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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Schlosser, Julius von: Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Trevisio
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0309
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Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Treviso.

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unter der Vertäfelung Zeichnungen in Kohle und Kreide auf der Mauer zum Vorschein gekommen
seien. Allerdings entsprechen sie nicht den sie bedeckenden Tafeln —so steht unter dem heil. Mathias
der heil. Andreas, unter diesem der heil. Petrus u. s. f. —; offenbar sollten diese Zeichnungen nur als
Vorstudien und dazu dienen, den Gesammteindruck des Ganzen erproben zu können.1

Leider haben die Farben der Ursulafresken sehr gelitten; sie sind stellenweise gänzlich verblasst,
das Lazurblau ist bei der Uebertragung allenthalben abgefallen. Die Contouren sind dunkelroth um-
rissen, die Goldverzierungen waren, wie noch an Spuren ersichtlich ist, erhöht aufgetragen. Auch die
Inschriften sind meist verloren gegangen.2

Fig. 8. Bruchstück Fig. 9. Fresco (Nr. 11)

der Vorzeichnung für das Fresco Nr. II. aus der Ursulakapelle in S. Margherita.

Der Stil dieses grossen Freskeneyklus ist uns nicht unbekannt; es ist der kräftige individuelle,
aus den Banden der Giotteske fast losgelöste Stil der Schule von Verona, als deren Häupter uns
Altichiero und Avanzi genannt werden und deren umfangreichstes und edelstes Werk bekanntlich im
St. Georgsoratorium vor dem Santo zu Padua erhalten ist. Diese Fresken sind verhältnissmässig spät
datirt, vom Ende der Siebzigerjahre des XIV. Jahrhunderts; aber ihr Stil ist so ausgebildet, dass wir in
ihnen den Höhepunkt, vielleicht auch den Abschluss der altveronesischen Malerei zu erkennen ver-
mögen. Eine längere Entwicklung muss dem voraufgegangen sein, zu deren Kenntniss uns fast alle
Vorstufen fehlen; jedenfalls ist im letzten Drittel des Trecento dieser Stil der nationale einheimische,
zum Mindesten des östlichen venetischen Oberitaliens.

In den Fresken von S. Margherita tritt uns ein anderes bedeutendes Denkmal dieser, soweit wir
heute zu sehen vermögen, von Verona ausgehenden Schule entgegen. Von Altichiero oder von seinem
immerhin etwas unbestimmten Genossen Avanzi kann hier keine Rede sein; dazu sind die Unterschiede
zu gross. Aber.es ist der gleiche Geist, der gleiche energische Realismus, der aus diesen Gemälden

1 Neuwirth, a. a. O., S. 66. Vgl. übrigens Ilg's Ausgabe des Cennini (Eitelberger's Quellenschriften I), S. 161.

2 Bailo, a. a. O., S. 45.

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