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Heinrich Zimmermann.
mit Jagd eröffnet. Dieses Motiv kehrt übrigens auch auf anderen aus Moncornets Verlag hervorgegan-
genen Stichen häufig wieder und scheint für ihn geradezu bezeichnend zu sein. Die Inschrift bildet
eine wörtliche Wiederholung jener auf dem Stiche Darets vom Jahre 1652, ohne Rücksicht darauf, daß
sie im Jahre 1659 nicht mehr richtig war. Denn damals hatte Marianne ihrem Gemahle nicht erst eine
Tochter Margareta Theresia geschenkt und dadurch Spanien die Hoffnung auf einen neuen männlichen
Thronerben eröffnet, sondern außer einer
zweiten früh verstorbenen Infantin auch
bereits zwei Infanten: Philipp Prosper (ge-
boren 28. Dezember 1657) und Thomas
Karl (geboren 23. Dezember 1658) zur
Welt gebracht, deren erster im Jahre 1659
noch lebte und erst am 1. November 1661,
also nach dem Erscheinen von Moncor-
nets Stich, gestorben ist. Abgesehen da-
von aber zeigte dieser Stich dem franzö-
sischen Publikum ein wahrheitsgetreues
Bild der Königin von Spanien, wie sie
leibte und lebte, in einer Tracht, die sie
damals wirklich trug.
Denn diese hat zu jener Zeit nicht
so rasch gewechselt wie heutzutage. Dies
zeigt deutlich das Bild Mariannens im
Prado (Nr. 1082), wo sie dem Könige
gegenüber an einem breiten, mit einem
orientalischen Teppich überdeckten Bet-
schemel kniet (Fig. 34, 35). Frisur, Haar-
und Brustschmuck, Kragen und Kleid, so
weit dieses hier sichtbar wird, sind noch
genau die gleichen wie auf dem Prado-
bilde Nr. 1078, so daß beiden jedenfalls
die gleiche Aufnahme zugrunde liegt oder
sogar jenes direkt nach diesem gemalt ist.
Das zweite nimmt Beruete an, indem er
das Bild Nr. 1082 für eine alte Kopie oder
vielmehr für ein Pasticcio erklärt.1 Allein
mit vollstem Rechte bemerkt Justi,2 daß
die Königin auf dem Bilde, wo sie kniet, älter erscheint und daß namentlich die Augen einen leiden-
den Ausdruck haben, der auf dem früheren Bilde fehlt.
Eine Änderung im Kostüm zeigt sich erst auf jenem Bildnisse der kaiserlichen Galerie in Wien
(Nr. 605, Taf. XXXI), von dem Justi annimmt, daß es nicht lange vor dem Tode des Königs und nach
dem Ableben des Velazquez, also zwischen 1660 und 1665, etwa von Francisco Rizi gemalt sei.3 Auch
hier genügt es fast, auf seine prächtige Beschreibung des Gemäldes zu verweisen. Die Maschen in der
Perücke sind weiß, an ihren unteren Enden hängen Perlenrosetten und zwei große Hangperlen; da-
gegen bildet den Mittelpunkt der sechs Perlenrosetten des Bruststückes nicht eine Riesenperle sondern
eine nicht genau erkennbare Darstellung auf blauem Email. Interessanter als diese kleinen, in Justis
PHILIPPVS I
INDIARVM REX
I2£tj>ßtns ex,
IIISPAXIAJiVM ET
CATHOJLICVS. c±o.
Fig. 3o. Bildnis Philipps IV.
Nach einem Stiche von F. Bouttats.
1 a. a. O., p. 146; «La Reine Marianne en prieres, du musee du Prado (n° 1082) est, comme son pendant, le Roi
en prieres, une copie ancienne 011 plutot im pasticlie.»
2 Justi, a. a. O. II2, S. 247.
3 Ebenda.
Heinrich Zimmermann.
mit Jagd eröffnet. Dieses Motiv kehrt übrigens auch auf anderen aus Moncornets Verlag hervorgegan-
genen Stichen häufig wieder und scheint für ihn geradezu bezeichnend zu sein. Die Inschrift bildet
eine wörtliche Wiederholung jener auf dem Stiche Darets vom Jahre 1652, ohne Rücksicht darauf, daß
sie im Jahre 1659 nicht mehr richtig war. Denn damals hatte Marianne ihrem Gemahle nicht erst eine
Tochter Margareta Theresia geschenkt und dadurch Spanien die Hoffnung auf einen neuen männlichen
Thronerben eröffnet, sondern außer einer
zweiten früh verstorbenen Infantin auch
bereits zwei Infanten: Philipp Prosper (ge-
boren 28. Dezember 1657) und Thomas
Karl (geboren 23. Dezember 1658) zur
Welt gebracht, deren erster im Jahre 1659
noch lebte und erst am 1. November 1661,
also nach dem Erscheinen von Moncor-
nets Stich, gestorben ist. Abgesehen da-
von aber zeigte dieser Stich dem franzö-
sischen Publikum ein wahrheitsgetreues
Bild der Königin von Spanien, wie sie
leibte und lebte, in einer Tracht, die sie
damals wirklich trug.
Denn diese hat zu jener Zeit nicht
so rasch gewechselt wie heutzutage. Dies
zeigt deutlich das Bild Mariannens im
Prado (Nr. 1082), wo sie dem Könige
gegenüber an einem breiten, mit einem
orientalischen Teppich überdeckten Bet-
schemel kniet (Fig. 34, 35). Frisur, Haar-
und Brustschmuck, Kragen und Kleid, so
weit dieses hier sichtbar wird, sind noch
genau die gleichen wie auf dem Prado-
bilde Nr. 1078, so daß beiden jedenfalls
die gleiche Aufnahme zugrunde liegt oder
sogar jenes direkt nach diesem gemalt ist.
Das zweite nimmt Beruete an, indem er
das Bild Nr. 1082 für eine alte Kopie oder
vielmehr für ein Pasticcio erklärt.1 Allein
mit vollstem Rechte bemerkt Justi,2 daß
die Königin auf dem Bilde, wo sie kniet, älter erscheint und daß namentlich die Augen einen leiden-
den Ausdruck haben, der auf dem früheren Bilde fehlt.
Eine Änderung im Kostüm zeigt sich erst auf jenem Bildnisse der kaiserlichen Galerie in Wien
(Nr. 605, Taf. XXXI), von dem Justi annimmt, daß es nicht lange vor dem Tode des Königs und nach
dem Ableben des Velazquez, also zwischen 1660 und 1665, etwa von Francisco Rizi gemalt sei.3 Auch
hier genügt es fast, auf seine prächtige Beschreibung des Gemäldes zu verweisen. Die Maschen in der
Perücke sind weiß, an ihren unteren Enden hängen Perlenrosetten und zwei große Hangperlen; da-
gegen bildet den Mittelpunkt der sechs Perlenrosetten des Bruststückes nicht eine Riesenperle sondern
eine nicht genau erkennbare Darstellung auf blauem Email. Interessanter als diese kleinen, in Justis
PHILIPPVS I
INDIARVM REX
I2£tj>ßtns ex,
IIISPAXIAJiVM ET
CATHOJLICVS. c±o.
Fig. 3o. Bildnis Philipps IV.
Nach einem Stiche von F. Bouttats.
1 a. a. O., p. 146; «La Reine Marianne en prieres, du musee du Prado (n° 1082) est, comme son pendant, le Roi
en prieres, une copie ancienne 011 plutot im pasticlie.»
2 Justi, a. a. O. II2, S. 247.
3 Ebenda.