Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0026
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Friedrich Kenner.

Consalvo Ferrante menö seco in Venezia, quando visitö il Doge Agostino Barberigo,1 nel qual tempo
si dice che ritrasse il gran Consalvo armato, che fu cosa rarissima e non si poteva vedere pittura piü
bella, che quella e che esso Consalvo se ne la portö seco«. Aus dieser Stelle geht hervor, dass Gonzalo's
Bild von Giorgione zwar nach Beginn des zweiten neapolitanischen Krieges, aber noch zur Zeit des
Dogen Barbarigo, der bis 1501 regierte, also in diesem Jahre, d. i. im 38. Lebensjahre des Gonzalo, ent-
standen ist und ihn in der Rüstung darstellte, endlich dass Gonzalo das Original mit sich fortnahm.

Von unseren Bildern gibt ihn Nr. 149 in der Rüstung; auch der Kupferstich in Schrenk's Werke
zeigt ihn mit dieser und im Profil in gleicher Wendung, beide unbärtig, der Kupferstich aber mit kahlem

Scheitel und Diadem, während unser Bild (Nr. 149)
reiches Haupthaar und blossen Kopf hat. Eine
dieser beiden Darstellungen geht also wahrschein-
lich auf das von Vasari so sehr gerühmte Gemälde
des Giorgione zurück. Carderera hält das im
Kupferstiche von Schrenk abgebildete Porträt für
eine Copie dieses Originales, weil Gonzalo das
letztere mit sich fortgenommen hat und eine dem
Kupferstiche ähnliche Copie sich noch in Spanien,
im Besitze der Grafen Sastago, die von Gonzalo
abstammen, befindet.2 Dagegen kommt unser Bild
Nr. 149 nicht weiter in Betracht, da es sicher nichts
Anderes ist als eine willkürlich veränderte Copie
nach dem Originale im Besitze des Duque de Sesa;
die Darstellung in der Rüstung mit Schärpe ver-
räth ein späteres Decennium des XVI. Jahrhun-
derts, in welchem man es liebte, die Bildnisse der
Heerführer vor allem durch die Rüstung kenntlich
zu machen, was früher nicht durchaus der Fall war.

Das zweite Bildniss des Gonzalo in unserer
Sammlung (Nr. 148) ist, wie ich glaube, noch nicht
bekannt; die Copie stammt von jenem trefflichen
Maler, den wir in den Porträten der italienischen
Nr- 15°- Celebritäten schon getroffen haben,3 in der Reihe

der osmanischen Sultanbilder wiederfinden und
als einen Venezianer, der die Art des Gentile Bellini nachahmte, kennen lernen werden. Das Original
darf also wohl auch in Venedig gesucht werden. Der trefflich ausgeführte Kopf zeigt, obwohl im
Dreiviertelprofil, ganz ähnliche Züge und gleiche Kopfbedeckung wie das Profilbild des Duque de
Sesa. Die Kleidung scheint von anderer Hand gemalt und nur leicht skizzirt zu sein. Kupferstiche
existiren, so viel ich weiss, davon nicht.

150. Granvela, Nicholas Perrenot de,

geboren i486 zu Omans bei Besancon, Sohn des dortigen Richters Pierre Perrenot und der Etiennette Philibert,
studirte die Rechte an der Universität von Dole und hörte Mercurin de Gattinara, nachmaligen Kanzler des
Kaisers Karl V. und Cardinal, der dem eifrigen und talentvollen Hörer seine Gunst bewahrte und die Wege zur
amtlichen Laufbahn bereitete. Von Gattinara empfohlen, wurde Perrenot Secretär der Erzherzogin Margaretha,

1 Die Ursache des Besuches, den der gewaltige Krieger in Venedig machte, war die Einnahme von Cefallenia für die
Republik, aus welchem Grunde er in der Dogenstadt auch festlich empfangen wurde. Der Kampf mit den Türken um
jene Insel fand während des zweiten Krieges um Neapel statt.

2 Wenn Carderera eines zweiten Bildes des Gonzalo in Ambras gedenkt, so ist dies wohl das lebensgrosse Standbild
in ganzer Figur, welches sich noch jetzt in Ambras befindet (11g und Boeheim, Das k. k. Schloss Ambras, 1882, S. 110,
Nr. 153) und ebendort gemalt ist.

3 Jahrbuch XVIII (1897), S. 184, K.
 
Annotationen