Pieter Brueghel d. Ä. und sein Kunstschaffen.
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der das Dresdener Bild ausführte. Die Farben, obschon in die kälteren grünbläulichen Tone dieses
Meisters umgestimmt, gehen doch immerhin auf den Vater zurück. Das Wiener Gemälde ist Lukas
van Valchenborch zugeschrieben und scheint dieser Familie nicht fern zu stehen. Das dritte Bild, eine
Arbeit des jüngeren Pieter Brueghel, das ich nicht gesehen habe, dürfte sich wohl noch näher als die
beiden anderen dem Originalwerke anschließen, auf welches alle diese Darstellungen zurückgehen.
Nun aber zur Betrachtung dieser merkwürdigen Komposition! Vier Bauern sind um eine Tonne beim
Kartenspiel zusammengesessen und haben unter einander einen handgreiflichen Streit angefangen. Die
beiden gewaltsamsten haben sich mit einem Flegel und mit einer Mistgabel bewaffnet und ihre Ge-
Fig. 35. Der Überfall.
Kopie P. Brueghels d. J. nach P. Brueghel d. Ä. auf Heleneborg bei Stockholm.
nossen sowie die Frau des einen suchen sie zu verhindern, von diesen gefährlichen Dingen Gebrauch
zu machen. Eine andere Frau scheint selbst an dem Kampfe teilzunehmen. Von links kommt noch
ein Streitlustiger herbeigelaufen. In diesen Figuren hat Brueghel ein solches Ungestüm der Be-
wegungen zum Ausdrucke gebracht, so kühne Stellungen und Verkürzungen gewagt, wie sie beispiel-
los in der ganzen niederländischen Kunst vor seinen Tagen sind und kaum von jemand, auch Rubens
nicht ausgenommen, übertroffen wurden. Wir können es wohl verstehen, daß dieser ein solches Werk
schätzen mußte.
In einem anderen Stiche mit dem Inventornamen Brueghels und der Adresse Joan Galles sehen
wir die Streitbarkeit der Bauern gegen einige Soldaten gerichtet, die sich an einem Marktweibe ver-
griffen haben. Die gereimte Unterschrift bringt drohend die berechtigte Entrüstung der friedlichen
Landleute über die Freveltaten einer rohen Soldateska zum Ausdrucke. Ob das Prager Gemälde
Nr. 226, «Wie die Bauern die Soldaten schlagen», mit dieser Komposition etwas Gemeinsames hatte,
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der das Dresdener Bild ausführte. Die Farben, obschon in die kälteren grünbläulichen Tone dieses
Meisters umgestimmt, gehen doch immerhin auf den Vater zurück. Das Wiener Gemälde ist Lukas
van Valchenborch zugeschrieben und scheint dieser Familie nicht fern zu stehen. Das dritte Bild, eine
Arbeit des jüngeren Pieter Brueghel, das ich nicht gesehen habe, dürfte sich wohl noch näher als die
beiden anderen dem Originalwerke anschließen, auf welches alle diese Darstellungen zurückgehen.
Nun aber zur Betrachtung dieser merkwürdigen Komposition! Vier Bauern sind um eine Tonne beim
Kartenspiel zusammengesessen und haben unter einander einen handgreiflichen Streit angefangen. Die
beiden gewaltsamsten haben sich mit einem Flegel und mit einer Mistgabel bewaffnet und ihre Ge-
Fig. 35. Der Überfall.
Kopie P. Brueghels d. J. nach P. Brueghel d. Ä. auf Heleneborg bei Stockholm.
nossen sowie die Frau des einen suchen sie zu verhindern, von diesen gefährlichen Dingen Gebrauch
zu machen. Eine andere Frau scheint selbst an dem Kampfe teilzunehmen. Von links kommt noch
ein Streitlustiger herbeigelaufen. In diesen Figuren hat Brueghel ein solches Ungestüm der Be-
wegungen zum Ausdrucke gebracht, so kühne Stellungen und Verkürzungen gewagt, wie sie beispiel-
los in der ganzen niederländischen Kunst vor seinen Tagen sind und kaum von jemand, auch Rubens
nicht ausgenommen, übertroffen wurden. Wir können es wohl verstehen, daß dieser ein solches Werk
schätzen mußte.
In einem anderen Stiche mit dem Inventornamen Brueghels und der Adresse Joan Galles sehen
wir die Streitbarkeit der Bauern gegen einige Soldaten gerichtet, die sich an einem Marktweibe ver-
griffen haben. Die gereimte Unterschrift bringt drohend die berechtigte Entrüstung der friedlichen
Landleute über die Freveltaten einer rohen Soldateska zum Ausdrucke. Ob das Prager Gemälde
Nr. 226, «Wie die Bauern die Soldaten schlagen», mit dieser Komposition etwas Gemeinsames hatte,