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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 25.1905

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Zimmermann, Heinrich: Das Inventar der Prager Schatz- und Kunstkammer vom 6. Dezember 1621: nach Akten des k. und k. Reichsfinanzarchivs in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5915#0341
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Das Inventar der Prager Schatz- und Kunstkammer vom 6. Dezember 1621.

LXXV

19443 1647 April 17, Prag.

DerHof kammerrat Abraham Guntzelüberreicht dem
Ritter des Ordens von Calalrava, kaiserlichen geheimen
Rat und Kämmerer, Oberstlandhofmeister in Böhmen
und Hofkammerpräsidenten Ulrich Franz Liebsteinsky
von Kollowrath das Gutachten der beiden mit der Unter-
suchung der Kunstkammerangelegenheit betrauten Kom-
missäre von Lobkowitir und Schwäbel nebst seinem an
Kaiser Ferdinand III. gerichteten Majestätsgesuche mit
der Bitte, beides dem Kaiser bei guter Gelegenheit zu
überreichen und für ihn das Absolutorium ^11 erbitten,
wie ihm denn auch der Oberstmünzmeister von Lob-
kowitz seine Fürsprache beim Kaiser zugesichert habe.
In dem privaten Streite wegen der Erbschaf t nach seiner
Frau habe er sich unter Vermittlung des Fürsten von
Lobkowitz Herzogs zu Sagan mit Miseroni bereits ver-
glichen; es sei daher nur noch die Erledigung der Kunst-
kammerangelegenheit nötig, damit er ruhig sterben
könne. — Datum Prag den 17. aprilis anno 1647.

Eigenhändig geschriebenes und unterschriebenes Orig. Pap.
- In dem beiliegenden undatierten Majestätsgesuche an Kaiser
Ferdinand III. — Orig. Pap. mit der eigenhändigen Unterschrift des
Aufteilen — faßt Guntzel nochmals kttr; alle in seinem Berichte
vom'" Jänner 164- angeführten Gründe kur; zusammen und bittet,
ihn als einen durch die trübsecligc zeiten erschöpften am alter
siebenzigiährigen und an diensten 41jährigen Diener von dem ver-
dacht und Verantwortung einer so frembden Sache allergnedigst zu
ab-olviren und umb dero selbst aigenen hoben Interesse
willen dero kaiserliche schaz- und kunstcamer i n eine
richtige beschreibung und iuventirung verfaßen zu
1 alle a.

19444 1647 Oktober 10, Prag.

Die böhmische Hofkammer berichtet an Kaiser
Ferdinand III. über die Ergebnisse der bezüglich der
Abgänge in der Prager Kunstkammer eingesetzten Kom-
mission und stellt folgende Anträge:

Die hofeamer hat die Sachen gleichfals erwogen
und befündet dieselbe aus angehörter relation der com-
missarien, daz hiebei der Günzl als tertius aigentlich
nit interessirt ist und daz auch dazjenige, waß ange-
geben, nit probirt würdt. Und ob nun wohl auch tertius,
wan er von der sach partieipirt oder dardurch locuple-
tirt wirdt, auch red und antwort zu geben schuldig,
muß jedoch die probatio desselben, so dißfals auch er-
manglt, vorhergehen. Gleichwol aber möchten

1. von ihme Günzl alle angeregte speeificationes in ori-

ginali abgefordert und, obwol nit probirt würdt,
daz besagtes einhorn in die kunsteamer gehöre, ist
jedoch solches zu vermuetten, dahero

2. dasselbe von ihme Günzl wie zuvor der handstein

abzufordern were. Zum

3. khunde zu Wien in den schaz- und kunstschriften

wegen des oftgedachten originalinventarii nach-
geschlagen und selbiges mit der vorkhommenen
abschrift conferirt werden, daraus alles dubium
khünte aufgehebt und erleutert werden, wo nit,
man 'sunsten der sachen weiter nachforschen
möchte. Im übrigen ist wol ein sonderbahre not-
turft, daz ein rechtes inventarium und beschrei-
bung der hiesigen kunsteamer aufgerichtet werde,
welches dan ain gehaimben rath und obristen ca-
merer dem graven von Puchaimb und wehn er ihme
zu adjungirn vermaint, aufzutragen wehre, also
daz si der aufrichtenden inventarien zwai verferti-

gen und eines euer kais.maj., daz ander aber dero

schazmeistern dem Miseron angehendigt wurde.

