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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0024
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i8

Friedrich Kenner.

Aufschrift in Gold: FERD < CORTES < 1NDOR < DOMITOR. Brustbild links, im Dreiviertelprofil, das
über die Ohren reichende Haupthaar und die hochgeschwungenen Brauen dunkelgrau, der Vollbart
lichter grau, die grossen Augen dunkelbraun, gerade vorspringende Nase und breiter Mund, die Unter-
lippe vorragend; in schwarzem Kleide, das schwarze Oberkleid mit braunem Pelzkragen und Futter,
auf dem Kopfe ein niederer schwarzer Schlapphut. Grund dunkelgrau. — Katalog Nr. 770.

Florenz. — Bei Jovius I, 229, und in der Galerie historique de Versailles, Tome IX, Serie X, Sec-
tion 2, Nr. 1857 (aus Chäteau Beauregard) gleich. — Das Bildniss in München, Fickler, Inv. 3334

(v. Reber II, 43) ist verschollen.

Ein Waffengefährte des Cortes, Diaz de Ca-
stello, schildert diesen als kleinen, schmächtigen
Mann von vortheilhaftem Wüchse, grauer Gesichts-
farbe und ernstem Ausdruck.1 Es stimmen damit
die Bildnisse überein, welche wir von ihm besitzen.
Die älteren und sicher verlässlichen gehen auf das
Porträt zurück, welches Cortes selbst kurze Zeit vor
seinem Tode, also 1547, d. i. in seinem 62. Lebens-
jahre, an Giovio übersandte.2 Ein späteres, von dem
letztgenannten verschiedenes befindet sich in dem
von Cortes gegründeten Hospital in Mexico, eben
jenes, welches Carderera in Abbildung gibt. Unser
kleines Gemälde stimmt nicht mit diesem, wohl aber
ganz und gar mit jenem bei Giovio überein, ist also
nach letzterem oder nach der Copie in Florenz ge-
arbeitet; es ist anziehend durch den geistreichen,
etwas schwermüthigen Ausdruck des Gesichtes.
Nach den Zeitumständen und dem Alter des Dar-
gestellten kann das Original nur zwischen 1540 und
1547 in Spanien selbst entstanden sein; denn mit
dem früheren Besuch, welchen Cortes 1530, d. i. in
seinem 47. Lebensjahre, von Mexico aus in Spanien
Nr. 148. machte, stimmen die Anzeichen des Alters nicht

überein. Es liegt nahe, das Original auf Peeter de
Kempeneer (Campana) zurückzuführen, der, 1503 in Brüssel geboren, zwischen 1538 und 1562 in Se-
villa arbeitete, ausser berühmten Retablos auch zahlreiche Bildnisse der ersten Granden von Anda-
lusien schuf und, in seine Heimat zurückgekehrt, als Leiter der Brüsseler Tapetenfabrik im Jahre 1588
starb.3

Es existiren übrigens noch zwei andere Bildnisse des Cortes in Kupferstichen, welche den Er-
oberer im Gegensinne geben. Das eine, gestochen von Geo. Vertue, hat die Beischrift: Ex pictura
Titiani in aedibus praehonbüis Domini de Pauli Methuen und gibt ihn im Brustbild in einem Rock
mit Schlitzen und einer Pelzschaube;4 der Kupferstich ist von einem wahrscheinlich sehr guten Ge-
mälde abgenommen, da es für einen Tizian ausgegeben wurde.5 Das andere scheint sich in Spanien
zu befinden; es ist ein Hüftbild im Dreiviertelprofil rechts, mit flachem Hut und kurzem, mit Gold und

1 Carderera II, Est. LXXII.

2 Jovius I, 229, sagt, Cortes sei gestorben, »paulo postquam nobis effigiera suam inter praeclaras imagines in Musaeo
nostro collocandam misisset«.

3 C. Justi im Jahrbuch der kgl. preuss. Kunstsammlungen V (1884), S. 154, 177.

4 Porträtsammlung der k. u. k. Familien-Fideicommiss-Bibliothek: im Dreiviertelprofil rechts mit sehr dunklen Augen
und flachem Hut.

s Crowe und Cavalcaselle erwähnen von Tizian kein Bildniss des Cortes.
 
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