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Heinrich Zimmermann.
publik von S. Marco, die sich, sei es aus angebornem diplomatischen Geschick, sei es infolge ihrer
immer offenen Hand, auf das genaueste unterrichtet zeigen über die intimsten Vorgänge an den Höfen,
wo sie akkreditiert waren. Er berichtet am 17. Dezember 1653 an die Republik, es seien im Auftrage
des Hofes die Porträte der Infantin nach Deutschland und Flandern, also offenbar an den Kaiser
und an Erzherzog Leopold Wilhelm geschickt worden; ein drittes werde er ehestens nach Frankreich
senden, sobald seine heftigen Gichtschmerzen ihm dies gestatten.1
Vier Wochen später hat er dieses Versprechen schon erfüllt; er schreibt am 21. Jänner 1654, daß
er in Ermanglung besserer Gelegenheit das für Frankreich bestimmte Bildnis der Infantin dem flandri-
schen Kurier mitgegeben habe,2 und bezieht sich auf diese
Sendung nochmals in einem Berichte vom 25. März.3
Nach dem Berichte des Grafen Ottonelli erhielt also
Erzherzog Leopold Wilhelm die Bilder des Königs, der
Königin und der Infantin. Quirini, der sich nur für das
Maria Theresiens interessiert, weiß außerdem, daß ein Bild
dieser auch an den Kaiser gesendet wurde, und schickt
seinerseits ein drittes nach Frankreich. Wir haben es dem-
nach mit je einem Bilde Philipps IV. und Mariannens,
dagegen mit drei Bildnissen der Infantin Maria Theresia
zu tun. Jene und eines von diesen waren für Leopold Wil-
helm, ein Bildnis der Infantin für den kaiserlichen, eines für
den französischen Hof bestimmt.
Alle diese drei Exemplare des Porträts Maria There-
siens sind nun auch weiterhin nachweisbar.
Was zunächst das an Erzherzog Leopold Wilhelm ge-
sendete betrifft, so findet sich unter Nr. 3go des erwähnten
Inventars seiner Galerie vom Jahre 165g4 ein Bildnis in
folgender Weise beschrieben: «Ein Contrafait von Öhlfarb
auf Leinwath der Infantin von Spanien, lebensgroß, an
ihre Seithen hangen zwey kleine Vhrl vnndt auff einer
Seithen ein Toffel mit einem grünen Töpich. Vff einer blinden Rahmen, hoch 9 Spann g Ij2 Finger vnndt
6 Spann Finger braidt. Original von Ihr Majestät des Königs in Hispania Mahler.»5 Diese Be-
schreibung, die, wie so oft in diesem Inventar, das für das Bild besonders Charakteristische, weil Un-
gewöhnliche — die beiden am Gürtel der Dargestellten hangenden Uhren —■ hervorhebt, hat schon
Theodor von Frimmel ganz richtig auf eines unserer Bilder Nr. 617 und 618 bezogen.6 Allerdings kann
nicht verschwiegen werden, daß ihre heutigen Maße, 127 : 98 cm, beziehungsweise 128 : 100 cm, geringer
sind als die des alten Inventars, die, die Spanne zu 20'8, den Finger zu 2-08 cm gerechnet, 206-96 :
127-92 cm unseres Maßes entsprechen würden. Auch sind beide Bilder heute Kniestücke, während
das Inventar von Bildnissen in ganzer Figur zu sprechen scheint. Allein ihre genaue Untersuchung
Velazquez, Bildnis der Infantin
Maria Theresia. ■
Paris, Louvre.
vollen Wortlaut dieser von Justi (II2, 244, Anm. 1) nur auszugsweise mitgeteilten Stelle aus einer langen Depesche des Grafen
Ottonelli der Güte des Herrn G. Ognibene, Direktors des Archivio di Stato zu Modena, dem ich hier neuerdings verbindlichst
dafür danke.
1 Justi, II2, S. 36i: «Sono stati per ordine di Pala^o inviati i Ritratti di Sita Altena in Germania et Fiandra,
com' io esseguirb d'ispedire il ter^o in Francia, subito che mi sia dato un poco di scanso da questi accuti dolori di gotta.»
2 Ebenda: *Per non tenere migliori occasioni, hb consignato al corriere di Fiandra il Ritratto della Signora
Infanta, in luogo del quäle andarebbe di tutto voglia in Francia l'orginale.»
3 Ebenda: «. . . e ritratto della Signora Infanta mandato giä med sono in Francia . . .»
4 Jahrbuch, Band I, 2, S. LXXIX ff.
5 Ebenda, S. CXXXV. — Unter «ihr Majestät des Königs in Hispania Mahler» kann damals wohl kein anderer
als Velazquez verstanden werden, um so mehr da Quirini in einer früheren Depesche vom 20. August 1653 bezüglich des
für Frankreich bestimmten Bildnisses ausdrücklich bemerkt: «II quadro si farä per mano di Velasco»; vgl. Justi II2, S. 36i.
6 Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen I (1899), S. 157.
