196
Heinrich Zimmermann.
Miteinrechnung der Rahmenbreite und die durch sorgfältige Untersuchung festzustellende Rentoilie-
rung in Betracht, bei der das Bild etwas mehr an Höhe als an Breite verloren hat, so stimmen sie mit
den heutigen Maßen von 205 cm Höhe zu 127 cm Breite so sehr überein, daß die Identifizierung dieses
Bildes mit dem, das dem Erzherzog Leopold Wilhelm im Februar 1653 zugesendet wurde, kaum be-
rechtigten Zweifeln begegnen dürfte.
Die in dessen Inventar angeführten Maße stimmen aber auch mit jenen, die in zwei späteren
Prager Inventaren angegeben werden. Theodor von Frimmel hat es nämlich übersehen oder wenig-
stens nicht mitgeteilt, daß unser Bild nicht allein in dem Prager
Inventar von 1718 sondern auch in denen vom 5. Oktober 1737
und 20. Oktober 1763 erscheint, also jedenfalls bis zum letzten
Datum in Prag verblieben war. Im Inventar der Prager Schatz-
und Kunstkammer vom 5. Oktober 1737 heißt es nämlich S. 28
und 29, Nr. 314: «Ein contrefait der königin von Spanien, lebens-
grösz, hoch 3 elen i3 zoll, breit 2 elen 4 zoll, Kamen schwarz,
Leinwand, Original von Vilasqvez.» Eine wörtlich gleiche Ein-
tragung nur mit dem Zusätze «ruinirt» enthält auch das Prager
Inventar vom 20. Oktober 1763, S. 22 und 23, Nr. 190.1 Die alte
Elle zu 24 Zoll und diesen zu 2'6 cm gerechnet, ergibt fast genau
die im Inventar Leopold Wilhelms angegebenen Maße, ein neuer
Beweis, daß unser Bild nebst seinem Gegenstücke, einem Bilde
Philipps IV. in ganzer Figur (im Inventar von 1737 als Nr. 316,
in dem von 1763, gleichfalls mit dem Zusätze «ruinirt» als Nr. 191
angeführt), in dieser Zeit in Prag war. Später muß es eine Zeit-
lang im Wiener Augartenpalais gewesen und von dort an die
Galerie gekommen oder zurückgekommen sein. Von dieser wurde
es mit anderen am 23. April 1873 zur Ausschmückung für die
Dauer der Weltausstellung nach Schönbrunn abgegeben, wo es seither verblieb.2
Als Meister des Bildes wird im Inventar Leopold Wilhelms «Ihr Majestät des Königs in Hispania
Makler» genannt. Darunter kann damals wohl kein anderer als Velazquez verstanden werden. Diesen
nennen denn auch schlankweg die drei Prager Inventare. Ob freilich das Bild von Velazquez selbst,
unter dessen Flagge es von Anfang an segelte, gemalt ist, darüber zu entscheiden, muß berufeneren
Kennern überlassen bleiben. Hier ist vor allem in Betracht zu ziehen, daß die zwei anderen Bilder,
die mit ihm zugleich an Erzherzog Leopold Wilhelm kamen, das der Infantin Maria Theresia (Nr. 618)
und das Brustbild Philipps IV. (Nr. 607), von Justi und Beruete übereinstimmend als Repliken erklärt
werden.3 Zur Herstellung solcher wird sich der vielbeschäftigte Palastmarschall um so weniger Zeit
genommen haben, als ihm in seinen Schülern Mazo, Pareja und Palacios Gehilfen zur Seite standen,
deren Arbeiten, wie Palomino mitteilt, selbst die Zeitgenossen von den Originalarbeiten des Meisters
kaum zu unterscheiden vermochten.4 So möchte ich mich vorläufig damit bescheiden, unser Bild für
Fig. 23. Bildnis der Königin Marianne (?).
Aus der Porträtsammlung
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
1 Jahrbuch, Band X, Reg. 6234, S. CLIV, und Reg. 6235, S. CLXXVIII.
2 Galerieakt 32 vom Jahre 1873. 3 Justi II2, S. 244 und 345; Beruete, p. 145 und 152.
4 Don Antonio Palomino Velasco, El museo pictorico y escala optica, 3 Bände, Madrid 1715—1724, Band III, p. 372
über Mazo: «Don Juan Bautista del Ma\o Martine^, ve\ino, y natural de esta villa de Madrid, pintor de camara de
su magestad, yerno y discipulo del gran Don Diego Vela^que^, fue general en el arte de la pintura, e hi^o retratos de
sus magestades con excelencia, y en particular de la reyna nuestra senora Dona Maria Ana de Austria,
con tan grande acierto, que aumentb la buena opinion que tenia . . . En copiar fue tan unico, y especialmente
en las Cosas de su maestro, que es casi impossibile distinguir las copias de los originales.»
Ebenda, p. 371 über Pareja: «Tuvb especialmente nuestro Pareja singularissima habilidad para retratos, . . . en que
se conoce totalmente la manera de Vela^que^, de suerte, que muchos loju^gan suyo.»
Ebenda, p. 387 über Palacios: «Francisco Palacios, natural, y ve\ino de esta villa de Madrid, fue discipulo de
Vcla\que%, y de los que mas imitaron su manera . . . y especialmente retratos, que los hi{0 con exce-
lencia; y en que se conoce la buena escuela en que se crib, y lo mucho, que adelantb en ella.n
Heinrich Zimmermann.
