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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Hans Maler von Ulm, Maler zu Schwaz
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0250
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246

Gustav Glück.

mels Hypothese, der in dem anonymen Künstler den aus Urkunden bekannten Hofmaler Ulrich Tieffen-
brunn erkennen wollte. Friedländer stellte nun selbst die sorgfältig begründete Vermutung auf, der
«Monogrammist, dessen nachgewiesene Arbeiten in die Zeit zwischen 151g und 1525 (1529?) fallen,
sei der urkundlich genannte Hans, Maler von Schwaz, der zwischen 1500 und 1510 dem Kaiser Max
verschiedene Wiederholungen von Fürstenbildnissen lieferte». Er liest also das Monogramm Hans
M . . . . Maler zu Schwaz und fügt hinzu: «Die Hypothese wird aufhören, Hypothese zu sein, sobald
in Schwaz ein Maler Hans nachgewiesen ist, dessen Familien- oder Zuname mit ,M' beginnt.»

Diesen Nachweis vermögen wir nun mit Hilfe des erwähnten Bildes1 zu führen, das sich im
Besitze Seiner Exzellenz des Grafen Franz Thun befindet, dem wir für die gütige Erlaubnis der Re-
produktion zu größtem Danke verpflichtet sind (Taf. XLII). Es ist eines der vorzüglichsten Bilder,
die wir von diesem Meister besitzen. Dargestellt ist jener Anton Fugger, auf dessen Bildnisse von
der Hand desselben Künstlers in der Kaufmannschen Sammlung in Berlin, im großherzoglichen
Schlosse in Mannheim und im Museum von Bordeaux schon Friedländer aufmerksam gemacht hat.2
Die Haltung und die Tracht sind fast dieselben wie auf dem Berliner Bilde, das vom 10. März 1525
datiert ist; nur sieht man hier den ganzen Oberkörper des Mannes und, was auf Bildnissen des
Meisters Hans selten vorkommt, auch die Hände. Die Linke liegt auf dem Degenknauf, die Rechte legt
sich an die Schaube. Beide Hände sind, wie dies Friedländer auch bei den Frauenhänden des Meisters
bemerkt hat, besonders wohlgestaltet und sehr gut gezeichnet.

Anton Fugger, geboren am 10. Juni 1493, gestorben am 14. September 1560, ist eines der hervor-
ragendsten Mitglieder der berühmten Augsburger Bankiersfamilie.3 Nach dem Tode seines Onkels
Jakob Fugger, des Reichen, des eigentlichen Gründers der Weltmacht des Fuggerschen Hauses, über-
nahm er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Raimund die Führung des großen Handelsgeschäftes
und wurde dadurch der finanzielle Berater Karls V. und Ferdinands I. An allen wichtigeren finan-
ziellen Transaktionen seiner Zeit nahm er einen bedeutenden Anteil und bewährte sich dabei als feiner
Diplomat und als kluger Kaufmann zugleich. 1526 verlieh Karl V. den beiden Brüdern den Grafen-
stand, 1530 weitere wichtige Privilegien. In Antons Hause in Augsburg, das durch seine Pracht be-
rühmt war, verkehrten viele Künstler und Gelehrte. Zu seinen Freunden zählten Humanisten wie
Konrad Peutinger und Erasmus von Rotterdam; der letztgenannte hat ihm sogar seine Ausgabe von
Xenophons Hieron zugeeignet. Der Augsburger Bankier war also kein trockener Geldmann, sondern
hatte für das geistige Leben seiner Zeit volles Interesse. Solche Eigenschaften lassen sich, wie uns
scheint, an den Zügen unseres Bildnisses erkennen; der lebhafte Ausdruck der Augen verrät zugleich
feine Bildung und weltmännische Klugheit. Dabei möchte man aus der sehr aufrechten Haltung des
Dargestellten auf eine gewisse Art vornehmen, würdevollen Stolzes schließen.

Auf die Beziehungen des Meisters Hans von Schwaz zur Familie der Fugger, die in Schwaz
große Bergwerke unterhielten, hat schon Friedländer aufmerksam gemacht. Von diesen Beziehungen
zeugen außer den Bildnissen Antons das seines Vetters Ulrich (gestorben 1525) im Besitze des Fürsten
Fugger-Babenhausen in Augsburg und das des Fuggerschen Faktors Matthäus Schwarz (von 1526)
im Pariser Privatbesitz.

Auf der Rückseite unseres Bildes findet man in schöner, klarer Antiqua die folgende wichtige
Inschrift, die die schöne Vermutung Friedländers in überraschender und schlagender Weise bestätigt:

~ ANNO DOMINI M • D • XXIIII PRIMA IVLY
ANTONIVS FVGGER
Ü2TATIS SVE ANNORVM XXXI DIERVM XXI.

(Darunter das Wappen; unten am Bildrande die weitere Inschrift:)
_ HANS MALER VON VLM MALER ZVO SCHWATZ.

1 Auf Holz, 65 cm hoch, 59 cm breit.

2 Vgl. Gemälde des XIV.—XVI. Jahrhunderts aus der Sammlung von Richard v. Kaufmann, Berlin 1901, Taf. XXXVIII.

3 A. Stauber, Das Haus Fugger. Augsburg 1900.
 
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