182
Heinrich Zimmermann.
etwa im dreizehnten Lebensjahre darstellt (Fig. 8). Haartracht und Kostüm tragen hier völlig spani-
sches Gepräge. Doch dürfte der dem eben erwähnten beigefügte Titel «Archidux Austriae» darauf
schließen lassen, da(3 das Porträt noch während Mariannens Aufenthalt in Osterreich entstanden ist.
Ob dies, wie Herrgott annimmt, auch bei einem Gemälde der Fall ist, das er in Schönbrunn sah
und das nach der von ihm gegebenen Abbildung (Fig. 9) und Beschreibung die Erzherzogin in rotem,
goldgesticktem Kleide, mit wallendem Haupthaare, in der Rechten einen Fächer, in der Linken das
Schnupftuch haltend, darstellt,1 ist vorläufig kaum zu entscheiden, da das Bild bisher nicht wieder auf-
zufinden war. Immerhin flöl3t es bezüglich seiner Naturtreue einige Bedenken ein; denn die Haartracht
entspricht kaum der Mode der Zeit, wenn auch anderes, wie namentlich das auffallend große Schnupf-
tuch, gerade für diese bezeichnend ist.
Sicher in Osterreich entstanden ist ein Porträtstich Mariannens (145 : 108 mm), bezeichnet «.Elias
Widemann sculpsit A° 164.8-», da ja, wie bereits erwähnt wurde, dieser Stecher damals in Wien tätig war.
Gerade dieses Blatt (Fig. 10) läßt erkennen, wie schlecht er sich auf sein Handwerk verstand. Gäbe
nicht die Umschrift, die auch hier den Titel «.Archiducissa Austriae-» hinzufügt, die Person der Darge-
stellten unzweifelhaft an, so würde wohl nie-
mand in diesen derben, fast gealterten Zügen
das Bild einer kaum Vierzehnjährigen er-
kennen.
Dies springt noch mehr in die Augen,
wenn man das Blatt mit einer gleichzeitigen
ziselierten Gußmedaille vergleicht, von der
die kaiserliche Münzen- und Medaillensamm-
lung ein Exemplar in Gold von 35 mm Durch-
messer bewahrt (Fig. i).2 Sie zeigt auf dem
Avers das Bildnis Philipps IV., wahrschein-
lich nach einem der zahlreichen damals bekannten Gemälde, mit der Umschrift: PHILIPVS • IUI •
HISPAN-REX-, auf dem Revers das jugendliche, ja geradezu kindliche Porträt Mariannens mit der
entsprechenden Umschrift: MARIANA • HISPAN • REGINA. Die Übereinstimmung dieses Bildnisses
mit den beiden zuletzt genannten Stichen, namentlich dem Widemans, in allen Einzelheiten des so
charakteristischen Kostüms ist eine solche, daß man diese drei Konterfeis, wenn sie auch nicht unmittel-
bar eines vom anderen abhängig sind, mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine gemeinsame, allerdings
bisher unbekannte gute Vorlage wird zurückführen können. Eben darum dürfte auch die Medaille
noch während des Aufenthalts Mariannens in der alten Heimat, also vor November 1648, ent-
standen sein.
Denn fast anderthalb Jahre hatten die hauptsächlich der Ordnung finanzieller Fragen geltenden
Verhandlungen zwischen den beiden so nahe verbundenen Höfen gedauert, bis der Verlobung auch
die Vermählung folgte. Reichten ja doch weder die im Mai und Oktober 1648 aus Spanien einge-
laufenen Wechsel auf 28.490 Gulden3 noch die ungefähr gleich hohe Summe, mit der sich die Stände
Niederösterreichs, Steiermarks, Kärntens und Tirols von der Kostfreihaltung loskauften,4 zur Bestrei-
tung der riesigen Reisekosten aus; der Obersthofmeister des Kaisers Maximilian Graf Trauttmansdorff
mußte noch am 19. Oktober desselben Jahres 50.000 Gulden aus Eigenem vorstrecken, die ihm erst im
Fig. II. Halbtaler mit den Bildnissen Philipps IV. und Mariannens.
1 Herrgott, a.a.O. I, Taf. LXIII, Nr. 6; Text II, p. 239: «Adiungimus praesens simulacrum, ad fidem archetypi,
in arce Bellofontana adservati, delineatum. Pictor Reginam amplissima, pro more eins temporis, crocota, roseo, intexto
auro, colore infecta, indutam exhibuit, fluetuantesque capillos, divite exornans cultu, manui dextrae velabrum, sinistrae
sudarium indidit. Videtur autem cum ex cultu, tum ex reliqua vultus specie, pictam fuisse tabulam, cum in Germania
adhuc degeret Princeps, ac fortassis non multo ante, quam ad nuptias, cum Philippo in Hispania celebrandas, pro-
ßcisceretur.»
2 Letzte und bisher beste Abbildung bei Karl Domanig, Porträtmedaillen des Erzhauses Österreich von Kaiser Fried-
rich III. bis Kaiser Franz II., Wien 1896, Taf. XXVIII, Nr. 199; Text S. 18.
