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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die aus dem kaiserlichen Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musée d'Artillerie zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0244
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Die aus dem kais. Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musee d'Artillerie zu Paris.

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mann und der k. k. Hauptmann des Quatiermeisterstabes Freiherr Voith von Sterbez.1 In Betreff des
Abtransportes war Primisser an die österreichische Hofcommission in Innsbruck unter dem Grafen
Johann Brandis gewiesen und ihm zugleich eine Vollmacht übergeben, welche wir hier ihres inter-
essanten Inhaltes wegen im ganzen Wortlaute wiedergeben:

Vollmacht

»Welche von Endesunterzeichneten Bevollmächtigten österreichischen Commißairs, die zu Folge
einer zwischen Ihren Majestätten dem Kaißer von Oesterreich und dem Kaißer von Frankreich (sie!)
geschlossenen Convention in Bezug auf die Abtransportirung der manigfaltigen Rüstungen, Waffen,
Mablereyen und verschiedenen anderen Kunstsachen und Seltenheiten aus der Kunstsammlung zu
Ambras in Tyroll, denen Se Majestät der Kaißer von Oesterreich als von Ihren hohen Vorfahren her-
stammend einen besonderen Werth beylegen, eigens nach Innsbruck beordert worden sind, dem
k. k. Herrn Rath und Schloßhauptmann von Primisser übertragen und wie folget ertheilet wird.

tens. »Herr Schlosshauptmann v. Primisser hat durch die Oesterreichischen Abgeordneten in
Gegenwart der von Sr Excellenz dem französischen Herrn Kriegsminister v. Berthier zu diesem Ge-
schäfte eigens bestimmten Herrn Hauptmann v. Simonay(sic! Simonin) des französischen General-
Staabs nicht nur allein auf alles und jedes den deutlichsten Fingerzeig erhalten, was aus dieser Samm-
lung Sr Majestät dem Kaißer von Oesterreich gefällig und angenehm sein wird, sondern diese Stücke
wurden auch zugleich von denen übrigen zu Ambras zurückbleibenden separirt und in besondere Ab-
theilungen zusammengestellt.

2tens. »Herr Schlosshauptmann v. Primisser übernihmt die gänzliche Obsorge der Verpackung
und zugleich auch die Einleitung des Transports der sämmtlichen ausgewählten Stücken nach der
einstweiligen mündlichen Verabredung oder auch allenfallsigen schriftlichen neuen Anordnung von
Wienn.

3 icns. »rja jedoch das Geschäft der Abtransportirung schwerlich vor dem Monath März 1806 an-
gefangen und selbes auch erst nach Umständen früher oder später beendiget, mithin keine Zeit genau
bestimmt werden kann, so wird alle das für Se Majestät den Kaißer bestimmte Guth mit der hoch-
gefälligen Erlaubniß des königl. Bayrischen commandirenden Herrn General bis zur Zeit der Ab-
fuhr in dem Schloße zu Ambras in den abgesonderten Abtheilungen zu verbleiben haben, welche in-
dessen gesperrt und gesiegelt worden sind, und welches bis dahin, so wie dermalen von dem königl.
Bayrischen Militaire bewacht werden wird.

4lens- »Wird Herr Schloßhauptmann v. Primisser, sobald das für Se Majestät den Kaißer von
Oesterreich Ausgewählte verpackt und nach Wienn abgeschickt seyn wird, die Schlüßeln von den
besetzten Behältnissen übergeben.

1-tens. »Die erforderlichen Päße zur Abführung der ausgewählten Stücken entweder Theilweis
oder auch auf Einmal werden dem Herrn Schloßhauptmann v. Primisser auf jedesmalige Ansuchen
von dem königl. Bayrischen General-Commando zu Innsbruck in Folge der getroffenen Einleitung
Sr Excellenz des französischen Herrn Kriegsministers v. Berthier ertheilt und jeder Vorschub in dieser
Angelegenheit geleistet werden.

»Zur Bestätigung, auch zur Erleichterung für den Herrn Schloßhauptmann v. Primisser haben
wir gegenwärtige Urkunde nicht nur eigenhändig unterschrieben, sondern zur mehreren Bekräftigung
derselben uns auch die Vidimirung von dem Commandirenden Herrn Generale zu Innsbruck und von

1 Wenzel Franz Freiherr Voith von Sterbez, geboren zu Budweis am 29. September 1770, diente anfänglich in der
Artillerie, erwarb sich bei der Vertheidigung von Ulm am 15. October 1805 den Maria-Theresienorden und wurde unmittel-
bar darauf in den Generalquatiermeisterstab versetzt. Er starb als Oberst und Commandant des Linien-Infanterie-Regi-
mentes Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 auf dem Rückmärsche von Neapel am 15., nach Anderen am 16. Mai 1827 zu Casal-
maggiore.
 
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