Die Jugendwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino.
33
zum Teile mit Sepia laviert, die Lichter gehöht sind. Dargestellt ist ein jugendlicher stehender Mann
in weitem reichen Gewände, das von der linken Hand vorne an der Brust gehalten, vom erhobenen
rechten Arme hochgenommen wird (Fig. 27). Der an den Johannes der Lünette von S. Sepolc.ro
erinnernde Typus des Mannes, die in scharfkantigen Falten gegebene Gewandung weisen das Blatt
mit Sicherheit der frühen Zeit des Meisters zu.
Zu einer den Grisaillebildern in S. Maria
delle Grazie anzugliedernden Gruppe vereini-
gen sich drei Zeichnungen, welche in den
Sammlungen der Ambrosiana, der Albertina
zu Wien und der Akademie zu Venedig auf-
bewahrt werden. Das erste Blatt in der Bi-
blioteca Ambrosiana 1 zeigt auf grauem Papier Fig. 23. Bramante, Bruchstück des Frieses in Casa Silvestri,
die mit dem Pinsel gezeichnete und in den Mailand.
Lichtpartien weiß gehöhte Gestalt eines aus-
schreitenden jungen Mannes in kurzem Rocke und kurzem, über die Schultern geschlagenen Mantel,
unter dem der rechte Arm verborgen, während der linke daraus hervortretend erhoben ist. In alter
Schrift ist unten neben der Gestalt «Bra-
mantino» zu lesen (Fig. 28).
Feiner in der Ausführung und
auch dem Gegenstande nach bedeuten-
der ist das in der Albertina zu Wien 2
aufbewahrte Blatt: der auferstandene
Christus (Taf. IV). In ganzer Figur ist
der Heiland nur mit einem Lenden- Fig. 24. Bramante, Bruchstück des Frieses in Casa Silvestri, Mailand,
schürz und über Schultern und Arme
herabfallenden Mantel bekleidet dargestellt. Die Dornenkrone drückt das leicht nach der rechten
Schulter zu geneigte Haupt. Die rechte Hand ist mit jener für Bramantino so typischen Bewe-
gung vor die Brust gelegt, die linke umfaßt den schweren, senkrecht aufragenden Kreuzesstamm.
Der Körper ist schmächtig, läßt den Knochenbau besonders an Händen und Füßen stark hervor-
treten. Verglichen mit der ersten uns bekannt gewordenen Darstellung Christi in Kniefigur auf dem
Bilde des Conte del Mayno, bedeutet die Wiener Zeichnung einen zweifellosen Fortschritt in der Be-
herrschung der Formen des menschlichen Körpers. Auch entfernt uns der Künstler von der Darstel-
1 Nicht ausgestellt, F. 245. Inf.-Nr. 45.
2 Federzeichnung auf graubraunem Papier, braun laviert, weiß gehöht. L. 267, Br. 15-5 cm., potographiert von
Jägermeyer, Nr. 55; aufbewahrt unter Sc. Rom. I, B. 45. Früher dem Cosimo Trira laut Anmerkung in Wickhoffs Katalog
von Morelli nach einer handschriftlichen Notiz Thausings dem Bramantino zugeschrieben.
xxv. 5
33
zum Teile mit Sepia laviert, die Lichter gehöht sind. Dargestellt ist ein jugendlicher stehender Mann
in weitem reichen Gewände, das von der linken Hand vorne an der Brust gehalten, vom erhobenen
rechten Arme hochgenommen wird (Fig. 27). Der an den Johannes der Lünette von S. Sepolc.ro
erinnernde Typus des Mannes, die in scharfkantigen Falten gegebene Gewandung weisen das Blatt
mit Sicherheit der frühen Zeit des Meisters zu.
Zu einer den Grisaillebildern in S. Maria
delle Grazie anzugliedernden Gruppe vereini-
gen sich drei Zeichnungen, welche in den
Sammlungen der Ambrosiana, der Albertina
zu Wien und der Akademie zu Venedig auf-
bewahrt werden. Das erste Blatt in der Bi-
blioteca Ambrosiana 1 zeigt auf grauem Papier Fig. 23. Bramante, Bruchstück des Frieses in Casa Silvestri,
die mit dem Pinsel gezeichnete und in den Mailand.
Lichtpartien weiß gehöhte Gestalt eines aus-
schreitenden jungen Mannes in kurzem Rocke und kurzem, über die Schultern geschlagenen Mantel,
unter dem der rechte Arm verborgen, während der linke daraus hervortretend erhoben ist. In alter
Schrift ist unten neben der Gestalt «Bra-
mantino» zu lesen (Fig. 28).
Feiner in der Ausführung und
auch dem Gegenstande nach bedeuten-
der ist das in der Albertina zu Wien 2
aufbewahrte Blatt: der auferstandene
Christus (Taf. IV). In ganzer Figur ist
der Heiland nur mit einem Lenden- Fig. 24. Bramante, Bruchstück des Frieses in Casa Silvestri, Mailand,
schürz und über Schultern und Arme
herabfallenden Mantel bekleidet dargestellt. Die Dornenkrone drückt das leicht nach der rechten
Schulter zu geneigte Haupt. Die rechte Hand ist mit jener für Bramantino so typischen Bewe-
gung vor die Brust gelegt, die linke umfaßt den schweren, senkrecht aufragenden Kreuzesstamm.
Der Körper ist schmächtig, läßt den Knochenbau besonders an Händen und Füßen stark hervor-
treten. Verglichen mit der ersten uns bekannt gewordenen Darstellung Christi in Kniefigur auf dem
Bilde des Conte del Mayno, bedeutet die Wiener Zeichnung einen zweifellosen Fortschritt in der Be-
herrschung der Formen des menschlichen Körpers. Auch entfernt uns der Künstler von der Darstel-
1 Nicht ausgestellt, F. 245. Inf.-Nr. 45.
2 Federzeichnung auf graubraunem Papier, braun laviert, weiß gehöht. L. 267, Br. 15-5 cm., potographiert von
Jägermeyer, Nr. 55; aufbewahrt unter Sc. Rom. I, B. 45. Früher dem Cosimo Trira laut Anmerkung in Wickhoffs Katalog
von Morelli nach einer handschriftlichen Notiz Thausings dem Bramantino zugeschrieben.
xxv. 5