Zum beschluß vermeinte die hofeamer gehorsamst,
es möchte der Günzl bei obangehorter der Sachen be-
schaffenheit diser sach halben weiter nit angefochten
sondern alles ungleichen Verdachts oder Verantwortung
genzlich absolviret werden.

Presentibus: Duce de Sagan, domino comite
Schlik, Martiniz cancellario bohemico, domino a Co-
lobrat consiliaro intimo et camerae aulicae praeside,
domino comite a Puchaimb, Martiniz burggravio, Colo-
redo, Wallstein, domino comite Ungnad camerae aulicae
vieepraeside.

Am Rande: Placet imperatori, wie gerathen, und
begehrn ihre maj. zum sehen daz silberne gießbekh
vom Günzl. In aud. zu Prag den 10. octobris 1647.

Kon;. Pap.

19445 1647 Oktober 11, Prag.

Der böhmische Kammerrat Abraham Guntzel wird
mittels Dekretes verständigt, daß Kaiser Ferdinand III.
in der Angelegenheit der Prager Kunstkammerfolgendes
entschieden habe:

Als nemblichen und fürs erste lassen ihre maj.
passiern und nemben für guet an die wegen der ab-
gengigen stuckh in der khunsteamer mit andern gethone
compensation und ersezung.

Zum änderten haben ihre khais. maj. gnedigist be-
volchen, von ihme herrn Günczl die originalia der-
jehnigen speeificationen, dern copien er in seiner zuer
commission überraichten informationschrift copeilich
beigelegt, abzuefordern.

Zum dritten solle er das einhorn nacher hoff
geben und wellen ihre maj. dasselbe sehen und würdet
hernach er herr Günczl zu vernemben haben, ob ihre
maj. es behalten oder ihme wider werden ervolgen lassen.

Viertens begehrn ihre khais. maj. zum sehen das
silbere gießbeckh, welches ihre khais. maj. Ferdinand
der Ander lobseeligister gedechtnus dem Hannß Carl
Künig vermög der vorgebrachten verzaichnus FF ge-
schenkht haben.

Betreffend zum beschluß den wegen erwehnter
angegebener abgang in der khaiserlichen schaz- oder
khunsteamer khombenen verdacht do sehen ihre khais.
maj. aus allem deme, was in diser sach fürkhomben und
berüerter commissarien relation mit sich bringt, im
wenigsten nit, das er herr Günczl dessen im geringsten
zu entgelten haben solte oder das derentwillen dem-
selben ichtwas ungleiches quoquo modo mit einem fun-
dament zuegemuettet werden khunte. Haben derowegen,
wie si es also von recht und billigkheit wegen befunden,
allergenedigistresolviert und anbevolchen, ihnedisfahls
von aller Verantwortung genzlichen zu absolviern und
loßzusprechen, gestalten dann ihme herrn Günczl dest-
halben und disfahls zu mehrern seiner defension gegen
meniglich aus ihrer khais. maj. gnedigistem bevelch
gegenwertiges decret erthailt würdt. Und es verbleiben
ihre khais. maj. demselben benebens mit gnaden wol
gewogen. Signatum Prag under mehrallerhöchsternent
ihrer khais. maj. hiefürgetruckhtem khaiserlichen secret-
tnsigl. Per imperatorem 11. octobris 1647.

Kon;. Pap.

k*
 
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