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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Romdahl, Axel L.: Pieter Brueghel der Ältere und sein Kunstschaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0159
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Pieter Brueghel d. Ä. und sein Kunstschaften.

155

Velden Straten ende dyer ghelyken, met allerhande Beestkens verciert. AI te samen gheconterfeyt
naer d' leven ende mest rontom Antwerpen ghelegen sind. Nu erst ghedruckt ende ut laten gaen by
Hieronymus Cock 1559». Eine neue Ausgabe (41 Blätter, wovon drei jedoch nicht zu der ursprüng-
lichen Folge gehören), erschien unter dem Titel: «Regiones et villae rusticae ducatus potissimum Bra-
bantiae a Cornelio Curtio (Cort) in pictorum gratiam artificiose depictae a Theodoro Galle excusae et
inlucem editae Antverpiae 1601.»1 Endlich gab N. J. Visscher 1612 unter voll ausgeschriebener Anführung
Pieter Brueghels d.A. als «Inventor» 25 Stück veränderte und verminderte Kopien (H. 0*100, B. 0-155)
unter dem Titel «Regiunculae et villae aliquot» heraus. Das Eigentümliche ist also, daß der Titel der

Fig. 45. Dorfinneres.
Handzeichnung von P. Brueghel d. Ä. im kgl. Kupferstichkabinet zu München.

ersten Ausgabe uns den Verleger und das Publikationsjahr, jene der späteren Ausgaben den Stecher und
erst der Titel der Kopien endlich auch den Erfinder und Zeichner nennt. Der Stil und die Manier der
Blätter lehren uns übrigens deutlich genug, daß dieses Brueghel ist, und dies wird außerdem durch
signierte Zeichnungen mit ähnlichen Motiven bestätigt, z. B. eine solche in München (Fig. 45) und eine
zweite vom Jahre 1565 im British Museum, die letztere einen Ort darstellend, der in der Radierungen-
folge von einer andern Seite wiedergegeben ist. Wie Karel van Mander erzählt, verewigte Brueghel
während seiner Wanderungen auf dem Lande nicht nur die Bauern sondern auch ihre Umgebungen
und Wohnungen. Es mag eine Anzahl solcher Studienblätter sein, die von Cock veröffentlicht wurden.
Weit davon entfernt, nüchterne und langweilige topographische Abbildungen zu sein, sind sie freie
und echte Kunstwerke, die uns darlegen, wie derselbe Meister, der ein begeisterter Schilderer der
Alpenherrlichkeit gewesen ist, es auch versteht, die Schönheit der heimatlichen, alltäglichen Natur
zu erfassen, wie er sich an dem Sonnenschein in der ärmlichsten Dorfstraße und an den malerischen
Linien der alten Scheunendächer erfreut. Diesen Dorfiandschaften eigentümlich ist die treffliche, in ein-

1 Diese Folge erschien in noch zwei Ausgaben in vier Teilen, von J. Galle und von N. J. Visscher verlegt. In den
drei letzterwähnten Ausgaben sind einige neu hinzugefügte Figuren in der Tracht des beginnenden XVII. Jahrhunderts wahr-
zunehmen.

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