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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Zimmermann, Heinrich: Zur Ikonographie des Hauses Habsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0220
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2l6

Heinrich Zimmermann.

Kindheit. Gemeinsam mit dem Kronprinzen Ferdinand genießt sie eine völlig deutsche Erziehung,
die anfangs der vom Vater her bewährte Präzeptor Dr. Elias Schüller und die von ihrem Zeitgenossen
Khevenhüller als treffliche Frau gerühmte Gräfin Trautson leitet. Mit Rücksicht auf ihre schon früh
geplante Vermählung mit dem spanischen Thronerben und wohl auch auf die Heimat ihrer Mutter

Fig. 43. Francisco Rizi, Karl IL, Marie Louise und Marianne beim großen Auto de i& vom

3o. Juni 1680.

Madrid, Prado, Nr. 1016 (Ausschnitt).

wird zwar bald auch der Unterricht im Spanischen in den Lehrplan aufgenommen, allein noch immer
bleibt ihre ganze Umgebung eine vorwiegend deutsche. Da verliert sie im gleichen Jahre 1646 Mutter
und Bräutigam und die schon wenige Monate darauf erfolgte Verlobung mit ihrem um 3o Jahre älteren
Oheim lenkt ihr Leben in andere Bahnen. Fast noch zwei Jahre allerdings weilt sie auf heimischem
Boden; allein schon die Reise in ihre neue Heimat läßt für ihr späteres Schicksal Böses ahnen. Von
dem geliebten Bruder, der ihr auf dieser Reise das Geleite gibt, nimmt sie in Mailand schmerzlichen
Abschied, einen Abschied fürs Leben, da er schon fünf Jahre später in der Blüte des Lebens stirbt. In
Spanien angekommen, wird sie zunächst in ein Kostüm gepreßt, das überall, wo es sich im Auslande
zeigt, selbst bei den wenig prüden Damen am Hofe Ludwigs XIV. Anstoß und Spott erregt.1 Philipp IV.

1 Justi, a. a. 0. II2, S. 245. — Man vergleiche auch folgende Äußerungen der Madame de Motteville, a. a. O. V, p. 87:
«L'Habit et la Coiffure des Femmes d'Espagne nie fit de la peine ä voir. Leur Corps n'etoit point vetu de rien qui füt
ferme, et leur gorge etoit ouverte par derriere . . . Lews epaules, par consequent, me firent mal au cceur, a les voir
ainsi decouvertes. Leurs petites manches etoient tailladces et de mauvais air. Elles avoient peu de Unge, et leurs den-
telles nous parurent laides, leurs manches pendantes etoient saus grace, et leur Gard-Infante etoit une machine, a demi
 
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