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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I., [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0337
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Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.

305

Man sieht dasselbe mit aller Deutlichkeit in der Abbildung Innsbrucks im Palazzo vecchio zu Florenz
aus dem Jahre 1577; es ist unserer Abbildung vollkommen unähnlich. Halten wir allen Zweifeln
entgegen, dass sowohl Hirsvogl als Wolmueth alle Gebäude ausserhalb der Stadt nur in einer
flüchtig und schablonenhaft gearbeiteten Perspective wiedergegeben haben, weil
beide dieselben als nebensächlich betrachteten, dass wir ferner auf unserer Ab-
bildung des Aeusseren des Gebäudes in den vorliegenden Codices thatsächlich
den betonten Wehrschlag rinden, so ist damit wohl erwiesen, dass wir in unseren
Abbildungen das Wiener Zeughaus, wie es in seinen Einzelheiten wirklich aus-
gesehen hat, zu erblicken haben. Damit ist aber unwiderleglich dargethan, dass
der Codex 10816 dadurch entstanden ist, dass eine Anzahl noch aus der Zeit der
Wirksamkeit Freysleben's, etwa um 1508 bis 1510, stammender Blätter, welche
in ihrer Gesammtheit das vollständige Material aller Zeughäuser hätten darstellen
sollen, noch vor der Beendigung ihrer Vollzahl zusammengerafft und gebunden
wurde. Dabei mochte es geschehen sein, dass irrthümlich die bereits vollendeten FlS- 67-

Ansichten des Wiener Zeughauses, wiewohl nicht zu der Serie gehörig, voran-
gereiht wurden. Das Papier trägt bei allen Blättern das hier (Fig. 67) dargestellte Wasserzeichen.

Der Codex 10815 ist, wie erwähnt, eine auf eine geringere Blätterzahl zusammengezogene Copie
des Codex 10816 und bietet kein neues Moment; selbst die beiden Zeughausansichten erscheinen hier
wieder.

Einen vollgiltigen Beweis für das Alter der Zeugbücher und insbesondere des vorliegenden
II. Bandes desselben liefert wohl das Blatt 214, enthaltend die Abbildung des Hauptstückes »die klein
Gürtlerin«, auf welcher wir die Jahreszahl 1517 antreffen. Darnach sind die Zeugbücher kaum ein
Jahr vor dem Ableben des Kaisers Maximilian I. (1519) vollendet worden.

II. Band.

Bl. 1. Randverzierung mit Initiale Z im Stile der spätesten Gothik mit verschnörkeltem Blatt-
werk und Ranken in bunten Farben, theilweise in Goldfarbe gehöht. Die Darstellung verräth dieselbe
Hand wie jene im I. Bande. Unten links auf einer Ranke sitzt ein Grünspecht. — Schrifttext:

Zu Wien in der grossen haubtstat

Kaiser Maximilian hat
Gemacht das ander zeughaus dem land

Osterreich zu ainem beistand
Und trost wider die anstosser sein,

Darumb es billich mit dankparm schein
Soll sein herren lieben allzeit,

Das er si beschütz vor arbeit.

Bl. 1'. Ueberschrift: »Haubtstuck«. — Randverzierung mit Initiale K im Stile der vorherbeschrie-
benen. Auf einer Ranke rechts unten sitzt ein Distelfink. — Schrifttext:

Kaiser Friderich löblicher

Gedechtnus hat mich geliebet ser
Und mich umb der grossen sterk mein

Haissen ein »Tromedari« sein.
Ich bin vast schnell mit meim gang,

Laß im niemant sein die weil lang
Nach mir; dann, ee er bedenk sich,

So bin ich bei im kreftiglich.

Bl. 2. Abbildung eines schweren Hauptstückes von Bronze, mit Stäbchen und Wülsten quer
gegliedert. Auf dem glatten Mittelstücke befinden sich Henkel in der Form von eingeringelten
Schlangen mit Drachenköpfen. Das Rohr hat doppelte Schildzapfen in der Form abgestutzter Kegel.

xv. 39
 
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