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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0219
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Zur Ikonographie des Hauses Habsburg.

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Porträt in Viareggio in der Tat so große Verwandtschaft, daß man es fast für dessen Kopie halten
könnte. Diese Annahme verbietet aber neben der weit roheren Mache und kleinen Änderungen im
Faltenwurfe vor allem der Umstand, daß das Harrachsche Bild schon 1677 nach Deutschland kam,
während das Porträt von Viareggio bis 1835 in Spanien war. Es müßte denn ein zweites Exem-
plar des Bildes von Carrefio in Spanien verblie-
ben sein.

Von Francisco Rizi hat sich gleichfalls
ein Porträt der Königin-Witwe bis heute er-
halten, wohl das unerfreulichste von allen (Fig.
43). Es findet sich auf dem vom Maler selbst
mit seinem Namen und der Jahreszahl i683
signierten Gemälde, das das große Auto de fe
vom 3o. Juni 1680 darstellt.1 Marianne sitzt
dort neben ihrem Sohne und ihrer Schwieger-
tochter Marie Louise von Orleans auf einem
Balkon als Zuseherin des gräßlichen Schau-
spiels, gegen das sich unser modernes Fühlen
und Denken im tiefsten Inneren empört. War
die österreichische Prinzessin wirklich schon so
sehr Spanierin geworden, daß sie daran Gefallen
fand? Vielleicht wäre man versucht, dies anzu-
nehmen, wüßte man nicht, daß in den Augen
des nach Circenses lüsternen Volkes die Anteil-
nahme an solchen «Staatsaktionen» als traurige
Regentenpflicht galt.

Noch später als dieses Bild muß das Por-
trät Mariannens in der Münchener Pinakothek
(Nr. i3o2) entstanden sein, das dort nach einer Fig. 42. Bildnis der K5nigin Marianne als witwe.

Bestimmung Wilhelm Schmidts Carrefio heißt, Sdüofl viareggio bei Lucca.

von Justi aber dem Claudio Coello zugeteilt

wird (Fig. 44).2 Die von Alter und Krankheit zerstörten Züge und der zahnlose Mund deuten darauf
hin, daß es nicht lange vor dem am 16. Mai 1696 erfolgten Tode Mariannens gemalt sein kann. Sein
Vergleich mit ihren Jugendbildnissen flößt fast ein leises Grauen ein. Was ist aus dem mit so naiver
Unschuld in die Welt und in die Zukunft blickenden Kinde geworden! Nur ein gedrängter Rückblick
auf die ihr von einem grausamen Geschick auferlegten schweren Prüfungen wird dies erklärlich machen
und vielleicht auch zur Richtigstellung manch allzuharten Urteiles beitragen können, das über sie
gefällt wurde.

Im alten Wien, das von seinen hohen Basteien über die weiten grasbewachsenen Glacis und die
entlegenen ländlichen Vorstädte hin den Blick auf die dichtbewaldeten Höhen des Wienerwaldes
eröffnete, in Ebersdorf mit seinem damals prächtigen Parke und den angrenzenden grünen Donauauen
und in der idyllisch gelegenen Hauptstadt der Steiermark verlebt sie die ersten goldenen Jahre ihrer

como del Senor Don Juan de Austria . . . Murib ultimamente por el mes de Septiembre del ano de mit seiscien-
tos y ochentay cinco, y d los setenta y dos de su edad. Yo le vi espirar.» — P. 443 ff. über Claudio Coello:
«Aviendo, pues, Coello buelto ä Madrid, y vacado la pla^a de Pintor del Rey, por muerte de D. Francisco de Her-
rera, se la conßrib su Magestad ä Don Claudio, por los buenos informes de Carrefio, que era voto de Justicia . . . Des-
pues se ocupb Don Claudio en diferentes Retratos, y otras cosas de la obligacion de su empleo . . . Retratb
tambien d la Reyna Madre nuestra Senora Dona Maria-Ana de Austria, con superior acierto . . . Murib
Claudio el ano de noventay tres, ä veinte de Abril.»

1 Prado Nr. 1016. Vgl. Madrazo, a. a. O., p. 556 ff.

2 Justi, a. a. O. II2, S. 348.
 
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