Heinrich Zimmermann.
publik von S. Marco, die sich, sei es aus angebornem diplomatischen Geschick, sei es infolge ihrer
immer offenen Hand, auf das genaueste unterrichtet zeigen über die intimsten Vorgänge an den Höfen,
wo sie akkreditiert waren. Er berichtet am 17. Dezember 1653 an die Republik, es seien im Auftrage
des Hofes die Porträte der Infantin nach Deutschland und Flandern, also offenbar an den Kaiser
und an Erzherzog Leopold Wilhelm geschickt worden; ein drittes werde er ehestens nach Frankreich
senden, sobald seine heftigen Gichtschmerzen ihm dies gestatten.1
Vier Wochen später hat er dieses Versprechen schon erfüllt; er schreibt am 21. Jänner 1654, daß
er in Ermanglung besserer Gelegenheit das für Frankreich bestimmte Bildnis der Infantin dem flandri-
schen Kurier mitgegeben habe,2 und bezieht sich auf diese
Sendung nochmals in einem Berichte vom 25. März.3
Nach dem Berichte des Grafen Ottonelli erhielt also
Erzherzog Leopold Wilhelm die Bilder des Königs, der
Königin und der Infantin. Quirini, der sich nur für das
Maria Theresiens interessiert, weiß außerdem, daß ein Bild
dieser auch an den Kaiser gesendet wurde, und schickt
seinerseits ein drittes nach Frankreich. Wir haben es dem-
nach mit je einem Bilde Philipps IV. und Mariannens,
dagegen mit drei Bildnissen der Infantin Maria Theresia
zu tun. Jene und eines von diesen waren für Leopold Wil-
helm, ein Bildnis der Infantin für den kaiserlichen, eines für
den französischen Hof bestimmt.
Alle diese drei Exemplare des Porträts Maria There-
siens sind nun auch weiterhin nachweisbar.
Was zunächst das an Erzherzog Leopold Wilhelm ge-
sendete betrifft, so findet sich unter Nr. 3go des erwähnten
Inventars seiner Galerie vom Jahre 165g4 ein Bildnis in
folgender Weise beschrieben: «Ein Contrafait von Öhlfarb
auf Leinwath der Infantin von Spanien, lebensgroß, an
ihre Seithen hangen zwey kleine Vhrl vnndt auff einer
Seithen ein Toffel mit einem grünen Töpich. Vff einer blinden Rahmen, hoch 9 Spann g Ij2 Finger vnndt
6 Spann Finger braidt. Original von Ihr Majestät des Königs in Hispania Mahler.»5 Diese Be-
schreibung, die, wie so oft in diesem Inventar, das für das Bild besonders Charakteristische, weil Un-
gewöhnliche — die beiden am Gürtel der Dargestellten hangenden Uhren —■ hervorhebt, hat schon
Theodor von Frimmel ganz richtig auf eines unserer Bilder Nr. 617 und 618 bezogen.6 Allerdings kann
nicht verschwiegen werden, daß ihre heutigen Maße, 127 : 98 cm, beziehungsweise 128 : 100 cm, geringer
sind als die des alten Inventars, die, die Spanne zu 20'8, den Finger zu 2-08 cm gerechnet, 206-96 :
127-92 cm unseres Maßes entsprechen würden. Auch sind beide Bilder heute Kniestücke, während
das Inventar von Bildnissen in ganzer Figur zu sprechen scheint. Allein ihre genaue Untersuchung
Velazquez, Bildnis der Infantin
Maria Theresia. ■
Paris, Louvre.
vollen Wortlaut dieser von Justi (II2, 244, Anm. 1) nur auszugsweise mitgeteilten Stelle aus einer langen Depesche des Grafen
Ottonelli der Güte des Herrn G. Ognibene, Direktors des Archivio di Stato zu Modena, dem ich hier neuerdings verbindlichst
dafür danke.
1 Justi, II2, S. 36i: «Sono stati per ordine di Pala^o inviati i Ritratti di Sita Altena in Germania et Fiandra,
com' io esseguirb d'ispedire il ter^o in Francia, subito che mi sia dato un poco di scanso da questi accuti dolori di gotta.»
2 Ebenda: *Per non tenere migliori occasioni, hb consignato al corriere di Fiandra il Ritratto della Signora
Infanta, in luogo del quäle andarebbe di tutto voglia in Francia l'orginale.»
3 Ebenda: «. . . e ritratto della Signora Infanta mandato giä med sono in Francia . . .»
4 Jahrbuch, Band I, 2, S. LXXIX ff.
5 Ebenda, S. CXXXV. — Unter «ihr Majestät des Königs in Hispania Mahler» kann damals wohl kein anderer
als Velazquez verstanden werden, um so mehr da Quirini in einer früheren Depesche vom 20. August 1653 bezüglich des
für Frankreich bestimmten Bildnisses ausdrücklich bemerkt: «II quadro si farä per mano di Velasco»; vgl. Justi II2, S. 36i.
6 Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen I (1899), S. 157.