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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Kalkmann, August: Die Statue von Subiaco
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0113
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Kalkmann, Die Statue von Subiaco.

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kommen war, habe ich mich bei meiner Untersuchung über die Proportionen vor-
zugsweise an ruhig stehende Figuren gehalten, jedoch nicht ohne davor zu warnen,
Mafstabellen allein für kunstgeschichtliche Resultate im gewöhnlichen Sinne zu ver-
werthen. Auf solche konnte es mir überhaupt zunächst nicht ankommen150. Denn
ich fasse die Proportionen gleichwie die Gewandbehandlung und Anderes als ein
Gebiet systematischer Forschung, wo es zunächst gilt zu beobachten und unsern
Blick zu schärfen für die Eigenart der griechischen Kunst und ihrer Entwicklung;
ich glaube, dafs wir so am besten vorbereitet werden für die Erkenntnis jener
grofsen Wandlungen in der künstlerischen Auffassung der Natur, welche die Mark-
steine der geschichtlichen Entwicklung der Kunst überhaupt bilden. Das individuell
Künstlerische und Persönliche, das zunächst unterzutauchen scheint in dem Strome
des Allgemeinen, wird sich nur um so deutlicher hervorheben, und es mufs sich
zeigen, wie weit es gehorcht und wie weit es gebietet; jenes Allgemeine freilich
betrifft nicht die Kunst allein, sondern die ganze Cultur, die kein Künstler meistert.
Aber dies sind die letzten und wie mir scheint bei dem eigenthümlichen Character
der griechischen Kunst am schwersten zu lösenden Fragen.
A. Kalkmann.

150)Furtwängler hat meine Arbeit mifsverstanden, wie
der Satz gleich am Anfang seiner Recension
zeigt: »Wer geglaubt hat, es bedürfe nur ge-
nauer Mafstabellen, um auf die Frage nach der
kunstgeschichtlichen Stellung eines Werkes eine
unumstöfslich sichere Antwort geben zu können,
mufs diese Illusion nun fahren lassen.« Eine merk-
würdige Illusion übrigens, als ob überhaupt jemand
oder gar einer allein unumstöfslich sichere Ant-
gleich auf Meister

wort zu geben vermöchte! — Einseitige Behand-
lung ist unvermeidlich bei systematischer Unter-
suchung. Mit Unrecht traut mir F. zu, dafs ich
Alles gesagt hätte, was ich weifs oder zu wissen
glaube; über die kunstgeschichtlichen Fragen,
welche F. in seinen belehrenden Einwürfen kur-
zer Hand erledigt, glaube ich sogar lange und
mit Ernst nachgedacht zu haben, ohne freilich
nach vermeintlichen Kennzeichen der Werke
zu schliefsen.
 
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