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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Kalkmann, August: Die Statue von Subiaco
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0076
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Kalkmann, Die Statue von Subiaco.

fälligen linken Arm gegenüber dem stark erhobenen rechten. — Die Vorderansicht
der Figur läfst erkennen, dafs die Beine ein wenig nach der rechten Körperseite
hin gerichtet sind, während der Oberkörper die
umgekehrte Richtung hat, sodafs die rechte Hüfte
etwas nach aufsen heraustritt; die Arme dagegen
folgen wieder mehr der Richtung der Beine. Diese
gegensätzlichen Bewegungen, die man ähnlich auch
am Myronischen Diskoboi dargestellt sieht, sind
kaum mifszuverstehen als der bewufste Ausdruck
für ein Balanciren des Körpers irgend welcher Art,
und dafs der Körper thatsächlich in der Schwebe,
in einer transitorischen sich gerade vollziehenden
Bewegung vorgestellt ist, darüber läfst die Hal-
tung der Beine nicht in Zweifel. Sie sind so stark
im Knie gebogen, dafs der linke Unterschenkel
dem Boden nahe ist, während der linke Fufs nur
mit den Zehenspitzen den Boden berührt; das Bein
selbst aber stöfst nicht auf den Boden, denn unter
dem linken Knie befindet sich nicht etwa eine
Bodenerhebung, sondern nur eine kleine Stütze,
die der Bildhauer aus technischen Gründen dem
schwebenden Bein gab, so gut er eine starke
Stütze unter den rechten Oberschenkel anbrachte.
Weiter scheint ausgesprochen, dafs die Bewegung
sich in der Richtung nach vorwärts vollzieht, da
Glieder und Körper nach vorwärts gerichtet sind.
Das rechte Bein greift weit nach vorne aus, und
zwar so, dafs der Unterschenkel schräg vornüber
geneigt ist —- er ist nicht gerade auf den Boden
oder nach hinten zu gerichtet; der Eindruck der
entsprechenden Neigung des Oberkörpers wird
verstärkt durch den gleicher Weise gerichteten linken Oberschenkel. Die Arme
sind nach vorwärts gerichtet; zugleich mit dem schräg vorgehenden linken Arm ist
die linke Seite des Oberkörpers etwas vorgedreht. Die in der Körperhaltung aus-
gesprochene Bewegung nach vorwärts aber scheint sich eher in aufwärtiger Rich-
tung — keinesfalls nach abwärts — vollziehen zu wollen, wozu die Haltung des
Kopfes und der stark erhobene rechte Arm pafst.
Mir scheinen auf solche Weise die Grenzen umschrieben, innerhalb deren
die Deutung sich zu bewegen hat. Wir haben kein Recht, nach verborgenen Be-
ziehungen zu suchen, die im Widerspruch stehen mit der Gesammterscheinung der
Figur: in diesem Sinne verbieten sich Deutungen, die mit der klar ausgesprochenen
Bewegungsrichtung des Körpers unverträglich sind. Der Jüngling kniet weder — das
 
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