rothgeränderten Querstreifen versehen,
in letzteren kleinere Zierstücke in Weiss (Silber?) aufgelegt, welche verschiedene Figuren darstellen:
auf dem rechten Aermel oben ein viereckiger Knopf, darunter ein springender Hirsch (links), vor
ihm ein Hahn (? rechts), darunter wieder ein viereckiger Knopf; auf der rechten Brustseite vier-
eckiger Knopf, darunter Reiter auf einem springenden Esel (rechts), darunter viereckiger Knopf; auf
der linken Brustseite zwei Halbmonde (abnehmend) mit Profilgesichtern; endlich auf dem linken
Aermel ähnlicher Halbmond (aufnehmend), gegen ihn sprengt ein Reiter (links) zu Pferd, darunter
springender Esel (rechts), vor diesem ein Schwan (rechts). Das Kleid ist am Halse und quer über den
oberen Theil der Brust mit braunem Pelze verbrämt. Um den Hals wird unter dem Kleide ein
schwarzes Schnürchen mit zwei Goldperlen in der Mitte sichtbar; über dem Kleide ist um den Hals
eine goldene Kette, darunter eine schwarze Schnur gelegt, an der, gegen die Mitte zusammengeschoben,
neun Fingerringe mit grünen und gelben Steinchen gefasst sind. Hintergrund grün. Etwas un-
beholfene rohe Malerei. — Katalog Nr. 905.

Ein Bildniss dieser Närrin hat Seisenegger, Hofmaler des Königs Ferdinand, etwa 1543 ge-
malt. 1 In der Galerie des Herzogs Albrecht IV. (V.) in München fand sich gleichfalls ein Porträt der-
selben.2 Ob unser Bild auf eines dieser Gemälde zurückgeht, bleibt fraglich, da beide letztere ver-
schollen sind.

163. Gabele, wohl jener Gabriel Frank, der lustige »Tischrath« des Erzherzogs um 1591,
der zur Kurzweil auch an andere Höfe verschickt wurde, also seiner witzigen Einfälle wegen einen
gewissen Ruf gehabt zu haben scheint; sie sollen sich übrigens durch Derbheit ausgezeichnet haben.3

Silberaufschrift rechts an dem Ohre: GABELE. Brustbild links, fast von vorne, mit braunen
Augen, lichtbraunem Haupthaare und Vollbarte, letzterer kurz, auf dem Kopfe ein Hut, der Höhe nach
weiss, braun, weiss und roth gestreift, die Krempe auf der unteren Seite schwarz, ihr Rand mit weiss,
roth und gelb gefärbtem Pelze belegt. Die Hemdkrause schwarz gesäumt, das Unterkleid schwarz, das
Oberkleid wechselnd roth und weiss, so dass die rechte Seite roth mit weissem rothgesäumten Kragen,
weissem Saume vorne und weiss unterzogenen Schlitzen am Aermel, dagegen die linke Seite weiss mit
rothem weissgesäumten Kragen und in weiss und roth wechselnden Knöpfen gemalt ist. Um den Hals
eine goldene Ring- und eine geflochtene Silberkette. Hinter der rechten Achsel ragt ein grosses, ge-
rades Blasrohr (die bei Narren übliche Sackpfeife?) hervor, die mit trichterförmigem Mundstücke, dar-
unter mit einem grossen, eirunden Knauf und mehreren Löchern am Schafte versehen ist. Grund

1 In einer Verrechnung seiner Arbeiten zwischen 1535 und 1545 heisst es unter Anderem: »Item zu Prag hab ich
di kuniglich majestat auch seiner majestat gemahel auf zwo tafeln conterfet und auswendig ihrer majestat nerrin
Elss auch conterfet, dafür 40 gülden.« Vgl. Jahrbuch, Bd. V (1887), Regest 4120. Nach Birk's Vermuthung (Mittheilungen
der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, IX (1864), S. 80, geschah dies 1543, als
Seisenegger mit dem königlichen Hoflager nach Prag kam, wo sich König Ferdinand mit seiner Familie vom I. Mai bis
25. August jenes Jahres aufhielt.

2 Fickler's Inventar Nr. 3375; v- Reber, A, 162.

1 J. Hirn, Geschichte des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, II, S. 474, der auf seine Briefe in A. H. 1591 hinweist.
 
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