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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 3
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Wolters, Paul: Athena des Kephisodot
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0185
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Wolters, Athena des Kephisodot. J73

hat Conze (dort S. 297) bereits bemerkt, aber auch für den Satyr gilt dies. Er ist
Nachbildung des Satyrs mit dem Krupezion 1 und es erhebt sich sogar für uns die
Frage, ob die Zusammenstellung, in welcher uns die Münze die beiden Figuren
zeigt, etwa die ursprüngliche ist. Neben solchen Beispielen hat die Wiederholung
der attischen Eirene auf der Münze von Kyzikos nichts Auffälliges 13, und wir dürfen
also ruhig an Brunn’s Vermutung festhalten.
Das eine sicher erkannte Werk des Künstlers mufste den Wunsch wecken,
Nachbildungen auch von seinen anderen überlieferten Schöpfungen, namentlich
seiner so gerühmten Athena Soteira14 zu finden. Versuche dazu sind sicherlich
mehrfach gemacht worden, der Öffentlichkeit vorgelegt sind sie aber nicht, aufser
zweien, so viel ich weifs, und diese ohne eingehende Begründung. Furtwängler15
bezog zweifelnd die Athena Farnese und ihre Repliken hierher, Milchhöfer10 mit
mehr Entschiedenheit die Pallas von Velletri1'. Ich vermag in keiner von beiden
so viel Verwandtschaft mit der Eirene zu spüren, dafs die Zurückführung gesichert
wäre, ja beim letzteren Werke treten mir nur Unterschiede entgegen. Aber die
Vermutung scheint auch mehr auf der Bedeutung des Werkes im Allgemeinen ge-
gründet, als auf einem Vergleich mit der Eirene. In dieser Beziehung steht die
Athena Farnese günstiger da, deren Abhängigkeit von der Kunst des Phidias so
offenbar ist. Doch mir scheint ein anderer Typus begründeteren Anspruch zu
haben, für eine Kopie nach Kephisodot zu gelten.
In der grofsen herkulanischen Villa stand neben einer weiblichen Büste, die
für Vesta erklärt wird, die auf S. 174 in Seitenansicht, auf S. 177 und auf Tafel 3
in Vorderansicht wiedergegebene Büste der Athena18. Sie ist bis auf das kleine
Stückchen einer Locke am rechten Ohr unversehrt erhalten, nur ist die Oberfläche
hier und da ein wenig beschädigt. Dafs wir berechtigt sind, unter den Büsten
der Villa Kopien berühmter Statuen zu erwarten, beweist das typische Beispiel des
hier gefundenen Doryphoros, in unserem Fall wird es auch noch erhärtet durch
zwei weitere Kopien, beide, wie die genannte, Flermenbtisten. Die eine derselben

I2) Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien III
S- 243, 546.
)3) Vgl. die Etp'/jV^] znl cO(J-ovot« Catalogue of the
Greek coins in the British Museum, Alexandria
8. LH.
14) Plinius N. PI. 34, 74: Cepliisodotus Minervam mira-
bilem in portu Atheniensium et aram ad templum
Iovis Servatoris in eodem portu, cui pauca com-
parantur. Pausanias I, 1, 3: 0£«<; §e ccgio'J xtöv
&'i Uetpaisi p.ohma ’ADtjVo:;; lern xal Aid? TEp.evo^-
yaXxoö p.ev dp.cpdxcpct xd dydXp.axcz, i'/n o’ 6 piv
G'/.Yjiixpov xal Nr/vTjV, rj o’ ’ADrjva odpu.
’5) Roscher’s Lexikon I, 1 S. 700. .Seine Bemer-
kung auf 8. 702 bezweckt offenbar nur die Clia-
rakterisirung einer anderen Schöpfung, ohne dafs
La villa Ercolanese

engerer Zusammenhang mit dem überlieferten
Werke angenommen würde.
lü) Arch. Studien, PI. Brunn dargebracht 8. 48, 2.
17) Dafs die Pallas von Velletri Lanze und Schale
gehalten hat, geht wol aus der Münze Journal
of Hellenic studies VIII S. 29, 8 hervor. — Ich
möchte gegen Milchhöfer (Arch. Studien 8. 48)
bemerken, dafs die »Athena des Eubulides« mit
der von Velletri nicht nur allgemein im Gesichts-
typus, sondern genau in Haltung des Kopfes
und Form des Plalsaussclrnittes übereinstimmt,
so dafs die Annahme, sie sei im Wesentlichen
eine Kopie der von Velletri gewesen, nicht ab-
zuweisen ist.
18) Neapel Nr. 6322. Vgl. Comparetti und De Petra,
faf. 20, 1. 2 S. 273 f.
 
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