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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Drach, Karl Alhard von: Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0028
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C. Alhard von Drach.

Die erste Kunde darüber gibt ein im Original erhaltener Brief des Kaisers; er trägt unter der

Adresse: »Dem hochgebornen Wilhelmen, landgraven zu Heßen, graven zu Catzenelnbogen, Diez, Zigenhain

und Nida, unserm lieben ohaim und fursten« das Regest: »Romisch kais. maj. begert, das mein gnediger fürst

und her seiner fürstlich gnaden Uhrmacher Josten Burgj mit dem uhrwerk, darauf die motus planetarum stehen,

zuschicken wolle. Praes. Cassel am 14. martü anno etc. 1592« und hat folgenden Wortlaut:

Rudolff der Ander, von gottes gnaden erweiter Romischer kaiser, zu allen zeiten mehrer des reichs etc.
Hochgeborner lieber oheim und fürst. Nachdem wir berichtet werden, das dein lieb ein geschickten mecha-
nicum, Joß Bürg genant, habe, der ain schön uhrwerk, darin die motus planetarum begriffen, zugerichtet haben
solle, welches wir gern sehen, hirumb so begern wir an dein lieb gnediglich, sie wolle gedachten Burgen dahin
vermögen, das er solch werk ehist mit sich hieher bringe. Da uns alsdann dasselbig gefellig, solle er des Werths
halben der gepur contentirt oder, auf den fall es uns nicht annemlich, ime die uncosten alsbald widerumben
erstattet werden; und dein lieb erzaigen uns hiran sonder angenembs gefallen, deren wir mit gnaden und allem
gutem wolgenaigt sein. — Geben auf unserm königlichen schloß zu Prag den funfzehenten februarii anno
zweiundneunzig, unserer reiche des Römischen im sibenzehenten, des Hungerischen im zwainzigsten und des
Behaimischen auch im sibenzehenten. —■ Rudolff. — J. Kurz von Senftenau. — Ad mandatum sacrae caesarae
maiestatis proprium J. Engelhofer.

Schon vier Tage nach Empfang dieses Briefes erwiderte der Landgraf nach dem gleich jenem im

Marburger Archiv vorfindlichen Concepte hierauf Folgendes:1

»Allerdurchlauchtigster, großmechtigster und unüberwindlichster Römischer kaiser. Euer Römisch kais.
maj. seien meine underthenigste ganz willige und gehorsame dienste alzeit zuvohr. Allergnedigster herr. Euer
kais. maj. allergnedigst schreiben, belangend einen mechanicum, so mir eine schön uhrwerk verfertigt haben
soll, hab ich mit underthenigster und geburender reverenz empfangen und gelesen. Nun ist es nicht ohne, das
ich einen Uhrmacher bei mir habe, welcher seines handwerks ein feiner meister ist und ein sehr leuftigen köpf
hat; derselbige hau mir auch etzliche instrumenta zugerichtet und darunter einen globum, der sich selbst moviret
und verum motum solis auch ortus et occasus syderum zeiget, darauf auch die vornembste Sterne fast alle nach
meiner mathematicorum ganz vleißiger Observation eingefuret sein, welche observatio dann in etzlichen Sternen
ab observationibus tabularum nicht uff etzliche wenige minuta sondern uff etzliche gradt differiret. Dieweil ich
dann vernehme, das euer kais. maj. sowohl als ihr löblichster herr vatter, weiland kaiser Maximiiianus, zu den
mathematischen studiis auch gutte anmutung tragen, so wil ich denselbigenn globum, wie lieb ehr mir sonst auch
ist, euer kais. maj. neben dem Uhrmacher in kurzer zeit zufertigen. Daß ich ihnen aber nicht itzo so pald mit
vortschicke, ist die uhrsache, das er mein Uhrmacher in arbeit ist, ein werk, so ich meinem freundlichen lieben
vettern und Schwägern, dem herzogen von Bayern zugesagt habe, zu verfertigen, welchs ungefehr in dreien
oder uffs lengste vier wochen mitt gottes hülf fertigt werden kan. Wann es dann also verfertigt, wil ich ihnen
den uhrmacher sampt dem globo und etwa sonst einem stucklein, so euer kais. maj. meines verhoffens nicht
unahngenehm sein soll, sobald zu deroselben abfertigen. Dann euer kais. maj. in viel größerm underthenigste
gehorsame dienste und gefallen zu erzeigen, sollen sie mich allezait ganz geneigt und willig wissen, die ich hier-
mit gott dem allmächtigen zu langwiriger und glucklicher kaiserlicher regirung und mich deroselben zu kaiser-
lichen gnaden underthenigst bevehlen thue. Datum Cassel am 18. martü anno etc. 1592.

Euer Romisch kais. maj. allerunderthenigster, schuldiger und gehorsamer fürst Wilhelm, landgrave zu
Heßen, grave zue Catzenelnbogenn, Dietz, Ziegenhain und Nidda etc.

Bald darauf, am 2. April, berichtete Wilhelm über diese Angelegenheit auch an Tycho Brahe:2
»Sonst mögen wir euch nicht verhalten, daß die Römische kaiserliche majestet vor etlichen tagen an uns
allergnedigst geschrieben und begert, daß wir irer kaiserlichen majestet unsern uhrmacher Josten Byrgi mit dem
globo, den er hiebevor gemacht und darauf die motus planetarum eingebracht hat, zuschicken wolten, welches
wir den iren kaiserlichen majestet nicht verwegern mögen, und seind demnach gemeint, gedachten unsern Uhr-
machern erstes tages zu iren kaiserlichen majestet abzufertigen, doch daß er sig förderlich widerumb bei uns
einstellen solle, wie wir uns dan versehen, er auf künftigen Michaelis widerumb bei uns sein werde.«

Burgi's Absendung nach Prag verzögerte sich länger, als der Landgraf geglaubt hatte; sie dürfte

kaum vor Juni erfolgt sein. Das Schreiben, worin Wilhelm dieselbe dem Kaiser meldet, ist vom

21. Mai 1592; der Entwurf findet sich im Staatsarchiv zu Marburg, aussen mit der Aufschrift: Ahn

Römisch keis. maj. wird meister Jost, der uhrmacher, mit dem begerten globo coelesti zu ihm abgefertigt. Cassel

am 21. maii anno 1592 und hat folgenden Wortlaut:

Allerdurchleuchtigster groszmechtigster und unüberwindlichster Römischer kaiser. Euer Romisch kais.
mai. seien meine underthenigste ganz willige und gehorsame dinste alzeit zuvor.

1 Mit willkürlich geänderter Schreibweise abgedruckt in v. Rommel, »Neuere Geschichte von Hessen«, Cassel 1835,
Bd. I, S. 798 ff.

- Abgedruckt ist der vollständige Brief in »Tychonis Brahe Dani epist. astron. etc.«, S. 269.
 
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