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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Suida, Wilhelm: Die Jugendwerke des Bartolommeo Suardi genannt Bramantino
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0063
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58

Wilhelm Suida.

Exkurs zu Seite 45.

Die Chorstuhlfüllungen zu S. Bartolommeo in Bergamo.

Fig. 42. Nach Troso da Monza, Intarsia.
Bergamo, S. Bartolommeo.

Von den 33 Tafeln enthalten 3i figür-
liche Kompositionen. Die ersten beiderseits
geben einige Daten, welche auf die Kirche
S. Domenico und das Schicksal der Chor-
stühle Bezug haben. Sie wurden 1647 ein-
gefügt:

l'anno

1218 S. Dom00 hebbe il primo

luoco in capella
1220 S. Domco hebbe la

chiesa di S. Stefno
1561 fu demolito il fa

moso conto di S. Stef°
1565 vanno Ii p. p. a. S.

Bernardino
1571 P. P. Pio V. diede

questo luogo alli p. p.

L'anno
1571 Ii p. p. de S. Stefano

vengono a S. Bart.
1596 si cominzio a fa

bricare il convt0
i6o3 si mette la prima

pietra della chisa
1642 si finisce la chisa
1647 si mettono le

sedie del choro.

Die 3i figürlichen Kompositionen glie-
dern sich in mehrere Gruppen. Die vier von
Bramantino entworfenen haben wir schon
kennen gelernt. Es waren Nr. 11, 15 und 17
von rechts, Nr. 8 von links.

Darnach gehören augenscheinlich fol-
gende Platten zusammen, deren gemeinsame
Merkmale reiche Architekturen sind, häufig
ganz im Anschluß an wirklich bestehende
entworfen, belebt durch ziemlich kleine Fi-
guren, die mit schlichten, natürlichen Funk-
tionen dieselben beleben. Trotz allem Zier-
rat besonders schöner Grotteskendekoratio-
nen haftet etwas Nüchternes, Hausbackenes
an diesen Kompositionen, die aber durch

ihren einfachen Erzählerton wieder erfreuen. Diesem Meister I gehören:
Von rechts:

Nr. 7. Vor einer zinnenbesetzten Burg bewegt sich ein Reiter, von zwei Schildknappen geleitet.

Nr. 8. In einer offenen Kapelle inmitten freier Landschaft vollzieht sich vor staunendem Volke das Wunder
der blutenden Hostie, der Bekehrung des zweifelnden Priesters. Die an der Fassade mit Heiligenstatuen ge-
schmückte Kapelle trägt zur Erklärung die Aufschrift BVOLSENA.

Nr. 9. Freier Platz vor einer schönen Kirchenfassade mit ornamentierten Pilastern. Ein Priester, der das
Allerheiligste trägt, ist im Begriffe, durch die Kirchentür einzutreten, die ein Kleriker öffnet. Vorne spaziert ein
reicher Bürger, von seinem Knappen geleitet (Fig. 42).
 
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