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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0119
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

I I I

gebogene Nase, der Mund geöffnet; auf dem Kopfe ein Häubchen von bräunlicher Farbe, darüber ein
rother Hut mit aufgestellter Krämpe; das Unterkleid, welches nur in einem schmalen Theile am Halse
sichtbar ist, braun, das Oberkleid roth, darüber ein Kaftan von blauer Farbe, mit Kragen aus braunem
Pelz, auch der Armausschnitt mit solchem verbrämt. Grund braun, ins Lichtere spielend. Auf Pappe
aufgezogen. — Katalog Nr. 409.

Bei Schrenk, Tab. XVI, und Köhler, Taf. 16, S. 61, in gleicher Wendung, mit kleinen Verschie-
denheiten in der Kleidung;1 bei Capriolo, f. 70, und Totti, p. 105, unserem Bilde gleich. — Florenz.
— München, Fickler, f. 2634 und 2758 (v. Re-
ber, S. 42), verschollen.

Das älteste Bildniss des Skanderbeg gibt
der in Venedig gearbeitete grosse Holzschnitt,
von 258 zu 174 Mm., welcher mit BV (Bernar-
dinus Venetus de Vitalibus) signirt und um 1500
entstanden ist; er findet sich in der ersten, in
Rom (ohne Jahresangabe) erschienenen Ausgabe
von Marinus Barletius, De vita et rebus gestis
Scanderbegi.2 Hier erscheint der berühmte Al-
banese im Profile rechts, mit geschorenem
Haupthaar, einer anliegenden Haube mit ein-
gewebten Ornamenten, darüber einen Hut ohne
Krämpe, oben mit einem ausladenden Wulste,
der Vollbart lang, das Oberkleid mit Pelzver-
brämung und schwungvollem eingewebten
Muster aus dem Ende des XV. Jahrhunderts.
Auf dieser Vorlage beruht das Bildniss in der
Sammlung Giovio (I, 95); doch sind hier schon
einige kleine Veränderungenmerkbar: dieHaube
ist als Umschlag des Hutes über dem Nacken
dargestellt, der Dessin des Oberkleides weg-
gelassen. Jüngere Darstellungen behalten die
markigen Züge des Profilkopfes bei, unterschei- Nr. 1.

den sich aber, indem sie den Kopf im Gegen-
sinne, mit etwas längerem Haupthaar, ohne Haube und mit einem Kaipak auf dem Kopfe geben;
letzterer ist vorne mit einer Hülse versehen, aus der eine grosse Straussenfeder emporragt. Der Kaftan
zeigt anderen Dessin, ist mit Hermelin verbrämt und auf der Brust mit drei grossen viereckigen Knöpfen
geschlossen.3 Jüngere Bildnisse übergehen wir hier.4

Die ältere dieser beiden Darstellungen zeigt italienische, die jüngere albanesische Tracht, ähnlich
so wie auch die Bildnisse des Pippo Spano in unserer Sammlung diesen in italienischer und ungari-
scher Kleidung geben.5

Unsere beiden Bilder nun zeigen Skanderbeg in italienischer Tracht, mit der Haube und dem
rothen Hute, beide mit dem gleichen Anzeichen des Alters, Falten um die Augen und ergrautem Voll-

1 Darnach ein lebensgrosses Standbild in Ambras, ebenda gemalt. Ilg und Boeheim, Das k. k. Schloss in Ambras,
S. 112, Nr. 165.

2 Vgl. Archivio storico dell'arte V (1892), p. 108.

3 So in der von Joannes Pincianus 1533 herausgegebenen deutschen Bearbeitung des Marinus Barletius. Im Exem-
plar der k. und k. Familien-Fideicommiss-Bibliothek ist der Holzschnitt bemalt: Kaipak schwarz mit grauem Aufschlag,
Straussenfeder und Kaftan grün. Vgl. auch Rovillius II, 196.

4 So jenes der späteren deutschen Ausgabe des Barletius (Frankfurt a. M. 1577); hier im Dreiviertelprofil links, blos
mit Schnurrbart, kleinem Kaipak, ungarischem Oberrock, zweifacher Kette und Streitkolben.

5 Jahrbuch XVIII (1896), S. 146 f., Nr. 120, 121.
 
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