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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Dollmayr, Hermann: Hieronymus Bosch: und die Darstellung der vier letzten Dinge in der niederländischen Malerei des XV. und XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0345
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Hieronymus Bosch und die Darstellung der vier letzten Dinge.

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sich, da Mandyn aus Haarlem stammte, vielleicht ebenfalls eine kleine Rückbeziehung auf den Meister
03 ergäbe, insoferne als dieser ganz gut sein Lehrer gewesen sein könnte. Drittens wissen wir, dass
Jan Mostart einen Ecce homo mit lebensgrossen Figuren malte, worauf einige Gestalten einen aus-
gesprochen porträtmässigen Charakter besassen; hatte ja zu einem der grottesken Leutchen ein Ser-
geant, ein gewisser Pier Muys, der damals seiner drolligen Figur und seines pflasterbedeckten Gesichtes
wegen wohl bekannt war, Modell gestanden.

Dieses Bild ist es aber nun gerade, wie schon G. Glück hervorhob, das auffällig an den Ecce
homo des H. Bosch im Escorial erinnert, an eben denselben, den unser Monogrammist, nach meiner
Meinung, auf der Tafel in Valencia copirte. Diese Beziehung gäbe demnach ernstlich zu denken.
Mit ihr die Nachricht, dass Jan Mostart eine westindische Landschaft gemalt habe. Denn dadurch wird
uns ein anderes Gemälde unseres Monogrammisten im Escorial ins Gedächtniss gerufen, »der Garten

Fig. 10. Gillis Mostart. Gallerie zu Stockholm.

der Lüste«, von dem C. Justi, der ihn noch für ein Werk des Bosch hielt, ausdrücklich sagt: »Die
Scenerie ist vergleichbar einem wildverwachsenen Park mit fremdartigen Gewächsen und Thieren;
eine Art irdisches Paradies, zu dem auch das Costüm seiner Bewohner passt. Unverkennbar ist Bosch
hier wieder durch Nachrichten aus der eben entdeckten Atlantis angeregt, seine Phantasie durch Nach-
ruhm und Zeichnungen dortiger tropischer Natur in Gährung versetzt worden. Man erinnert sich, dass
Columbus selbst, als er der Terrafirma sich näherte, an den Mündungen des Orinoco den Ort des irdi-
schen Paradieses gefunden zu haben glaubte«, ein Vergleich, den Justi in allen Einzelheiten durchführt.

Und endlich. Hat G. Glück für seinen Mostart das für sich, dass sich in seinen Bildern eine gewisse
Vertrautheit mit dem höfischen Leben offenbart, die aufs Trefflichste zu dem Hofmaler der Statthalterin
der Niederlande passt, so würde dasselbe Amt für unseren Monogrammisten erweisen, warum sich so
viele und so bedeutende Werke von ihm in Spanien finden, mit welchem Lande Margaretha, als Tante
Karls des V. und als Gemahlin Johanns von Asturien, durch ihr öffentliches und privates Leben eng
verbunden war. Hier steht nun einmal Vermuthung gegen Vermuthung. Einstweilen jedoch, bis wir

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