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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Dimier, Louis: Die französischen BIldnisse in der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0226
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222

Louis Dimier.

Galerie in Wien zurückgeht. Die Originalzeichnung des von Kenner angeführten Bildes im Cabinet
des Estampes zu Paris, Boite IV, alt Nr. 22 (Taf. XXXIII, 1).

168. Karl IX., König von Frankreich. In einem Exkurs über das Bildnis dieses Fürsten in
ganzer Figur (Nr. 572 der kaiserlichen Galerie in Wien) schlägt Kenner, gestützt auf sehr gewichtige
Gründe, vor, die Inschrift dieses Bildes in zwei Punkten zu verbessern. Daß er damit Recht hat, be-
weist die vorbereitende Originalzeichnung dieses Porträts in der Ermitage zu St. Petersburg (ausge-
stellt unter Nr. 404), die das Datum 1566 trägt. Damals zählte der König, wie Kenner geschlossen hat,
wirklich 15—16 Jahre; die beiden Ziffern der Inschrift müssen darnach verbessert werden. Nur in einer
Beziehung weicht meine Ansicht von der meiner Kollegen ab. Sie glaubten, die falschen Ziffern auf
eine spätere Übermalung zurückführen zu müssen. Meines Erachtens sind sie die ursprünglichen der
Inschrift und diese selbst, erheblich jünger als das Porträt, war schon von Anfang an ungenau. Was
das Bildnis der Sammlung des Erzherzogs Ferdinand betrifft, so geht es wirklich auf dasselbe Original

wie die Miniatur des Hofmuseums zurück. Die klei-

nen Unterschiede haben ihren Grund nur in der man-
gelhaften Ausführung. Ich glaube, daß weder dieses
Bildnis noch die Katharina von Medici (Nr. 166) Clouet
zuzuschreiben sind.

170. Heinrich III., König von Frankreich,
von Kenner ungefähr in das Jahr 1573 gesetzt. Seither
konnte ich ein Bild dieses Königs identifizieren (Chan-
tilly Nr. 256),1 das in eben jenem Jahre ausgeführt wurde.
Der Vergleich beider genügt dazu, es bedeutend später
anzusetzen als das von Kenner angeführte Bildnis.

171. Elisabeth de France, Tochter König
Karls IX. und Enkelin Kaiser Maximilians II.
Angesichts der Seltenheit von Bildnissen dieses Kin-
des ein Stück von hervorragender Bedeutung. Ich
glaube, daß ein Bildnis, das bisher irrtümlich als das
der Margarete, Tochter Heinrichs IL, galt (Cabinet
des Estampes in Paris, Boite III, alt Nr. 84), ein Mei-
sterwerk von unbekannter Hand, diese junge Prinzes-
sin darstellt (Taf. XXXIII, 2). Der Vergleich mit dem
von Kenner angeführten Porträt scheint diese Annahme
zu bestätigen. Hinzuzufügen sind zwei Miniaturen des
Gebetbuches der Katharina von Medici im Louvre

Wien, kunsthistorisches Hofmuseum. (foL 182 reCt0 Und f°L ^ reCt0)> angeblich dieselbe

Persönlichkeit darstellend.

174, 175. Antoine de Bourbon, König von Navarra, Vater Heinrichs IV. Kopie nach
dem gleichen Original bei Gaignieres, der sie in seinem Recueil kopiert hat (Cabinet des Estampes in
Paris, Oa 17, fol. 15; in ganzer Figur ebenda, fol. 16).

176. Jeanne d'Albret, Königin von Navarra, Mutter König Heinrichs IV. Kopie nach
demselben Original bei Gaignieres, der sie für seinen Recueil kopierte (Cabinet des Estampes in Paris,
Oa 17, fol. 17; in ganzer Figur ebenda, fol. 18). Die Originalzeichnung im Album Hugford bei Herrn
Salting in London, fol. 5.

178. D'Andelot, Bruder des Admirals Coligny. Kenner bemerkt richtig, daß das Porträt
auf dasselbe Original zurückzuführen ist wie der Kopf derselben Persönlichkeit im Haag (Nr. 432).
Zu erwähnen ist, daß dieses letzte nur eine etwas geänderte Kopie nach dem Stiche von Marc Duval
ist. Originalzeichnung zu diesem im Cabinet des Estampes in Paris, Sammlung Hennin, tome VII, fol. 52.

1 Un portrait meconnu de Henri III et Ie peintre Jean Decourt: Gazette des Beaux-Arts 1902, tome 2.
 
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