Miteinrechnung der Rahmenbreite und die durch sorgfältige Untersuchung festzustellende Rentoilie-
rung in Betracht, bei der das Bild etwas mehr an Höhe als an Breite verloren hat, so stimmen sie mit
den heutigen Maßen von 205 cm Höhe zu 127 cm Breite so sehr überein, daß die Identifizierung dieses
Bildes mit dem, das dem Erzherzog Leopold Wilhelm im Februar 1653 zugesendet wurde, kaum be-
rechtigten Zweifeln begegnen dürfte.
Die in dessen Inventar angeführten Maße stimmen aber auch mit jenen, die in zwei späteren
Prager Inventaren angegeben werden. Theodor von Frimmel hat es nämlich übersehen oder wenig-
stens nicht mitgeteilt, daß unser Bild nicht allein in dem Prager
Inventar von 1718 sondern auch in denen vom 5. Oktober 1737
und 20. Oktober 1763 erscheint, also jedenfalls bis zum letzten
Datum in Prag verblieben war. Im Inventar der Prager Schatz-
und Kunstkammer vom 5. Oktober 1737 heißt es nämlich S. 28
und 29, Nr. 314: «Ein contrefait der königin von Spanien, lebens-
grösz, hoch 3 elen i3 zoll, breit 2 elen 4 zoll, Kamen schwarz,
Leinwand, Original von Vilasqvez.» Eine wörtlich gleiche Ein-
tragung nur mit dem Zusätze «ruinirt» enthält auch das Prager
Inventar vom 20. Oktober 1763, S. 22 und 23, Nr. 190.1 Die alte
Elle zu 24 Zoll und diesen zu 2'6 cm gerechnet, ergibt fast genau
die im Inventar Leopold Wilhelms angegebenen Maße, ein neuer
Beweis, daß unser Bild nebst seinem Gegenstücke, einem Bilde
Philipps IV. in ganzer Figur (im Inventar von 1737 als Nr. 316,
in dem von 1763, gleichfalls mit dem Zusätze «ruinirt» als Nr. 191
angeführt), in dieser Zeit in Prag war. Später muß es eine Zeit-
lang im Wiener Augartenpalais gewesen und von dort an die
Galerie gekommen oder zurückgekommen sein. Von dieser wurde
es mit anderen am 23. April 1873 zur Ausschmückung für die
Dauer der Weltausstellung nach Schönbrunn abgegeben, wo es seither verblieb.2
Als Meister des Bildes wird im Inventar Leopold Wilhelms «Ihr Majestät des Königs in Hispania
Makler» genannt. Darunter kann damals wohl kein anderer als Velazquez verstanden werden. Diesen
nennen denn auch schlankweg die drei Prager Inventare. Ob freilich das Bild von Velazquez selbst,
unter dessen Flagge es von Anfang an segelte, gemalt ist, darüber zu entscheiden, muß berufeneren
Kennern überlassen bleiben. Hier ist vor allem in Betracht zu ziehen, daß die zwei anderen Bilder,
die mit ihm zugleich an Erzherzog Leopold Wilhelm kamen, das der Infantin Maria Theresia (Nr. 618)
und das Brustbild Philipps IV. (Nr. 607), von Justi und Beruete übereinstimmend als Repliken erklärt
werden.3 Zur Herstellung solcher wird sich der vielbeschäftigte Palastmarschall um so weniger Zeit
genommen haben, als ihm in seinen Schülern Mazo, Pareja und Palacios Gehilfen zur Seite standen,
deren Arbeiten, wie Palomino mitteilt, selbst die Zeitgenossen von den Originalarbeiten des Meisters
kaum zu unterscheiden vermochten.4 So möchte ich mich vorläufig damit bescheiden, unser Bild für
Fig. 23. Bildnis der Königin Marianne (?).
Aus der Porträtsammlung
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
1 Jahrbuch, Band X, Reg. 6234, S. CLIV, und Reg. 6235, S. CLXXVIII.
2 Galerieakt 32 vom Jahre 1873. 3 Justi II2, S. 244 und 345; Beruete, p. 145 und 152.
4 Don Antonio Palomino Velasco, El museo pictorico y escala optica, 3 Bände, Madrid 1715—1724, Band III, p. 372
über Mazo: «Don Juan Bautista del Ma\o Martine^, ve\ino, y natural de esta villa de Madrid, pintor de camara de
su magestad, yerno y discipulo del gran Don Diego Vela^que^, fue general en el arte de la pintura, e hi^o retratos de
sus magestades con excelencia, y en particular de la reyna nuestra senora Dona Maria Ana de Austria,
con tan grande acierto, que aumentb la buena opinion que tenia . . . En copiar fue tan unico, y especialmente
en las Cosas de su maestro, que es casi impossibile distinguir las copias de los originales.»
Ebenda, p. 371 über Pareja: «Tuvb especialmente nuestro Pareja singularissima habilidad para retratos, . . . en que
se conoce totalmente la manera de Vela^que^, de suerte, que muchos loju^gan suyo.»
Ebenda, p. 387 über Palacios: «Francisco Palacios, natural, y ve\ino de esta villa de Madrid, fue discipulo de
Vcla\que%, y de los que mas imitaron su manera . . . y especialmente retratos, que los hi{0 con exce-
lencia; y en que se conoce la buena escuela en que se crib, y lo mucho, que adelantb en ella.n