I 12
Axel L. Romdahl.
Teufel im Mönchsgewande, angehäuft wird. Hinter der Hauptfigur ist ein Kaufladen zu sehen mit
einer Schere, die eben einen Menschen abschneidet, als ein freilich mehr warnendes als empfehlendes
Schild. Im Vordergrunde treiben Teufel und Spukgestalten ihr Spiel. Ein unglücklicher Geizhals
wird in einer Geldtonne gerollt, deren ausströmenden Inhalt er vergeblich mit seinen Händen zu
fassen sucht, und ein Paar arme Sünder werden von einem höllischen Rechenmeister unterrichtet.
Das Blatt Luxuria, die Üppigkeit, entzieht sich einer Beschreibung in Einzelheiten, da diese
von dem widrigsten Naturalismus sind. Die verkörperte Sünde sitzt auf dem Schöße eines Teufels, der
Hahn, ihr symbolisches Tier, thront auf der Stuhllehne. Im Hintergrunde erblickt man einen völlig
Fig. 14. Gula.
Kupferstich nach P. Brueghd d. Ä. von P. a Merica.
mittelalterlichen Liebesgarten mit einer Laube und einem gotischen Brunnen, wo Männer und Weiber
baden. Ein Auftritt im Mittelgrunde mag wohl die Bestrafung eines Ehebrechers darstellen.
Ira, der Zorn, war vielleicht die zu Brueghels Zeit am furchtbarsten tobende Leidenschaft. Es
handelte sich nicht um vereinzelte mörderische Taten sondern um Massengemetzel. In diesem Sinne
ist auch hier das Thema behandelt. Wir sehen Ira, die Wut, wie sie im Harnisch, mit Schwert und
Brandfackel bewaffnet, von dem Attributtiere, dem Bären, und einer Kriegerschar begleitet, hinauszieht,
um die Welt in Flammen zu setzen. Schreckliche Strafen erwarten aber nach dem Tode die Kinder
des Zornes. Sie werden von einem großen Riesenmesser zerschnitten, sie werden gebraten und ge-
kocht. Im Mittelgrunde wandert eine lange Gestalt mit dem einen Arme in der Binde und mit einer
Flasche, wahrscheinlich mit Galle gefüllt, in der anderen Hand.
Schlemmerei und Trunksucht, ebenfalls Hauptsünden dieses Zeitalters, eigneten sich besser als
der Zorn für eine humoristische Darstellungsweise. Frau Gula, dick und rund, präsidiert, auf der
Axel L. Romdahl.
Teufel im Mönchsgewande, angehäuft wird. Hinter der Hauptfigur ist ein Kaufladen zu sehen mit
einer Schere, die eben einen Menschen abschneidet, als ein freilich mehr warnendes als empfehlendes
Schild. Im Vordergrunde treiben Teufel und Spukgestalten ihr Spiel. Ein unglücklicher Geizhals
wird in einer Geldtonne gerollt, deren ausströmenden Inhalt er vergeblich mit seinen Händen zu
fassen sucht, und ein Paar arme Sünder werden von einem höllischen Rechenmeister unterrichtet.
Das Blatt Luxuria, die Üppigkeit, entzieht sich einer Beschreibung in Einzelheiten, da diese
von dem widrigsten Naturalismus sind. Die verkörperte Sünde sitzt auf dem Schöße eines Teufels, der
Hahn, ihr symbolisches Tier, thront auf der Stuhllehne. Im Hintergrunde erblickt man einen völlig
Fig. 14. Gula.
Kupferstich nach P. Brueghd d. Ä. von P. a Merica.
mittelalterlichen Liebesgarten mit einer Laube und einem gotischen Brunnen, wo Männer und Weiber
baden. Ein Auftritt im Mittelgrunde mag wohl die Bestrafung eines Ehebrechers darstellen.
Ira, der Zorn, war vielleicht die zu Brueghels Zeit am furchtbarsten tobende Leidenschaft. Es
handelte sich nicht um vereinzelte mörderische Taten sondern um Massengemetzel. In diesem Sinne
ist auch hier das Thema behandelt. Wir sehen Ira, die Wut, wie sie im Harnisch, mit Schwert und
Brandfackel bewaffnet, von dem Attributtiere, dem Bären, und einer Kriegerschar begleitet, hinauszieht,
um die Welt in Flammen zu setzen. Schreckliche Strafen erwarten aber nach dem Tode die Kinder
des Zornes. Sie werden von einem großen Riesenmesser zerschnitten, sie werden gebraten und ge-
kocht. Im Mittelgrunde wandert eine lange Gestalt mit dem einen Arme in der Binde und mit einer
Flasche, wahrscheinlich mit Galle gefüllt, in der anderen Hand.
Schlemmerei und Trunksucht, ebenfalls Hauptsünden dieses Zeitalters, eigneten sich besser als
der Zorn für eine humoristische Darstellungsweise. Frau Gula, dick und rund, präsidiert, auf der