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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die aus dem kaiserlichen Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musée d'Artillerie zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0240
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DIE AUS DEM KAISERLICHEN SCHLOSSE AMBRAS STAMMENDEN
HARNISCHE UND WAFFEN IM MUSEE D'ARTILLERIE ZU PARIS.

gerathen, so dass man selbst in Paris bis zur Stunde nicht über sämmtliche aus Ambras entnommenen
Waffen Rechenschaft zu geben vermag. Aus diesem Grunde mag es gerechtfertigt erscheinen, den
Verlauf der Aufhebung, gestützt auf bisher nicht veröffentlichte officielle Quellen, hier darzulegen,
lediglich in der Absicht, einen nicht unwichtigen Beitrag zu der späteren Geschichte des »Armamen-
tarium heroicum« des Erzherzogs Ferdinand von Tirol im Schlosse Ambras zu liefern.

Am 26. December 1805 wurde der Frieden zwischen Oesterreich und Frankreich zu Pressburg
unterzeichnet und nach den Bestimmungen desselben gelangte die gefürstete Grafschaft Tirol an das
Königreich Baiern, wobei ausdrücklich festgesetzt wurde, dass bei der Abtretung nur das liegende
und bewegliche Eigenthum des Landes selbst übergeben werden, alles übrige private Eigenthum aber
ausgeschlossen bleiben solle.

Schon während der Friedensverhandlungen befahl Kaiser Franz I. in einem Handbillet aus
Holitsch vom 29. September 1805 dem Gouverneur von Tirol Grafen Johann Baptist Brandis, dass die
Uebergabe des Landes in der vertragsmässigen Frist an den König von Baiern zuverlässig bewirkt
werden solle, dass aber dabei Alles, was nicht Eigenthum des Landes sondern des »höchsteigenen
Aerariums« sei, dem gegenseitigen Uebereinkommen gemäss zurückgeschickt oder, falls dies vortheil-
hafter befunden würde, dem neuen Landesfürsten zur Ablösung überlassen werden möge.1 Diese Ver-
fugungen erfolgten, wie wir später ersehen werden, auf Grund einer directen Correspondenz mit Kaiser
Napoleon.

Schlosshauptmann und Custos der Sammlungen im kaiserlichen Schlosse Ambras war der ge-
lehrte Johann Baptist Primisser (geb. zu Prad in Tirol am 23. August 1739, gest. zu Wien am
4. Februar 1815). Aus seinen amtlichen Berichten und Correspondenzen ist zum grossen Theile der
Hergang des Uebergabsactes mit seinen Vorereignissen zu entnehmen.2 Um Zweifeln und Miss-
verständnissen im Vorhinein zu begegnen, sei erwähnt, dass das Schloss Ambras mit all' seinem Inhalte,
entsprechend dem Codicill zum Testamente des Erzherzogs Ferdinand von Tirol vom Jahre 1594,
stets im Besitze von Agnaten oder Landesfürsten aus habsburgischem Geblüte gewesen war. Auch

1 Sammler für die Geschichte und Statistik von Tirol 1806, I. Bd., p. 19.

2 Registratur der bestandenen k. k. Ambraser-Sammlung. Die betreffenden Nummern werden später unter Voran-
setzung des Wortes: Registr. angeführt.

XIX. 28

Von

Wendelin Boeheim.

ie Art und Weise, wie jene Waffenstücke, welche in den Katalogen des Musee
d'Artillerie in Paris als aus dem Schlosse Ambras stammend bezeichnet werden,
in ersteres gelangten, ist in den Details noch nirgends aufgeklärt worden. Die
Motive, von welchen der französische Machthaber und seine Organe hiebei geleitet
waren, die Persönlichkeiten, welche bei der Aufhebung der hochwerthvollen
Antiquitäten eine Rolle spielten, sind schon in der gleichzeitigen Literatur nur
ungenau und flüchtig dargestellt, mit der Zeit nahezu ganz in Vergessenheit
 
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