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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Zimerman, Heinrich: Quirin Ritter von Leitner
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0434
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Quirin Ritter von Leitner.

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vOn »Wien, am Gedenktage der Schlacht bei Aspern (22. Mai) 1861« datirten Vorwort betont, er sei
einzig von dem Bestreben geleitet gewesen, die Wahrheit zu ergründen und zu sagen, so hat er dieses
Princip nicht allein in den unter dem bescheidenen Titel von »Notizen« einzelne ruhmvolle Gefechts-
mornente des Österreichischen Heeres behandelnden glänzenden Essays redlich befolgt sondern auch
zum Leitstern aller seiner späteren schriftstellerischen Arbeiten gemacht. Gleich charakteristisch für
den angeborenen eminent historischen Sinn und wissenschaftlichen Geist des damals erst 26jährigen
Officiers ist seine Berufung auf einen Ausspruch Johannes von Müller's,1 womit er es rechtfertigt, dass
in vielen Fällen bei der Darstellung die Mittheilung der Originalrelation einer modernen Umschreibung
VOrgezogen worden sei.

Die ehrende Anerkennung, deren sich Leitner's Streben an Allerhöchster Stelle erfreute, beweist
neben dem Umstände, dass Seine Majestät am 26. September 1861 auf fünf Exemplare der »Gedenk-
blätter« subscribirte, die durch Cabinetsschreiben vom i3. Jänner 1865 erfolgte Verleihung der goldenen
Medaille pro literis et artibus an den jungen Autor.

Im engsten ursächlichen Zusammenhange damit steht der an Leitner ergangene kaiserliche Befehl,
das historische Programm für den mit der Ausführung der kriegsgeschichtlichen Fresken zur Aus-
schmückung der Ruhmeshalle im neuen k. k. Artillerie-Arsenal betrauten Professor Karl von Blaas aus-
zuarbeiten und demselben bis zur Vollendung des Werkes mit historischen und costümlichen Behelfen
an die Hand zu gehen. Gleichzeitig mit der Genehmigung dieses Programmes erfolgte am 6. Sep-
tember 1865 Leitner's Berufung zur wissenschaftlichen Neuordnung und Katalogisirung des Artillerie-
^rsenalmuseums. Das bei dem Mangel verlässlicher Inventare nothwendige Studium der für den
Fachmann untrüglichen Merkmale an den Gegenständen selbst führte Leitner bereits nach Jahresfrist
211 der Ueberzeugung, dass eine grosse Anzahl der durchmusterten Objecte aus der anfangs in der
Stallburg aufgestellten, um 1770 in das von Kaiser Leopold I. an Stelle des alten Salzburgerhofes er-
baute Zeughaus überführten, durch die Franzosen in den Jahren 1805 und 1809 und durch die Plün-
derung von 1848 arg geschädigten ehemaligen kaiserlichen Warfen- und Harnischkammer oder aus
der Schatzkammer stammten, mithin im Gegensatze zu den im Besitze des Militärärars verbliebenen
Gommisswarfen, Beutestücken und Widmungsgegenständen kaiserliches Privateigenthum sei. Die vom
K- k. Kriegsministerium zur Prüfung der Eigenthumsfrage bestimmte Commission erkannte die theils
auf die Provenienz theils auf sachliche Gründe gestützte Beweisführung des Eigenthumsrechtes als zu-
treffend an. Darnach wurde die Trennung von Hof- und Staatseigenthum durch Leitner bewirkt,
ersteres auf Vorschlag desselben mit Zustimmung der genannten Commission durch die über der Ein-
Sangsthür angebrachte Aufschrift: »Eigenthum des Allerhöchsten Kaiserhauses« als solches charak-
terisirt, in allgemein als mustergiltig anerkannter Weise chronologisch-synchronistisch aufgestellt und
inventirt. Durch den mit grosser Sachkenntniss durchgeführten Tausch von archäologisch, kriegs- und
kunstgeschichtlich werthvollen Waffen mit der Rüstkammer zu Laxenburg und Einfügung von auf das
Jagdwesen nicht Bezug habenden Kriegs- und Prunkwaffen der Hofjagd- und Sattelkammer sowie
v°n einigen Stücken der Schatzkammer wurden manche empfindliche Lücken ausgefüllt. Für Leitner's
rastlosen Fleiss und den hohen Ernst, mit welchem er die ihm gestellte Aufgabe erfasste, spricht neben
einer im Jahre 1867 zur Besichtigung ähnlicher hervorragenden Sammlungen auf eigene Kosten unter-
nommenen Reise ins Ausland wohl am meisten der Umstand, dass er, um den Werth und die wissen-
Schaftliche Bedeutung der kaiserlichen Sammlung in derselben würdiger Weise auch ausserhalb Oester-
reichs zur Geltung zu bringen, bereits ein Jahr nach seiner Berufung daran ging, im Vereine mit
ausschliesslich inländischen Künstlern auf eigene Kosten ohne jede Subvention ein Prachtwerk über
dieselbe zu ediren, das in 250 numerirten Exemplaren erschien.2 Die Dedication desselben an Seine

1 Es sind dies die Worte: »Die Art, Quellen und quellenmässige Schriftsteller selbst reden zu lassen, gibt einen Ein-
ruck von Wahrheit und Leben, der die verschiedenen Jahrhundertc anschaulich darstellt und die seltene Kunst erleichtert,

■tedes nach sich, nicht nach uns zu beurtheilen.«

2 Die Waffensammlung des österreichischen Kaiserhauses im k. k. Artillerie-Arsenal in Wien, mit Zeichnungen von
• G-Fahrnbauer, C.Mangold, G. Poschinger, J. Schönberg, Schuhmann und J. Wopalensky, Wien, H.Martin, 1866—1870.
 
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