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Axel L. Romdahl.
museum (Fig. i3). Die Wolken umhüllen die Gipfel, ein enger Hohlweg gewährt uns einen Blick auf
die Ebene tief darunter. Wir bekommen hier eine Ahnung von der Versuchung Christi, die Rubens
besaß und wo man von der Höhe des Felsens durch die Wolkenrisse eine Gegend mit Dörfern und
Städten erblickte, — eine schwindelnd erhabene Idee. In derselben Sammlung gab es auch ein Bild
mit dem St. Gotthard von Pieter Brueghel d. Ä. Der Meister hat also die Alpen nicht nur in Zeich-
nungen sondern auch in Farben wiedergegeben. Das Waldinnere in der Predigt Johannis (Fig. 8) ist,
Fig. 48. Der Vogeldieb.
Gemälde von P. ßrueghcl d. Ä. in der kais. Galerie zu Wien.
wenn wir nicht eine größere Radierung mit der Versuchung Christi1 mitrechnen dürfen, im Werke
des Meisters vereinzelt und historisch beachtenswert als das vielleicht erste seiner Art in den Nieder-
landen. In der stattlich, einigermaßen phantastisch aufgebauten Landschaft der Wiener Kreuztragung
(Taf. XVI) bewundern wir vor allem die aufziehenden Wolken, die Sonnenwirkung — beide fast
epochemachend — und das im Morgenlicht badende Jerusalem. Das Babel auf dem Bilde des Turm-
baues (Taf. XII) ist eine altniederländische Stadt, von dem Beffroi aus gesehen. Die beste Stadtansicht
des Meisters ist aber die idyllische Ecke vor den Mauern in den Kinderspielen (Taf. XIX).
Während Brueghel in Zeichnungen und Stichen so große Liebe und so feines Verständnis für die
intime, alltägliche Landschaft zeigt, scheut er davor zurück, etwas so Unbedeutendes wie eine Dorf-
1 Im Verlage Cocks erschienen, ohne Künstlernamen, aber wahrscheinlich doch von Brueghel.
Axel L. Romdahl.
museum (Fig. i3). Die Wolken umhüllen die Gipfel, ein enger Hohlweg gewährt uns einen Blick auf
die Ebene tief darunter. Wir bekommen hier eine Ahnung von der Versuchung Christi, die Rubens
besaß und wo man von der Höhe des Felsens durch die Wolkenrisse eine Gegend mit Dörfern und
Städten erblickte, — eine schwindelnd erhabene Idee. In derselben Sammlung gab es auch ein Bild
mit dem St. Gotthard von Pieter Brueghel d. Ä. Der Meister hat also die Alpen nicht nur in Zeich-
nungen sondern auch in Farben wiedergegeben. Das Waldinnere in der Predigt Johannis (Fig. 8) ist,
Fig. 48. Der Vogeldieb.
Gemälde von P. ßrueghcl d. Ä. in der kais. Galerie zu Wien.
wenn wir nicht eine größere Radierung mit der Versuchung Christi1 mitrechnen dürfen, im Werke
des Meisters vereinzelt und historisch beachtenswert als das vielleicht erste seiner Art in den Nieder-
landen. In der stattlich, einigermaßen phantastisch aufgebauten Landschaft der Wiener Kreuztragung
(Taf. XVI) bewundern wir vor allem die aufziehenden Wolken, die Sonnenwirkung — beide fast
epochemachend — und das im Morgenlicht badende Jerusalem. Das Babel auf dem Bilde des Turm-
baues (Taf. XII) ist eine altniederländische Stadt, von dem Beffroi aus gesehen. Die beste Stadtansicht
des Meisters ist aber die idyllische Ecke vor den Mauern in den Kinderspielen (Taf. XIX).
Während Brueghel in Zeichnungen und Stichen so große Liebe und so feines Verständnis für die
intime, alltägliche Landschaft zeigt, scheut er davor zurück, etwas so Unbedeutendes wie eine Dorf-
1 Im Verlage Cocks erschienen, ohne Künstlernamen, aber wahrscheinlich doch von Brueghel.