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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0181
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Zur Ikonographie des Hauses Habsburg.

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als den ihn die Hofzahlamtsnotiz bezeichnet. Ausgeschlossen ist ihre Beziehung auf ein noch heute in
der Wiener Hofburg vorhandenes, von Luycx eigenhändig signiertes Bildnis,1 das Ferdinand nach den
auf dem neben ihm stehenden Tische ruhenden Insignien als römischen König darstellt; denn seine
Erhebung zu dieser Würde erfolgte erst sechs Jahre nach jener Eintragung in die Hofzahlamtsbücher,
am 24. Mai 1653. Am 9. Juli 1654 ist er gestorben; zwischen beiden Daten muß daher das Bild (Fig. 4)
entstanden und in jenen «vor ihrer khais. maj.
von anno 1653 bis ent September 1654 under-
schidtlich gemachten maliereien und contrafeten*
mit inbegriffen sein, für die im Jahre 1656
dem ^Francisco Leuxen, kais. cammermahlern-»,
834 Gulden ausbezahlt wurden.2

Wenn es alle angeführten Umstände auch
als möglich, ja als wahrscheinlich erscheinen
lassen, daß das an erster Stelle genannte Bildnis
Ferdinands IV. und wohl auch das Mariannens,
das zuerst Wideman stach, auf Bildnisse von
Luycx zurückgehen, so könnte für diese doch
auch der nicht weiter bekannte Samuel Pelz in
Betracht kommen. Aus den vorläufig allein vor-
liegenden Stichen und ihrem Vergleiche mit
sonstigen beglaubigten Arbeiten des Frans Luycx
Schlüsse zu ziehen, ist um so weniger zulässig,
als es Wideman, wie sich noch zeigen wird, mit
seinen Vorlagen nicht besonders genau nahm.
Eine Entscheidung läßt sich daher insolange
nicht treffen, als nicht die Originale selbst wieder
zum Vorscheine kommen. Darauf ist aber nach
dem Gesagten wenig Aussicht vorhanden.

Noch weniger gut steht es mit einem Por- Fig. 6- Bildn;s einer österreichischen Erzherzogin

träte, das Herrgott als frühestes Jugendbild Ma- (irrig als Erzherzogin Eleonore Marie bezeichnet),

riannens anführt, bespricht und abbildet.3 Daß Lustschloß Schönbrunn,

es, wie er angibt, früher im kaiserlichen Schlosse

Ebersdorf4 war, würde seine Annahme, daß das Bild die spätere zweite Gemahlin Philipps IV. darstelle,
eher stützen als entkräften. Denn in der Tat verbrachten die Kinder Ferdinands III. und er selbst, wie
aus den Hofzahlamtsrechnungen hervorgeht,5 dort wiederholt einige Wochen und Monate des Jahres,
wobei eine Abteilung der Wiener Stadtguardia den Wachdienst versah. Von dieser Zeit her könnte das
Bild immerhin im Schlosse verblieben sein. Trotzdem wird man Herrgotts Ansicht nicht zustimmen
können. Wir sind nämlich in der Lage, ihn genau zu kontrollieren, da das Bild noch heute vorhanden

1 Depot VI, Nr. 170, alt 193. H. 200 cm, B. 114 cm. In der Rechten des Dargestellten ein Blatt mit der teils durch
den Daumen, teils durch den Bug des Papiers verdeckten, auch sonst wenig korrekten Inschrift: «. . . invm Ferdinandus
qnartvfs Romanojrvm nec non Hvngarie [Boejmie Regi Dominum mev[m] Clementissimum Libelhis supplex Fr[anch]cus
Luycx Pictor.»

2 Hofzahlamtsrechnung 1656, fol. 233', Nr. 487.

3 a.a.O. I, Taf. LXIII, Nr. 3; II, p. 238: «Hac specie in tabula picta caesareae arcis Eberstorffianae olim
asservabatar.»

4 Es ist das heutige Monturdepot in Kaiserebersdorf, an der Schwechat nahe ihrer Mündung in die Donau gelegen,
das damals ein kaiserliches Lustschloß mit schönem Garten war. Erst im Jahre 1752 übergab es Kaiserin Maria Theresia
dem niederösterreichischen Armenfond; 1756 vollkommen umgebaut, diente das Schloß eine Zeitlang als Offizierstöchter-
institut, seit dem Jahre 1800 als Artilleriekaserne: Fr. Schweickhardt Ritter von Sickingen, Darstellung des Erzherzogtums
Österreich unter der Knns I, I (Wien l83i), S. 223 ff.

5 Hofzahlamtsbuch 1642, f. 356'; 1646, f. 269, Nr. 644; 1647, f. 519'.
 
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