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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0204
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Heinrich Zimmermann.

Eine ähnliche Abweichung im Kostüm — «eine schwarze Perle im Haare» — muß nach W. Bodes
Beschreibung in Thodes «Kunstfreund» (1885, S. 185 f.) die Halbfigur gezeigt haben, die aus der Galerie
Villasante de Montija stammt und kurze Zeit bei W. Gumprecht in Berlin war. Einer gütigen brief-
lichen Mitteilung Max Friedländers nach ist das Bild nicht mehr dort. Herr Gumprecht hat es schon
vor etwa zwanzig Jahren an den Pariser Sammler zurückgegeben, von dem er es erhalten hatte. Es

soll sich jetzt bei Sir Ford (?) in
ÜHÄÄI Bf London befinden. Darnach könnte

man seine Identität mit dem Exem-
plare in Cläre Ford Collection ver-
muten, wenn nicht Bode in seiner
Beschreibung ausdrücklich die von
der Brosche zur Schulteragraffe ge-
hende goldene Kette erwähnte,
die dort durch eine Perlenschnur
ersetzt ist, und das Fehlen der
Hände, die auf dem Bilde in Cläre
Ford Collection vorhanden sind.

Ferner ist hier noch jenes
kleine Brustbild aus der Porträt-
sammlung des Erzherzogs Ferdi-
nand von Tirol zu erwähnen, das
jetzt im Wiener kunsthistorischen
Hofmuseum (Hochparterre, Saal
XVI, Taf. C, Nr. 175) ausgestellt
ist (Fig. 23). Friedrich Kenner1
glaubt im Gegensatze zu Eduard
Freiherrn von Sacken2diese Minia-
tur nicht als Marianne sondern als
die erste Gemahlin Philipps IV.,
Elisabeth von Frankreich, bezeich-
nen zu müssen, weil sie von dem
Porträt Mariannens in der kaiser-
lichen Gemäldegalerie (Nr. 605;
Engerth Nr. 618) so sehr abweiche,
daß sich ihre Bestimmung auf Ma-
rianne nicht aufrecht erhalten lasse.
Dieser Behauptung widerspricht die
weitere Angabe, das Bild stimme
mit jenem überein, das Herrgott (Pinacotheca I, Taf. LXIII, Fig. 4) nach dem Stiche Widemans (oben,
Fig. 10) mitteile; denn dieser Stich stellt zweifellos Marianne und nicht Elisabeth dar. Mir scheint die
Miniatur der Ambraser Porträtsammlung viel zu minderwertig zu sein, um darauf irgendwelche sichere
Schlüsse bauen zu können. Eine zwingende Ähnlichkeit der Gesichtszüge ist weder mit den bekannten
Bildnissen Elisabeths noch mit denen Mariannens vorhanden; das Kostüm scheint eher für diese als
für jene zu sprechen, obwohl es auch mit keinem der Porträte Mariannens genau übereinstimmt. Die
Miniatur ist vielleicht identisch oder doch abhängig von jenem Brustbilde der Königin Marianna, das
in den Ambraser Inventaren angeführt wird.3

MABIA. ANNA. WST.

XERDINAKDl III

HlSRANIÄKNÄVv KLGDTA
VNICA P1LIA

Fig. 26. Bildnis der Königin Marianne.
Nach einem Stiche von Peter de Jode.

1 Jahrbuch, Band XIV, S. 154, Nr. 176. 2 Die k. k. Ambrasersammlung, Wien 1855, H S. $6, Nr. 928.

3 Inventar von 1663, Nr. 108: «Ein brustbild der je^igen khünigin Maria Anna aus Hispanien geborne ertfier-
yOgin Österreich, in einer schwarten rahm.» Fast wörtlich gleichlautend im Inventar Roschmanns, fol. i3o, Nr. 255.
 
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