Nürnberger Waffenschmiede und ihre Werke in den kaiserlichen und in anderen Sammlungen.
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ordens wiederholen. Auf dem Fürbuge und dem Gelieger des Rossharnisches kreuzen sich die Striche.
Der Harnisch für das Feld mit geschlossenem Helme trägt auf der Brust die bekannten Marken.
Ein zweites Werk mit den Marken Wilhelms
ist ein Turnierharnisch, welcher ehemals Karl V.
zugeschrieben war, jetzt aber als für den König
Philipp II. gefertigt erkannt wurde (alter Katalog
Nr. 2410, neuer A23i; Photographiewerk Laurent
Bl. 4.).1 Dieser Harnisch ist blank, mit schwarz ge-
ätzten und ornamentirten Strichen. Er besitzt einen
burgundischen Helm mit niederem Kamm. Die
Achseln haben Brechränder aufgenietet. Das Bein-
zeug bilden nur Unterdiechlinge. Dieser Harnisch
ist nur mehr der Rest einer vollständigen Garnitur,
von welcher das Musee Royal in Brüssel einen an-
sehnlichen Theil bewahrt, der dort zu einem Har-
nisch für das Realgestech zusammengestellt ist (Serie
I, 14).2 Sowohl der Harnisch in Madrid wie jener in
Brüssel trägt die Marken des Meisters. Letzterer
wurde 1839 in Spanien erworben, ersterer wird
auch dort Philipp II. zugeschrieben.
Ich wende mich nun einem weiteren bemer-
kenswerthen Werke des Meisters in der Armeria
Real zu; es ist dieses die Garnitur, welche ich der
Kürze halber: »mit dem Wolkendessin« benenne.
Diese Garnitur (alter Katalog Nr. 23g8, 2450, neuer
A 243; Photographiewerk Laurent, ein Harnisch,
Bl. 108) ist gegenwärtig zu sechs Harnischen zu-
sammengestellt; ausserdem gehören dazu noch ver-
schiedene Wechselstücke, ferner fünf Sättel und
ebensoviele Rossstirnen. Sie ist blank, mit breiten
geätzten und vergoldeten Strichen, welche Füll-
ornamente in der Form von stilisirten Wolken ent-
halten (Fig. 19). Der Dessin ist ganz originell
und wirksam. Sämmtliche Bruststücke tragen die
bekannten Marken des Hofplattners Wilhelm von
Worms.
Nahezu dieselbe Auszierung zeigt ein anderer
ganzer Harnisch dortselbst, welcher dem Sohne
Philipp II., Don Carlos, angehört hatte (alter Kata-
log Nr. 23gg, neuer A 275 und 276; Photographiewerk Laurent Bl. 33); nur sind die Ränder der Striche
seicht gekehlt. Auf dem Bruststücke sind sehr deutlich die Marken des Meisters ersichtlich3 (Fig. 20).
Fig. 20.
1 Der Rossharnisch, mit welchem der Harnisch bis jetzt aufgestellt war, ist nicht zugehörig und eine ältere deutsche
Arbeit des Coloman Kollmann.
2 Catalogue des Armes et Armures du Musee Royal ä Bruxelles par E. van Vinkeroy, 1885. Die Marken sind darin
leider sehr uncorrect wiedergegeben.
3 Ich folge in der Vorführung der Objecte aus der Armeria Real zu Madrid den überaus werthvollen Mittheilungen
und Erklärungen des Chefs dieses Museums, des Grafen Valencia de Don Juan. Ich bin demselben für die viele Unter-
stützung in meiner schwierigen Forscherthätigkeit zu grossem Danke verpflichtet, dem ich auch hier wiederholt und aus
vollem Herzen öffentlich Ausdruck gebe.
49*
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ordens wiederholen. Auf dem Fürbuge und dem Gelieger des Rossharnisches kreuzen sich die Striche.
Der Harnisch für das Feld mit geschlossenem Helme trägt auf der Brust die bekannten Marken.
Ein zweites Werk mit den Marken Wilhelms
ist ein Turnierharnisch, welcher ehemals Karl V.
zugeschrieben war, jetzt aber als für den König
Philipp II. gefertigt erkannt wurde (alter Katalog
Nr. 2410, neuer A23i; Photographiewerk Laurent
Bl. 4.).1 Dieser Harnisch ist blank, mit schwarz ge-
ätzten und ornamentirten Strichen. Er besitzt einen
burgundischen Helm mit niederem Kamm. Die
Achseln haben Brechränder aufgenietet. Das Bein-
zeug bilden nur Unterdiechlinge. Dieser Harnisch
ist nur mehr der Rest einer vollständigen Garnitur,
von welcher das Musee Royal in Brüssel einen an-
sehnlichen Theil bewahrt, der dort zu einem Har-
nisch für das Realgestech zusammengestellt ist (Serie
I, 14).2 Sowohl der Harnisch in Madrid wie jener in
Brüssel trägt die Marken des Meisters. Letzterer
wurde 1839 in Spanien erworben, ersterer wird
auch dort Philipp II. zugeschrieben.
Ich wende mich nun einem weiteren bemer-
kenswerthen Werke des Meisters in der Armeria
Real zu; es ist dieses die Garnitur, welche ich der
Kürze halber: »mit dem Wolkendessin« benenne.
Diese Garnitur (alter Katalog Nr. 23g8, 2450, neuer
A 243; Photographiewerk Laurent, ein Harnisch,
Bl. 108) ist gegenwärtig zu sechs Harnischen zu-
sammengestellt; ausserdem gehören dazu noch ver-
schiedene Wechselstücke, ferner fünf Sättel und
ebensoviele Rossstirnen. Sie ist blank, mit breiten
geätzten und vergoldeten Strichen, welche Füll-
ornamente in der Form von stilisirten Wolken ent-
halten (Fig. 19). Der Dessin ist ganz originell
und wirksam. Sämmtliche Bruststücke tragen die
bekannten Marken des Hofplattners Wilhelm von
Worms.
Nahezu dieselbe Auszierung zeigt ein anderer
ganzer Harnisch dortselbst, welcher dem Sohne
Philipp II., Don Carlos, angehört hatte (alter Kata-
log Nr. 23gg, neuer A 275 und 276; Photographiewerk Laurent Bl. 33); nur sind die Ränder der Striche
seicht gekehlt. Auf dem Bruststücke sind sehr deutlich die Marken des Meisters ersichtlich3 (Fig. 20).
Fig. 20.
1 Der Rossharnisch, mit welchem der Harnisch bis jetzt aufgestellt war, ist nicht zugehörig und eine ältere deutsche
Arbeit des Coloman Kollmann.
2 Catalogue des Armes et Armures du Musee Royal ä Bruxelles par E. van Vinkeroy, 1885. Die Marken sind darin
leider sehr uncorrect wiedergegeben.
3 Ich folge in der Vorführung der Objecte aus der Armeria Real zu Madrid den überaus werthvollen Mittheilungen
und Erklärungen des Chefs dieses Museums, des Grafen Valencia de Don Juan. Ich bin demselben für die viele Unter-
stützung in meiner schwierigen Forscherthätigkeit zu grossem Danke verpflichtet, dem ich auch hier wiederholt und aus
vollem Herzen öffentlich Ausdruck gebe.
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