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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0206
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202

Heinrich Zimmermann.

noch mit denen des kleinen Bildnisses in der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol,1
das die alte Inschrift als «Anna D Austriae Philip, rex Hispa v(xor)t bezeichnet, noch endlich mit einem
erst kürzlich in die kaiserliche Galerie aufgenommenen Bildnisse dieser Königin von Anton Mor, dessen
Veröffentlichung in diesem Jahrbuche demnächst erfolgen soll. Das Kostüm der Stiche wäre im

XVI. Jahrhundert auch in den Niederlan-
den unmöglich und die Inschrift bei de Jode
bezeichnet die Dargestellte ausdrücklich als
«Ferdinandi III. unica filia». Am schwer-
sten aber fällt in die Wagschale, daß zu
dem Stiche Hollars ein ebenfalls von ihm
hergestelltes, im gleichen Jahre und Ver-
lage erschienenes Pendant von genau der-
selben Größe und Ausstattung (Fig. 24)
vorhanden ist, das gewiß Philipp IV. und
nicht seinen Großvater darstellt, was auch
die Unterschrift besagt. Man wollte also
in den Stichen Hollars und de Jodes offen-
bar Marianne und niemanden andern ge-
sehen wissen.

Dasselbe gilt von zwei französischen
Blättern, deren eines (Fig. 27; 192:128 mm),
mit einer ausführlichen Legende,2 dem
Stiche de Jodes sehr ähnlich, nur im Gegen-
sinne gezeichnet ist. In dem andern (Fig.
28; 171:121 mm), mit einer kürzeren Le-
gende,3 hat man einfach die französische
Damenmode aus der Zeit Ludwigs XIII.
und der folgenden Regentschaft auch für
Marianne angenommen, ohne lang zu fra-
gen, ob sie ihr wirklich huldigte. Der erste
Fig. 28. Bildnis der Königin Marianne. Stich erschien bei Pierre Daret im Jahre

Nach einem bei Moncornet in Paris erschienenen Stiche. 1652, der zweite ohne Angabe des Jahres

bei Balthasar Moncornet, beide in Paris
«avec privilege du Roy», der vom Aussehen seiner neuen Tante — seine Mutter Anna war ja die
Schwester Philipps IV. — damals wohl selbst noch keine richtige Vorstellung hatte. Ein auch nur
annähernd richtiges Bild von dem damaligen Aussehen Mariannens geben diese beiden Blätter ebenso-
wenig, wie die erwähnten niederländischen Stiche von Hollar und de Jode, denen sie in Haartracht
und Schmuck sowie in Einzelheiten des Kleides verwandt sind.

Das ändert sich nun mit einem Male um 1653/4, als die ersten Porträte der Königin von Velazquez
oder seiner Schule nach Brüssel und Paris gelangt waren. In den Niederlanden äußert sich diese Wand-

1 Wiener Hofmuseum, Hochparterre, Saal XVI, Taf. C, Nr. 166. Vgl. Kenner im Jahrbuch, Band XIV, S. 150, Nr. 166.

2 «Marie Anne d'Austriebe reine d'Espagne, de Naples, de Sicile etc., fille unique de l'Empereur Ferdinand III
et de Marie d'Austriche, nasquit a Neustad le 24? decembre i63j. Niepce du coste matcrnel du Roy d'Espagne Phili-
pes IUI son Mary. Elle fut premierement aecordee en mariage ä VInfant d'Espagne son cousin germain. Mais la
mort inprevue de ce Prince, fils unique d'Espagne en ayant empesche l'effet, fit resoudre le Roy son pere veuf d'Eli^a-
beth de France, ä l'epouser environ deux ans apres, la pompe de ce mariage ayant este faite ä Vienne en Austriche,
la consommation fut effectuee ä Naualcarnero en Castille le 7 d'oetobre 164.9. Cette Princesse est genereuse et resolue,
de vertu et piete singuliere, qui a desia donne ä l'Espagne l'Esperance d'un autre Infant par la naissance d'une fille.
A Paris che% Daret avec privileg du Roy 1652.»

3 «Marie Anne d'Avstriche Reine d'Espagne, de Naples, de Sicile et Fille vnique de l'Empereur Ferdinand III et
de Maria d'Austriche, nasquit Neustad le 24 Decembre i63^. A paris che\ Moncornet auec priuileg du Roy.*
 
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