3 Hofzahlamtsbuch 1648, f. 129'. 4 Ebenda, f. 29', 123, 125'.
Heinrich Zimmermann.
etwa im dreizehnten Lebensjahre darstellt (Fig. 8). Haartracht und Kostüm tragen hier völlig spani-
sches Gepräge. Doch dürfte der dem eben erwähnten beigefügte Titel «Archidux Austriae» darauf
schließen lassen, da(3 das Porträt noch während Mariannens Aufenthalt in Osterreich entstanden ist.
Ob dies, wie Herrgott annimmt, auch bei einem Gemälde der Fall ist, das er in Schönbrunn sah
und das nach der von ihm gegebenen Abbildung (Fig. 9) und Beschreibung die Erzherzogin in rotem,
goldgesticktem Kleide, mit wallendem Haupthaare, in der Rechten einen Fächer, in der Linken das
Schnupftuch haltend, darstellt,1 ist vorläufig kaum zu entscheiden, da das Bild bisher nicht wieder auf-
zufinden war. Immerhin flöl3t es bezüglich seiner Naturtreue einige Bedenken ein; denn die Haartracht
entspricht kaum der Mode der Zeit, wenn auch anderes, wie namentlich das auffallend große Schnupf-
tuch, gerade für diese bezeichnend ist.
Sicher in Osterreich entstanden ist ein Porträtstich Mariannens (145 : 108 mm), bezeichnet «.Elias
Widemann sculpsit A° 164.8-», da ja, wie bereits erwähnt wurde, dieser Stecher damals in Wien tätig war.
Gerade dieses Blatt (Fig. 10) läßt erkennen, wie schlecht er sich auf sein Handwerk verstand. Gäbe
nicht die Umschrift, die auch hier den Titel «.Archiducissa Austriae-» hinzufügt, die Person der Darge-
stellten unzweifelhaft an, so würde wohl nie-
mand in diesen derben, fast gealterten Zügen
das Bild einer kaum Vierzehnjährigen er-
kennen.
Dies springt noch mehr in die Augen,
wenn man das Blatt mit einer gleichzeitigen
ziselierten Gußmedaille vergleicht, von der
die kaiserliche Münzen- und Medaillensamm-
lung ein Exemplar in Gold von 35 mm Durch-
messer bewahrt (Fig. i).2 Sie zeigt auf dem
Avers das Bildnis Philipps IV., wahrschein-
lich nach einem der zahlreichen damals bekannten Gemälde, mit der Umschrift: PHILIPVS • IUI •
HISPAN-REX-, auf dem Revers das jugendliche, ja geradezu kindliche Porträt Mariannens mit der
entsprechenden Umschrift: MARIANA • HISPAN • REGINA. Die Übereinstimmung dieses Bildnisses
mit den beiden zuletzt genannten Stichen, namentlich dem Widemans, in allen Einzelheiten des so
charakteristischen Kostüms ist eine solche, daß man diese drei Konterfeis, wenn sie auch nicht unmittel-
bar eines vom anderen abhängig sind, mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine gemeinsame, allerdings
bisher unbekannte gute Vorlage wird zurückführen können. Eben darum dürfte auch die Medaille
noch während des Aufenthalts Mariannens in der alten Heimat, also vor November 1648, ent-
standen sein.
Denn fast anderthalb Jahre hatten die hauptsächlich der Ordnung finanzieller Fragen geltenden
Verhandlungen zwischen den beiden so nahe verbundenen Höfen gedauert, bis der Verlobung auch
die Vermählung folgte. Reichten ja doch weder die im Mai und Oktober 1648 aus Spanien einge-
laufenen Wechsel auf 28.490 Gulden3 noch die ungefähr gleich hohe Summe, mit der sich die Stände
Niederösterreichs, Steiermarks, Kärntens und Tirols von der Kostfreihaltung loskauften,4 zur Bestrei-
tung der riesigen Reisekosten aus; der Obersthofmeister des Kaisers Maximilian Graf Trauttmansdorff
mußte noch am 19. Oktober desselben Jahres 50.000 Gulden aus Eigenem vorstrecken, die ihm erst im
Fig. II. Halbtaler mit den Bildnissen Philipps IV. und Mariannens.
1 Herrgott, a.a.O. I, Taf. LXIII, Nr. 6; Text II, p. 239: «Adiungimus praesens simulacrum, ad fidem archetypi,
in arce Bellofontana adservati, delineatum. Pictor Reginam amplissima, pro more eins temporis, crocota, roseo, intexto
auro, colore infecta, indutam exhibuit, fluetuantesque capillos, divite exornans cultu, manui dextrae velabrum, sinistrae
sudarium indidit. Videtur autem cum ex cultu, tum ex reliqua vultus specie, pictam fuisse tabulam, cum in Germania
adhuc degeret Princeps, ac fortassis non multo ante, quam ad nuptias, cum Philippo in Hispania celebrandas, pro-
ßcisceretur.»
2 Letzte und bisher beste Abbildung bei Karl Domanig, Porträtmedaillen des Erzhauses Österreich von Kaiser Fried-
rich III. bis Kaiser Franz II., Wien 1896, Taf. XXVIII, Nr. 199; Text S. 18.
3 Hofzahlamtsbuch 1648, f. 129'. 4 Ebenda, f. 29', 123, 125'.