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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Treu, Georg: Die technische Herstellung und Bemalung der Giebelgruppen am olympischen Zeustempel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0062
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Treu, Technik und Bemalung der olympischen Giebelgruppen.

Farbspuren30. Hier schliefsen sich auch die für uns in erster Linie wichtigen olym
pischen Metopen und die vom Parthenon an. Spätere Reliefs sind bei der Ver-
gleichung bei Seite gelassen, da ihr freierer Stil auch eine Änderung im Charakter
ihrer plastischen Polychromie herbeigeführt haben mag.
Zu diesen vier Gattungen stehen unsere Giebelgruppen auch in Bezug auf
ihre Färbung in einem ganz verschiedenen Verhältnis.
Von den Bildwerken in rohem Muschelkalk trennt sie der festere, weifse,
kostbare Stoff. Daher vorwiegender, wenn auch durch Lasuren gebrochener Marmor
ton im Nackten und weniger grelle Buntheit in der Bemalung, entsprechend dem
Zuge der neuen Zeit nach Gröfse, Ruhe, Einfachheit und lichterer Farbenwirkung.
Von den Einzelstatuen unterscheidet unsere Gruppen die Bestimmung für
den Anblick aus gröfserer Ferne, die Einfügung in einen bunten Rahmen und die
Aufstellung unmittelbar vor einem stark farbigen Hintergrund. Daher die Unter-
drückung der kleingemusterten Einzelheiten und statt dessen die gröfsere Ausbrei-
tung einheitlicher, scharf abgegrenzter satter Farbenflächen in den Gewändern und
Rosseleibern. Dies ist besonders wichtig. Denn während bei den Einzelstatuen
der Akropolis die Farben nach Lechats Berechnung nur etwa ein Fünftel der Ober-
fläche einnehmen, deckten sie in unseren Giebeln, wie wir oben sahen, über drei
Vierteile des Ganzen.
Am nächsten läge es, sie in dieser Beziehung mit den Giebelgruppen der
unmittelbar vorangehenden Zeit zu vergleichen. Allein von dem Gigantenkampf
des alten Athenatempels ist zu wenig übrig, als dafs seine Vergleichung uns wesent-
lich fördern könnte. Die Ägineten aber zeigen schon in dem Uberwiegen der
nackten menschlichen Körper einen mehr statuarischen Charakter, der sie auch
in ihrer farbigen Gesamtwirkung von den olympischen Giebeln unterschieden
haben wird31.
Unsere Giebel stehen, wie im flächenhaften Reliefstil ihrer Composition,
so auch in der Weise ihrer Bemalung, vielmehr der vierten Gruppe, den mar-
mornen Weihreliefs und Metopen am nächsten. Unter diesen schien uns das
Charitenrelief von der Akropolis für die Gewänder, für die Gesamtwirkung vor
allem natürlich die olympische Stiermetope und der bemalte Kopf des Herakles
als Löwensieger am besten eine Vorstellung von der Farbenverteilung innerhalb
der Giebelgruppen zu gewähren. In erster Linie natürlich die Stiermetope. Wie
hier der lichte LIeraklesleib mit rotem, in Schwarz gegliedertem Haar und far-
bigen Einzelheiten sich als helle Masse von dem braunroten Stiere und dem blauen

30) Doch gehört in diese Klasse ein sicheres Bei-
spiel von braunroter Bemalung eines männlichen
Körpers auf dem später hinzugefundenen Bruch-
stück des Reliefs bei Schöne, Griech. Reliefs
No. 83; Furtwängler, Athenische Mittheilungen
V 1880 S. 24 Anm. 3. Vergl. oben Anm. 29.
31) Die Athena wird vermutlich auch in den beiden

Äginetengiebeln in rotem Gewände dagestanden
haben. Ganz sicher scheint dies jedoch nicht,
da die beiden Reste zinnober- bez. kirschroter
Farbe, auf welche sich Brunn, Glyptothek5 S. 73
beruft, an dem unteren Gewandrande sitzen und
daher möglicherweise von Säumen herriihren
könnten.
 
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