Die Jugendwerke des Bartolommeo Suardi, genannt Bramantino.
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Fra Damiano aus Bergamo, Laienbruders bei San Domenico. Er war ein Schüler des Fra Schiavon in
Venedig. Die Zeichnungen für die erwähnten Intarsien waren von der Hand des Trozo aus Monza
und von Bernardo da Trevi, von Bramantino und anderen. Sie stellen Szenen aus dem alten Testa-
mente dar und perspektivische An-
sichten.» 1
Das Chorgestühl wurde aus S. Do-
menico später in die Kirche S. Barto-
lommeo übertragen, wo es sich noch
heute befindet. Bei dieser Gelegenheit
mag allerdings die Anordnung und
Reihenfolge der Szenen durcheinander
gebracht worden sein. Bei den man-
nigfachen Veränderungen, welche die
ursprüngliche Zeichnung naturgemäß
durch den Intarsiakünstler erlitt, scheint
es zunächst allerdings sehr schwer, die
Entwürfe zu den Platten einem oder
dem anderen der genannten Maler mit
Sicherheit zuzuschreiben, umsomehr als
wir von der Kunst des Troso da Monza
gar keine, von der des Zenale nur eine
vielfach getrübte Anschauung besitzen.
Der Cicerone,2 der das Chorgestühl für
eine frühe Arbeit des Fra Damiano er-
klärt, was mit unserer Datierung der
Entwürfe vollkommen übereinstimmt,
ist geneigt, die Architekturen auf Bra-
mantinos, die Einzelgestalten auf Zena-
les, die Historien auf des Troso Erfin-
dung zurückzuführen. Nach solchem
Gesichtspunkte allein die Dinge scheiden
zu wollen, geht jedoch, wie ich glaube,
nicht an. Vielmehr dürfte allein das von
W. von Seydlitz 3 eingeschlagene Ver-
fahren der Scheidung nach stilistischen
Momenten Erfolg versprechen.
Leicht läßt sich Bramantinos Geist
in einigen der Chorstuhlfüllungen wie-
derfinden. Nach wiederholter Prüfung erscheinen mir vier der erhaltenen Intarsien nach seinen Ent-
würfen gefertigt zu sein, nämlich die Darstellung des Sposalizio, der Enthauptung Johannis des Täu-
fers, der durch zwei Heilige (die Apostel Petrus und Johannes?) vorgenommenen Krankenheilung,
endlich des goldenen Zeitalters. Es sind in der jetzigen Anordnung, beginnt man vom rechten Ende
gegen links zu zählen, die Platten Nr. n, 15 und 17, und von links an Nr. 8.
An der Schwelle eines reich ornamentierten schönen viereckigen Kuppelraumes, aus dem wir
durch einen großen-Bogen nach rückwärts in eine mit Tonnen überwölbte Säulenhalle sehen, voll-
Fig. 31. Enthauptung des heil. Johannes Bapt., Intarsia.
Bergamo, S. Bartolommeo.
1 Über diese Intarsien siehe den Exkurs.
2 VII. Auflage, Leipzig 1898, S. 412.
3 Bernardo Zenale, Festschrift für Anton Springer, Leipzig 1885.
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Fra Damiano aus Bergamo, Laienbruders bei San Domenico. Er war ein Schüler des Fra Schiavon in
Venedig. Die Zeichnungen für die erwähnten Intarsien waren von der Hand des Trozo aus Monza
und von Bernardo da Trevi, von Bramantino und anderen. Sie stellen Szenen aus dem alten Testa-
mente dar und perspektivische An-
sichten.» 1
Das Chorgestühl wurde aus S. Do-
menico später in die Kirche S. Barto-
lommeo übertragen, wo es sich noch
heute befindet. Bei dieser Gelegenheit
mag allerdings die Anordnung und
Reihenfolge der Szenen durcheinander
gebracht worden sein. Bei den man-
nigfachen Veränderungen, welche die
ursprüngliche Zeichnung naturgemäß
durch den Intarsiakünstler erlitt, scheint
es zunächst allerdings sehr schwer, die
Entwürfe zu den Platten einem oder
dem anderen der genannten Maler mit
Sicherheit zuzuschreiben, umsomehr als
wir von der Kunst des Troso da Monza
gar keine, von der des Zenale nur eine
vielfach getrübte Anschauung besitzen.
Der Cicerone,2 der das Chorgestühl für
eine frühe Arbeit des Fra Damiano er-
klärt, was mit unserer Datierung der
Entwürfe vollkommen übereinstimmt,
ist geneigt, die Architekturen auf Bra-
mantinos, die Einzelgestalten auf Zena-
les, die Historien auf des Troso Erfin-
dung zurückzuführen. Nach solchem
Gesichtspunkte allein die Dinge scheiden
zu wollen, geht jedoch, wie ich glaube,
nicht an. Vielmehr dürfte allein das von
W. von Seydlitz 3 eingeschlagene Ver-
fahren der Scheidung nach stilistischen
Momenten Erfolg versprechen.
Leicht läßt sich Bramantinos Geist
in einigen der Chorstuhlfüllungen wie-
derfinden. Nach wiederholter Prüfung erscheinen mir vier der erhaltenen Intarsien nach seinen Ent-
würfen gefertigt zu sein, nämlich die Darstellung des Sposalizio, der Enthauptung Johannis des Täu-
fers, der durch zwei Heilige (die Apostel Petrus und Johannes?) vorgenommenen Krankenheilung,
endlich des goldenen Zeitalters. Es sind in der jetzigen Anordnung, beginnt man vom rechten Ende
gegen links zu zählen, die Platten Nr. n, 15 und 17, und von links an Nr. 8.
An der Schwelle eines reich ornamentierten schönen viereckigen Kuppelraumes, aus dem wir
durch einen großen-Bogen nach rückwärts in eine mit Tonnen überwölbte Säulenhalle sehen, voll-
Fig. 31. Enthauptung des heil. Johannes Bapt., Intarsia.
Bergamo, S. Bartolommeo.
1 Über diese Intarsien siehe den Exkurs.
2 VII. Auflage, Leipzig 1898, S. 412.
3 Bernardo Zenale, Festschrift für Anton Springer, Leipzig 1885.