Zur Ikonographie des Hauses Habsburg.
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Endlich gehört vielleicht auch in diese Reihe das kleine Brustbild der Königin, das der Katalog
der Sammlung Standish1 im Jahre 1842 in folgender Weise beschreibt: «.Velazquez de Silva (Ecole de);
Portrait en buste de Marie-Anne d'Autriche, reine d'Espagne, nee en i63$, morte en 1696. Haut, o m J2 c.
— Larg. 0 m. 5i'5 c. Eine halbwegs sichere Identifikation dieses Exemplars mit einem der vorher-
genannten ist nach dieser mangelhaften Beschreibung nicht möglich.
Jedenfalls zeigen diese zahlreichen Repliken und Kopien, wie begehrt die Bildnisse der jungen
Königin waren.2 So bemächtigen sich denn auch niederländische und französische Kupferstecher von
1653/4, also von jener Zeit an, da
nach Ottonellis und Quirinis Be-
richten solche Bildnisse an Erzher-
zog Leopold Wilhelm und an den
französischen Hof gelangten, ihrer
als Vorlage für ihre Erzeugnisse.
Den bis dahin in den Niederlanden
und in Frankreich erschienenen
Kupferstichbildnissen Mariannens
kann nämlich kaum ein nach dem
Leben aufgenommenes Porträt zu-
grunde gelegen haben. Ja nicht
einmal über Haartracht und son-
stiges Kostüm der Königin waren
diese Stecher unterrichtet, kom-
binierten es sich vielmehr recht und
schlecht nach jenem, das in ihrer
Heimat eben im Schwange war.
Um so weniger kann von einer
Porträtähnlichkeit die Rede sein.
Beispiele hierfür bieten zwei
damals in Antwerpen erschienene
Kupferstichbildnisse. Das eine
(Fig. 25) ist im Jahre 1652 von dem
bekannten, aus Prag gebürtigen,
vielgereisten Wenzel Hollar, der
eben damals mit seinem Protektor
Lord Arundel in Antwerpen weilte,
im Formate von 223 :169 mm ge-
stochen und von Kornelius Galle
dem Jüngeren herausgegeben. Das andere (Fig. 26), ein auf dieselbe Vorlage zurückgehender Porträt-
stich von Peter de Jode (169 : 122 mm), gehört dem Verlage von Gaspar de Hollander an. Herrgott,
der den Stich Hollars abbildet und bespricht,3 glaubt ihn aus der Reihe der Bildnisse Mariannens aus-
scheiden und auf Anna von Österreich, die vierte Gemahlin Philipps II. (f 26. Oktober 1580) beziehen
zu müssen. Das ist nun vollkommen ausgeschlossen. Denn die Gesichtszüge stimmen weder mit
denen des Porträts Nr. 602 der kaiserlichen Galerie, das von Alonso Sanchez Coello mit seinem
Namen und der Jahreszahl 1571 signiert und von Karl Justi auf diese Fürstin bestimmt worden ist,
Fig. 27. Bildnis der Königin Marianne.
Nach einem bei Daret in Paris im Jahre 1652 erschienenen Stiche.
1 Catalogue des tableaux, dessins et gravures de la Collection Standish, legues au roi par M. Franck Hall Standish,
Paris (Chapelet) 1842.
2 Justi, a. a. O. II2, S. 246, Anm. I.
3 Pinacotheca I, Taf. LXXV, Nr. 4; Text II, p. 275.
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Endlich gehört vielleicht auch in diese Reihe das kleine Brustbild der Königin, das der Katalog
der Sammlung Standish1 im Jahre 1842 in folgender Weise beschreibt: «.Velazquez de Silva (Ecole de);
Portrait en buste de Marie-Anne d'Autriche, reine d'Espagne, nee en i63$, morte en 1696. Haut, o m J2 c.
— Larg. 0 m. 5i'5 c. Eine halbwegs sichere Identifikation dieses Exemplars mit einem der vorher-
genannten ist nach dieser mangelhaften Beschreibung nicht möglich.
Jedenfalls zeigen diese zahlreichen Repliken und Kopien, wie begehrt die Bildnisse der jungen
Königin waren.2 So bemächtigen sich denn auch niederländische und französische Kupferstecher von
1653/4, also von jener Zeit an, da
nach Ottonellis und Quirinis Be-
richten solche Bildnisse an Erzher-
zog Leopold Wilhelm und an den
französischen Hof gelangten, ihrer
als Vorlage für ihre Erzeugnisse.
Den bis dahin in den Niederlanden
und in Frankreich erschienenen
Kupferstichbildnissen Mariannens
kann nämlich kaum ein nach dem
Leben aufgenommenes Porträt zu-
grunde gelegen haben. Ja nicht
einmal über Haartracht und son-
stiges Kostüm der Königin waren
diese Stecher unterrichtet, kom-
binierten es sich vielmehr recht und
schlecht nach jenem, das in ihrer
Heimat eben im Schwange war.
Um so weniger kann von einer
Porträtähnlichkeit die Rede sein.
Beispiele hierfür bieten zwei
damals in Antwerpen erschienene
Kupferstichbildnisse. Das eine
(Fig. 25) ist im Jahre 1652 von dem
bekannten, aus Prag gebürtigen,
vielgereisten Wenzel Hollar, der
eben damals mit seinem Protektor
Lord Arundel in Antwerpen weilte,
im Formate von 223 :169 mm ge-
stochen und von Kornelius Galle
dem Jüngeren herausgegeben. Das andere (Fig. 26), ein auf dieselbe Vorlage zurückgehender Porträt-
stich von Peter de Jode (169 : 122 mm), gehört dem Verlage von Gaspar de Hollander an. Herrgott,
der den Stich Hollars abbildet und bespricht,3 glaubt ihn aus der Reihe der Bildnisse Mariannens aus-
scheiden und auf Anna von Österreich, die vierte Gemahlin Philipps II. (f 26. Oktober 1580) beziehen
zu müssen. Das ist nun vollkommen ausgeschlossen. Denn die Gesichtszüge stimmen weder mit
denen des Porträts Nr. 602 der kaiserlichen Galerie, das von Alonso Sanchez Coello mit seinem
Namen und der Jahreszahl 1571 signiert und von Karl Justi auf diese Fürstin bestimmt worden ist,
Fig. 27. Bildnis der Königin Marianne.
Nach einem bei Daret in Paris im Jahre 1652 erschienenen Stiche.
1 Catalogue des tableaux, dessins et gravures de la Collection Standish, legues au roi par M. Franck Hall Standish,
Paris (Chapelet) 1842.
2 Justi, a. a. O. II2, S. 246, Anm. I.
3 Pinacotheca I, Taf. LXXV, Nr. 4; Text II, p. 275.