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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Romdahl, Axel L.: Pieter Brueghel der Ältere und sein Kunstschaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0131
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Axel L. Romdahl.

rem ein großes Ungeheuer, dem Wanste eines geschlachteten Tieres ähnlich, das mit den Beinen, als
Darmstücke gebildet und zwei Kähne als Schuhe, auf dem Wasser herumspaziert. In dem Inneren
dieses Gebildes schmausen Männer und Frauen. Man muß auch hier an eine Satire gegen das Schwel-
gen denken. Diese Figur ist mit Beifügungen und Änderungen von Brueghel kopiert. Uber die Gesell-
schaft in dem Wanste läßt er eine Fahne mit dem türkischen Halbmonde wehen und das bizarre
Milieu bei Bosch hat er gegen eine fein ausgeführte Flußlandschaft ausgetauscht, die von — für ihn

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Fig. 25. Der Mönch und die Welt.
Gemälde von P. Brueghel d. Ä. im Museum zu Neapel.
Nach Photographie von F. Alinari in Florenz.

ungewöhnlich gut gezeichneten — Tieren belebt ist. Die Darstellung liegt in einer prächtigen Vor-
lagezeichnung der Albertina und in einer sorgfältigen Radierung von einem unbekannten Meister vor.

In der letzteren wird das Ungeheuer von einigen Landleuten rechts auf dem Ufer und von drei
Personen im Vordergrunde, einem Maler, einem Sterndeuter und einem Manne mit einem Fuchse unter
dem Arme, betrachtet. Henri Hymans 1 hat in diesem Bilde eine Satire gegen die Vorurteile im allge-
meinen sehen wollen und Louis Maeterlinck2 sucht darin eine Beziehung zu den Guesen zu finden.
Keine dieser Deutungen scheint mir aber zutreffend, ohne daß ich selbst eine genügende vorschlagen
kann. Wahrscheinlich gilt doch die Satire, wie schon gesagt, der Üppigkeit und der Schwelgerei. Die-
selbe Erbsünde des vlämischen Volkes oder vielmehr ihre Schwester, die Trunksucht, wird in der Dar-

1 Gazette des Beaux Arts 1890, 1891.

8 Le genre satirique dans la peinture, Gand 1903.
 
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