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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Pernice, Erich: Über die mittleren Metopen der Südseite des Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0135
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Pernice, Über die mittleren Metopen der Südseite des Parthenon.

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engstem Zusammenhänge steht, der Frevel der Kekropiden, sodann in Metope XV
und XVI die Vernichtung des Amphiktyon, Erichthonios gelangt in Attika zur
Herrschaft, endlich in den übrigen Metopen die wichtigste und gröfste That des
Erichthonios, die Stiftung des ξόανον und der Panathenäen, die ja mit der Auf-
richtung des ςόανον in unlösbarer Verbindung stehen.
Es bleibt die Frage offen: wie hat es geschehen können, dafs die Ken-
taurenmetopen so plötzlich und unvermittelt durch den Einschub ganz fremdartiger
Metopen zerrissen und in zwei Teile zerlegt wurden? Denn dafs die Störung der
Einheit durch die neun Metopen eine vollkommene ist, ist ja klar. Wir wollen
dabei nicht mit der Möglichkeit rechnen, dafs die Metopen für den älteren Par-
thenon bestimmt waren und in dem ursprünglichen Projekt einen angemesseneren
Platz hatten, sondern wir können als Analogon nur auf die Nordseite des Parthenon
hinweisen. Obwohl wir die drei Kentaurenmetopen bereits gestrichen haben, können
auch die noch übrigen elf unmöglich einem einzigen Darstellungskreise angehören.
Sicher gedeutet sind hier nur Metope XXIV und XXV als Scene aus der Iliupersis.
Aber zu der Iliupersis pafst Metope I schlecht, die auf einen Kampf im Freien
hinweist. Auch die Metopen XXVII—XXXII kann man schwerlich zur Iliupersis
in Beziehung setzen, am wenigsten XXIX mit dem rätselhaften Ringen auf dem
Pferd und XXXI mit den Göttern. Fis mufs sich hier um ganz andere Vorgänge
handeln. Den Langseiten gegenüber zeigen die schmalen Ost- und Westseiten
rücksichtlich der Darstellungen vollkommene Einheitlichkeit, einmal den Kampf der
Götter mit den Giganten und den Kampf der Griechen gegen Amazonen im Westen.
Man könnte denken, dafs man an den Langseiten durch den Wechsel der Metopen
auf die innere Einteilung des Tempels hätte hinweisen wollen, aber es läfst sich in
dieser Richtung nichts wahrscheinlich machen. Es scheint mir daher vorläufig un-
möglich, die P'rage auch nur annähernd zu beantworten.
E. Pernice.
 
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