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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0188
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184

Heinrich Zimmermann.

der Magistrat, der Braut ihres Königs kostbare Angebinde darzubringen; der päpstliche Abgesandte
Kardinal Ludovisi überreichte ihr die goldene Rose.

Hier war es auch, wo der damalige spanische Gouverneur, der Marquis von Caracena, Münzen
mit des Königs Philipp IV. und der neuen Königin Bildnissen prägen ließ, die nach des alten Madai
Versicherung zu den Seltenheiten gehören.1 Einen Halbtaler dieser Prägung von 3jmm Durchmesser

(Fig. n) bewahrt die kaiserliche Münzen-
und Medaillensammlung.2 Er zeigt auf
dem Avers das Brustbild Philipps IV. in
reinem Profil nach rechts mit der Um-
schrift PHILIPP • IUI • HISP • RE • ET •
MED • DVCIS im Abschnitte darunter
CARACENA ■ GVBERNAN. Der Revers
trägt das Profilbildnis Mariannens nach
links mit der Umschrift MARIUS • ANN^E •
PHILIP • IUI • HISP-ETC ■ REG -VX • mit
der nach außen gestellten Jahreszahl 164g.
Das Kostüm ist sehr ähnlich jenem auf
der früher besprochenen Medaille, nur
mit dem Unterschiede, daß auf der großen
federngeschmückten Frisur die Krone auf-
ruht. Infolge der wohl schon ursprüng-
lich flachen Prägung und der nicht be-
sonders guten Erhaltung des Stückes ist
die Physiognomie der Königin nicht sehr
deutlich auszunehmen. Dies ist umso be-
dauerlicher, als der Künstler, der das Münz-
bild entwarf, wohl Gelegenheit zu einer
Naturaufnahme gehabt haben dürfte. Denn
während ihr Bruder Ferdinand, einer drin-
genden Berufung des Kaisers folgend,
schon am 25. Juni zur Rückreise von Mai-
land aufbrach, blieb Marianne noch län-
gere Zeit in dieser Stadt und trat erst am
9. August von dort die Weiterreise an.
Uber Pavia gelangte sie nach Finale an
der Riviera di Ponente, um sich am 3o. August von hier nach Spanien einzuschiffen und nach glück-
licher Überfahrt im Hafen von Denia südlich von Valencia zuerst spanischen Boden zu betreten,3 der
nunmehr ihre neue Heimat vorstellte. Einen Vorgeschmack dessen, was dort ihrer harrte, mochte sie
schon auf der Reise trotz aller ihr auf dieser erwiesenen Ehren erhalten. Denn als die Deputation
einer Stadt als Probe ihres Gewerbfleißes der jungen Königin seidene Strümpfe überreichte, warf sie
der Mayordomo dem Geber ins Gesicht, «weil spanische Königinnen keine Füße hätten». Die jugend-
lich unerfahrene Fürstin, die wohl fürchtete, daß man ihr in Madrid die Füße amputieren werde, soll

.maria teresa
,1

philip pi iv his*
panXrvm regis filia .

Fig. l3. Infantin Maria Theresia.
Nach einem Antwerpener Stiche.

1 David Samuel Madai, Vollständiges Thaler Cabinet, II. Teil, Königsberg 1766, S. 43, Nr. 2514: «Diesen raren Schau-
thaler hat der Marquis Caracena, Gouverneur der Niederlande (sie! diese Stellung bekleidete er erst in späteren Jahren), bey
Gelegenheit der zweyten Vermählung des Königs mit Maria Anna, Kaysers Ferdinandi III. Tochter schlagen lassen.» — Vgl.
auch Alois Heiss, Descripcion general de las monedas hispano-cristianas, Madrid 1869, III, p. 93, mit Abbildung auf Taf. 163,
8 unter den mailändischen Geprägen.

2 Kasten VI, Lade 5, Inv.-Nr. 7587.

3 Theatrum Europaeum VI, S. 880.
 
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