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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0218
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2I4

Heinrich Zimmermann.

ließ, ein Ausschnitt aus dem Kataloge der Privatgalerie des Königs Louis Philippe, jenem Kataloge,
der im Jahre i838 bei Chapelet in Paris unter dem Titel: «Notice des tableaux de la galerie espagnole
exposes dans les Salles du Musee Royal au Louvre» erschienen ist. Unser Bild hat darin die Nummer 297;
die erste Ziffer wurde wohl aus Versehen auf dem Zettel abgeschnitten. Die Bilder dieser Galerie wur-
den vom 6. bis 21. Mai 1853 bei MM. Ghristie et Manson in
London verkauft. In dem Auktionskataloge, der bei dieser
Gelegenheit ausgegeben wurde,1 wird das Bild unter Nr. 150
in folgender Weise angeführt: «Velazquez de Silva. Portrait
de Marie Anne d'Autriche, Reine d'Espagne, fille ainee de
Ferdinand III., Empereur d'Allemagne, et de Marie Anne
d'Autriche, fille de Philippe HL, Roi d'Espagne, morte en
1696. (Toile.) Acquis ä Madrid, de M. Cordova, peintre.»
Die letzte Notiz bezieht sich offenbar auf die Erwerbung
des Bildes durch Louis Philippe, der, als im Jahre 1835 die
Klöster in Spanien aufgehoben und deren Besitztümer ver-
äußert wurden, die Gelegenheit benützte, um durch Baron
Taylor und den Maler M. Dauzats zahlreiche und wert-
volle Kunstgegenstände an Ort und Stelle ankaufen zu lassen.
Das Bild blieb dann in seinem und seiner Erben Besitze und
dürfte bei der Londoner Auktion vom Jahre 1853 durch den
Herzog Carlo II. von Lucca erworben worden sein, der es
nach der Tradition nach Viareggio brachte. Die auf dem
Zettel der Rückseite angegebenen Maße zeigen, daß das Ge-
mälde bei einer seither vorgenommenen, auch sonst deut-
lich erkennbaren Rentoilierung an Höhe und Breite etwas
eingebüßt hat; es ist jetzt nur mehr 62 cm hoch und 50 cm
breit. Die Bezeichnung Velazquez ist schon deshalb unhalt-
bar, weil dieser bekanntlich am 6. August 1660 starb, wäh-
rend Marianne erst fünf Jahre später nach dem Tode ihres
Gatten Witwen- beziehungsweise Nonnentracht anlegte.

Sie ist auf dem Bilde in Viareggio ungefähr im gleichen
Alter dargestellt wie auf jenem Carrefios beim Grafen Har-
rach, keinesfalls in jüngeren Jahren. Von den nach Phi-
lipps IV. Tode am spanischen Hofe tätigen Porträtmalern, die nach Palominos Bericht Bildnisse
Mariannens malten, kommt daher weder Mazo (f 1670) noch Sebastian de Herrera (f 1671) noch
auch Francisco Palacios (f 1676) in Betracht.2 Es bleibt also nur die Wahl zwischen Carreno, Rizi
und Claudio Coello.3 Mit dem Bilde Mariannens von Carreno in der Galerie Harrach zeigt das

Fig. 41. Bildnis der Königin Marianne als Witwe,
Deutscher Kupferstich.

1 Catalogue des tableaux, formant la celebre galerie espagnole de S. M. feu le roi Louis Philippe, et dont la vente sera
faite a Tendiere par MM. Christie et Manson dans leur galerie ä Londres les vendredi et samedi, 6 et 7 Mai, les vendredi
et samedi, i3 et 14 Mai et les vendredi et samedi, 20 et 21 Mai 1853.

2 Palomino, a. a. O., p. 372 über Mazo: «Retratb tambien en su menor edad al Seiior Carlos Segundo, y a la
Reyna Madre nuestra Senora en su Viudedad, con grande acierto, y semejan^a. Afurib en esta Corte por
el ano de 1670.» — P. 377 über Herrera: «Ultimamente sirvib muchos anos dicho empleo (i. e. Maestro Mayor de la
Villa de Madrid y Ayuda de la Furriera), ä quien agregb despues el de Pintor de Camara, en cuyo tiempo executb
diferentes Retratos de sus Magestades en la menor edad del Senor Carlos Segundo, yd Reynante, que fue quando
lo obtuvo; logrando aplauso universal en todas sus Obras, y en el aprecio de sus Magestades. Murib ä los sesenta
anos de su edad, en el de mil seiscientos y setentay uno, en la Casa del Tesoro. — P. 387 über Palacios außer
der bereits oben (S. 196, Anm. 4) angeführten Stelle: Murib de unos treinta y seis anos de edad, por el de mil seiscientos
y setenta y seis, en esta Villa de Madrid.-»

3 Die maßgebenden Stellen aus Palomino seien gleichfalls wörtlich hierher gesetzt: p. 419 über Carreno: Excercib con
grande aprobacion la pla^a de Pintor de Camara; hi^o muchos, y Excelentes Retratos, assi de sus Magestades
 
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